Film

Die Pferdeflüsterin

4. Dez. 2014
Monika Treut © Salzgeber

„Von Mädchen und Pferden“, ab 04.12. im Kino

– Ausgerechnet die kontroverse Regisseurin Monika Treut („Die Jungfrauenmaschine“) hat unter dem etwas kitschigen Titel „Von Mädchen und Pferden“ einen stillen Pferdefilm samt lesbischer Coming-of-Age-Story inszeniert. Zwei Teenie-Mädels verlieben sich auf einem deutschen Pferdehof im Norden

Monika, als ich hörte, dein Film heißt „Von Mädchen und Pferden", dachte ich an Autoerotik im Ledersattel oder Bondage mit Zaumzeug, hatte aber auch Wendy-Pferdemädchen-Bilder im Kopf. Dann kam der Film und war ganz anders. Wie gehst du mit bestimmten Klischees und Erwartungen an einen Monika-Treut-Film um? Ich nehme mir einfach die Freiheit, sehr unterschiedliche Filme zu machen. Und die Erwartungen, die manchmal heute noch auftauchen, sind aus Filmen entstanden, die zum Teil 20 oder 30 Jahre zurückliegen. Aber auch als Regisseurin wird man älter. Die Interessen ändern sich – auch auf die Gefahr hin, dass jemand davon vielleicht enttäuscht wird. Und wer sich vorher informiert, weiß, dass es kein Bondage-Film auf dem Pferderücken ist.

Du erzählst eine vorsichtige Coming-of-Age-Geschichte. Wie wichtig waren Dir die lesbischen Elemente? Sehr wichtig. Ich habe mich an meine Jugend als Pferdemädchen erinnert: Auch bei mir hat sich mit einer Schulfreundin durch den sehr engen Umgang mit den Tieren meine erste kleine Teenager-Liebe entwickelt. Ich glaube, dass Pferde ein Medium sind, über das sich Mädchen auf eine wunderbare Weise treffen können. Und zwar nicht konkurrenzhaft, sondern über einen Austausch. Durch die gewaltfreie, offene Kommunikation gegenüber den Tieren überträgt sich die Liebe zu den Pferden auch auf die Mädchen. 

Was heißt queeres deutsches Kino im Augenblick für dich? Ich finde, dass die Akzeptanz von Queers in Deutschland relativ weit vorangeschritten ist. Jetzt wäre es eher wichtig, eine größere Verständigung innerhalb der Szene zu erreichen. Zum Beispiel erscheint es mir albern, dass auf Festivals immer die Boys- und die Girls-Filme getrennt sind. Meine Utopie wäre, dass es mehr queere Filme gibt, in die sowohl die Schwulen als auch die Lesben gehen, die generationenübergreifend sind und bei denen auch die Heteros mal gucken. Für mich ist Kino eine Kunstform, die eine Chance für Austausch bietet, auch Austausch von Verschiedenheit. Ich liebe es, wenn es dann Diskussionen oder Streit gibt, wenn die Leute den Mund aufmachen und etwas in den Köpfen passiert. Warum brauchen wir sonst Kino?

Interview: kittyhawk

Das gesamte Interview gibt es in der Dezemberausgabe der Siegessäule - auch zum digitalen Nachlesen hier

„Von Mädchen und Pferden“, ab 04.12. im Kino

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