Lesben in Bewegung

Zum zweiten Mal findet der vom Magazin L-MAG initiierte Dyke* March statt. Wir sprachen mit der Organisatorin und Verlegerin Manuela Kay
Wo kommt der Dyke* March eigentlich her? Wie vieles fing es in den USA an. Der erste Dyke March fand 1993 als Teil des March on Washington statt. Es ging darum, sich als Lesben sichtbar zu machen und nicht in der zumeist schwulen Masse der damaligen LGBT-Bewegung unterzugehen.
Wieso brauchen wir Sichtbarkeit, wer hindert uns daran gesehen zu werden? Ich glaube, Lesben hindern sich selbst daran. Zum Beispiel, indem sie nicht zu ihrem Lesbischsein stehen oder nicht darüber reden wollen. Eine lesbische Conchita Wurst wäre toll, aber irgendwie undenkbar. So viel Selbstdarstellungstrieb haben Frauen eher wenig und als Lesben dann noch mal weniger. Da muss man ihnen immer wieder einen Raum schaffen, in dem sie sich auch als Masse präsentieren können. Dafür ist der Dyke March dann gut.
Es gab in Europa – auch in Berlin – immer mal wieder Versuche, einen Dyke March zu etablieren. Warum war es dir so wichtig, es noch einmal zu probieren? Ich war auf mehreren Dyke Marches in den USA und dachte: Das ist toll und das würde uns in Deutschland gut zu Gesicht stehen. Der Erfolg vom letzten Jahr hat uns ja recht gegeben und jetzt will ich da dranbleiben.
Wie war das im letzten Jahr? Wir hatten uns im Zusammenhang mit dem 10-jährigen L-MAG-Jubiläum überlegt, was wir tun können. Ich fand, ein Dyke March würde super zur L-MAG passen, weil alles, was wir machen, mit lesbischer Sichtbarkeit zu tun hat. Ich hatte schon Angst, dass nur 50 Leute kommen oder so. Bei der Polizei hatte ich vollmundig 1.000 Leute angekündigt. Da muss man schon eine gewisse Anzahl nennen, sonst sagen die zu Recht: „Für die paar Leute müssen wir ja keine Straße absperren.“ Am Ende waren es aber sogar 1.800 Teilnehmerinnen.
Es war eine ganz klassische Demo: keine Wagen, keine Musik. In diesem Jahr auch? Ja, wir wollen eine Fußmarschdemo mit lustigen Sprüchen und Gesängen und Transparenten machen und die Urform der Demonstration wiederbeleben.
Traditionell gibt es beim Dyke March ja auch die Dykes on Bikes … Ja, da blutet mir das Herz, weil das leider in Deutschland keine Tradition hat.
Aber wäre es technisch möglich, mit dem Motorrad zum Dyke* March zu kommen? Das müsste ich dann extra anmelden. Wenn jetzt eine Flut von Motorradfahrerinnen sagt, sie würden gerne vorneweg fahren, müsste man das mit der Polizei kurz besprechen, und dann ginge das, ja.
Gibt es in diesem Jahr ein besonderes Motto? Nein, es
ist immer dasselbe Motto, das ist ja das Schöne, dann kann man sich auch nicht drüber streiten: Für mehr lesbische Sichtbarkeit und Lebensqualität.
Interview: Christina Reinthal
Dyke* March Berlin,
20.06., 19:30, Start: Frankfurter Tor, Ende: Kottbusser Tor
LISA Party – Dyke* March Special mit DJ Agent Age u. a., 20.06., 21:00, Südblock
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