Homo-Ehe – Nein Danke!

„Homo-Ehe ist kein Weg für Queers, die heterosexuelle Weltordnung zu verändern, sondern ein Instrument der heterosexuellen Weltordnung, uns zu verändern”
Sechs Thesen zur Heterosexuellen Weltordnung – und ein Vorschlag,
von Mads Ananda Lodahl
1. Homo-Ehe stellt uns nicht gleich
Für manche Leute scheint die Homo-Ehe die letzte, wichtige Veränderung zur Gleichstellung von Queers und Heteros zu sein. Aber die Homo-Ehe wird uns nicht gleichstellen. Für Trans*menschen, queere Asylbewerber_innen und Queers mit Migrationshintergrund wird sich wenig ändern. Auch an der Stigmatisierung von HIV, Selbstmord und homophober Gewalt wird sie kaum etwas ändern.
2. Homo-Ehe hilft nur den Privilegierten
Die Homo-Ehe hilft nur den Menschen aus der LGBTQ-Szene, die eh schon die meisten Privilegien haben: monogame Erwachsene mit der richtigen Staatsbürgerschaft, der richtigen Religion und dem_der richtigen Partner_in.
Der Kampf für die Ehe wird auf Kosten derer, die sich keine Kampagnen leisten können gekämpft. Jeder Euro und jede Stunde die in den Kampf für die Ehe gehen, können z.B. nicht in HIV-Medizin für Arme oder Projekte für Jugendliche und Trans*rechte fließen – Projekte die wirklich wichtig sind und Unterstützung brauchen!
3. Homo-Ehe ist ein Symbol – keine wirkliche Veränderung
In den meisten Ländern West-Europas haben Homo-Paare (fast) die gleiche Rechte wie Hetero-Paare. Nun kämpfen sie nur noch um das Wort „Ehe.“ Ein symbolischer Kampf, der – im Vergleich zu queeren Kämpfen, die aber nicht die gleiche Aufmerksamkeit genießen – keine wirkliche Veränderung bringt.
4. Niemand will die Ehe – sondern die Rechte die damit einher gehen
Und mal ehrlich. Niemand möchte wirklich heiraten, sondern nur das Recht zu heiraten und die Rechte, die durch die Ehe erhalten werden können: Adoptionsrechte, Steuervergünstigungen, Erbrechte, Besuche im Krankenhaus, den_die Partner_in aus dem Land wo man ihn_sie gefunden hat mit nach hause nehmen. Das sind alles Rechte, die mit der Ehe verknüpft sind und deswegen wird für die Homo-Ehe gekämpft.
Aber sollten nicht alle Menschen diese Rechte haben? Und wenn diese Rechte das Ziel sind, warum dann nicht dafür kämpfen anstatt für die Ehe?
5. Ehe zwingt queere Menschen dazu heteronormativ zu leben
Nur wenn wir uns durch die Homo-Ehe der heteronormativen Lebensweise anpassen sind wir den Heteros rechtlich gleichgestellt. So zwingt Die Heterosexuelle Weltordnung uns dazu uns zu verändern.
Sie zwingt uns die queere Geschichte zu vergessen. Eine Geschichte von Liebe trotz des Systems, trotz Unterdrückung; von alternativen Beziehungsformen und einer Kultur die auf Liebe, Freiheit und Diversität baut und nicht auf Patriarchat, Tradition, Routine und auf einer Kirche die uns lebend verbrannt hat.
6. Homo-Ehe ist Teil eines Deals mit Der Heterosexuellen Weltordnung
Die Homo-Ehe ist Teil eines Deals mit Der Heterosexuellen Weltordnung. Ein Handel bei dem einige Queers ein paar Rechte mehr bekommen. Und was ist der Preis dafür? Wir zahlen mit unserer Anpassung an eine vermeintliche Normalität. Lohnarbeit als einziger Weg um zur Gesellschaft beizutragen, (der Wunsch) Kinder zu erziehen, monogam zu leben, nicht zu sichtbar zu sein. Und wenn du auch noch rassistisch und misstrauisch den Moslems gegenüber sein kannst, bekommst du sogar Unterstützung von rechts.
Sagen wir ja zum Militär und seinen Kriegen, zur Kirche und ihrer Homophobie, zum staatlichen Rassismus, zum Arbeitsmarkt mit seiner Langeweile, zur Ehe und ihren Zwängen, dann bekommen wir das Recht so zu leben, wie die Heteros sich es in den 1950ern wünschten. Mittlerweile dürfen sie dann so leben wie die Schwulen in den 1970ern.
Oh, danke großer Vater! – Aber das ist kein guter Deal. Danke, aber nein danke.
Ich schlage einen anderen Deal vor
Ich schlage vor, dass alle dorthin reisen dürfen wohin sie wollen. Und so lange bleiben dürfen wie sie wollen. Dass alle die sich um ein Kind kümmern wollen, Kinder haben dürfen, egal ob sie alleine sind oder verheiratet oder in einer Kommune mit 4 Partner_innen und einer Giraffe wohnen. Dass du entscheidest wer dich im Krankenhaus besuchen darf, wer deine Lebensversicherung erbt und mit wem du deine Steuern teilst. Nicht die Kirche, nicht der Staat, nicht Heteros.
Aber warte, da ist noch mehr: Queere Teenager bekommen Sexualaufklärung, werden nicht gemobbt und bringen sich nicht um. Niemand hat Angst vor hiv/aids. Trans*menschen dürfen sich ihre Namen, Geschlechter und Körper selber aussuchen. Intersex Kinder werden nicht von Ärzten gekränkt, niemand wird verprügelt. Und wenn du in einem Land wohnst wo Schwul nicht cool ist, darfst du genau dort hinziehen und so lange bleiben wie du willst. Und du kannst mitnehmen wen du willst.
Und was ist der Preis dafür? Wenn wir das alles nicht bekommen, dann werden sie bezahlen! Denn ganz ehrlich: das sind doch faire Wünsche.
Oder nicht?
Mads Ananda Lodahl ist Dozent, Journalist und Autor. almindelig.com
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