Musik

It’s only Rock ’n’ Roll

3. Sept. 2014

Zoot Woman, die Gralshüter des stilsicheren Electropop, sind am 05.09. beim Berlin Festival im Astra und am 06.09. in der Arena zu sehen

– Zoot Woman melden sich mit dem neuem Album „Star Climbing“ und gleich zwei Konzerten in Berlin zurück. Wir trafen die Blake-Brüder Adam und Johnny zum Interview

Auf „Star Climbing“ hört man eine Bewegung weg von der klassisch britischen Schule des elektronischen Pop, hin zu französischen Einflüssen. Adam: Ja, es gibt französische Einflüsse. Als Daft Punk ihr erstes Album machten, hat uns das sehr geprägt. 

Praktisch jeder Artikel über euch führt 80er-Referenzen an. Nervt das? Johnny: Ich glaube, das geht vor allem auf unser erstes Album zurück. Und oft sind es die ersten Eindrücke, die hängen bleiben. Egal wie sehr du dich danach entwickelst und veränderst. Aber es stört mich nicht. 

Als elektronische Popmusik aufkam, war dieses Genre sehr subversiv. Es war der Gegenentwurf zum maskulinen Rock und zum körperbetonten R&B. Glaubt ihr, dass das Genre etwas von diesem subversiven Potenzial erhalten hat? A: Es liegt ja schon in der Natur der Musik, diese Rock-Maskulinität ist in der elektronischen Musik einfach nicht drin. 

Wenn man sich vorstellt, wie krass das gewesen sein muss, als etwa Human League in den USA erfolgreich wurden, die müssen dort wie Aliens gewirkt haben. Dürre Typen mit viel Make-up. A: Ja, oder als Boy George überraschenderweise in den USA ein Star wurde. Man fragt sich, wie kam es, dass die plötzlich einen solchen Typen akzeptierten? Da liegt für mich die Faszination, und das ist es auch, was man ein Stück weit für immer mit elektronischer Musik verbinden wird.

Einer der neuen Tracks heißt „Rock And Roll Symphony“ – im Ernst? A: Alle Songs handeln ja von Beziehungen, mit Freunden, Frauen, Männern, Partnern, was auch immer. „Rock and Roll Symphony“ handelt auch von einer Beziehung – der zwischen Liveband und Publikum. Für mich ist das die Bedeutung des Begriffs Rock ’n’ Roll: Du stehst auf der Bühne, es gibt keine Möglichkeit, sich zu verstecken, etwas zu manipulieren. Der Songtitel ist natürlich auch ironisch. 

Bringen die Umwälzungen im Musikgeschäft auch neue Freiheiten oder sehr ihr das eher pessimistisch? Schließlich musste man als Künstler früher durch bestimmte Nadelöhre der Branche, um ein Publikum zu erreichen. Heute dagegen lädt man seinen Song einfach selbst hoch und pfeift auf all die früheren Autoritäten. A: Ich denke, dass das eine gesunde Entwicklung ist. Heute ist der Weg hin zur Musik einfach viel kürzer. Manche sagen, dass das Internet alles so leicht verfügbar macht, dass die Dinge ihren Wert verlieren. Aber das sehe ich nicht so. Du musst sie ja noch immer suchen und finden. J: Im Netz ist ja alles sehr unmittelbar. Dadurch ist heute auch der Druck viel höher, von Anfang an richtig gut zu sein. Das lässt weniger Raum für eine allmähliche Entwicklung. A: Ich finde es dennoch insgesamt eine gute Sache, ich würde die Uhren nicht zurückdrehen wollen. 

Die Verpackung spielt ja heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Damit verliert das Medium auch eine wichtige Plattform des Ausdrucks. Wenn du eine Single nur noch digital veröffentlichst – warum solltest du noch in die Gestaltung eines Artworks investieren, wenn’s die Leute eh nur noch als Thumbnail auf ihrem Rechner sehen? A: Für uns ist das immer noch sehr wichtig. Bands wie Roxy Music verstanden es ja, das Visuelle perfekt mit der Musik zu verbinden. Für uns sind die beiden Dinge untrennbar. Es mag sein, dass für viele das Visuelle in der Musik an Bedeutung verloren hat. Aber nicht für uns!

Interview: Karsten Zang

Das Interview in voller Länge gibt es in der aktuellen Ausgabe der Siegessäule.
Auch online hier nachzulesen

Zoot Woman live, 05.09., 23:00, Astra, Berlin Festival, berlinfestival.de 

06.09., 23:30, Arena, zootwoman.com

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