Vom 15. bis zum 18. Juni

17. Xposed Queer Film Festival in Berlin

12. Juni 2023 Arabella Wintermayr
Bild: Gabriel Martin
„Marte Um“ (Mars One), ein Film des brasilianischen Regisseurs Gabriel Martins (2022)

Vom 15. bis zum 18. Juni findet das 17. Xposed Queer Film Festival an unterschiedlichen Locations in Berlin statt. Filme, die Welten erschließen und Realitäten abbilden, die im Alltag meist unsichtbar bleiben, ziehen sich wie ein roter Faden durch das Programm

„Bei der Zusammenstellung des Programms geht es uns vor allem darum, zu zeigen, wie groß die Bandbreite an unterschiedlichen Identitäten ist, und die unzähligen Herangehensweisen abzubilden, sie filmisch zu ergründen“, erklärt Kareem Baholzer. Als Filmemacher*in und Autor*in in Berlin ist Kareem Teil des Kurator*innenteams des Festivals.

In diesem Jahr umfasst es stolze 15 Lang- und 44 Kurzfilme aus insgesamt 28 verschiedenen Ländern. Sarnt Utamachote, Filmemacher*in und Rechercheur*in zu Migrationsgeschichte, ergänzt: „Das Line-up ist eine Mischung aus Filmen, die erstmals bei einem Festival gezeigt werden, und solchen, die wir als Team im Laufe des vergangenen Jahres auf anderen Festivals gesehen haben und die uns besonders im Gedächtnis geblieben sind.“

Spiel mit Sehgewohnheiten

So etwa der Eröffnungsfilm „Anhell69“. Eigentlich wollte Theo Montoya einen Spielfilm drehen, doch dann starb sein Hauptdarsteller an einer Überdosis Heroin. Daraufhin entschloss sich Montoya, alternativ einen experimentellen Dokumentarfilm zu machen, bei dem sich eine düstere Collage aus Casting-Aufnahmen, Party-Streiflichtern und autobiografischen Episoden zum berührenden Porträt der jungen Queers in Kolumbien zusammensetzt. 2022 wurde der Film mit der „Goldenen Taube“ im Internationalen Wettbewerb des DOK Leipzig prämiert.

Bild: Salzgeber
„Anhell69“, Dokumentarfilm von Theo Montoya

„All the Colours of the World Are Between Black and White“ konnte wiederum bereits in der Panorama-Sektion auf der diesjährigen Berlinale überzeugen und wurde mit dem queeren „Teddy Award“ als bester Spielfilm ausgezeichnet. In seinem feinfühligen Drama erzählt der mittlerweile in Großbritannien beheimatete Regisseur Babatunde Apalowo von der vorsichtigen Annäherung zweier Männer in Lagos, der größten Stadt Nigerias – und damit in einem Land, das „homosexuelle Handlungen“ unter Strafe stellt und mit bis zu 14 Jahren Haft, teilweise sogar mit dem Tod bestraft.

Um die Liebe im Geheimen, die gesellschaftlichen Widerständen trotzt, geht es auch in „Das Blau des Kaftan“, dem offiziellen Beitrag Marokkos für den besten internationalen Film bei der Oscarverleihung 2023. Halim betreibt mit seiner Frau Mina ein Kaftangeschäft. Als dort der junge Youssef anfängt, mit dem ihn eine Begeisterung für Stoffe und Nähen verbindet, steigen Sehnsüchte in Halim auf, die er bislang unterdrückte. Ein poetischer Film, der immer wieder mit den Erwartungshaltungen seines Publikums spielt.

Mit den Erwartungshaltungen des Publikums spielen, es herausfordern und überraschen – darum geht es auch dem Xposed-Festival: „Queeres Kino umschließt so viel mehr als zwei weiße Typen, die sich küssen und in einen Techno-Club gehen. Wir wollen Queerness auch abseits dessen zeigen, was mittlerweile zum Mainstream gehört und sogar vermarktbar geworden ist“, führt Sarnt aus.

Leichtherzig und hoffnungsvoll

Ein Anspruch, der gerade im vielschichtigen und eigensinnigen Kurzfilmprogramm deutlich wird. Als wilder Fiebertraum erweist sich etwa „Les filles destinées“ (Daughters of Destiny) von Valentin Noujaïm. In einer schummrigen Bar kommen queere Besucher*innen zu etwas zusammen, das mehr von einem beschwörenden Ritual denn einer schnöden Partynacht hat. „Who dares to tell us we are poor and powerless?“, fragt die augenscheinliche Anführerin. Noch überwirklicher wird es, als die Bar schließen soll und sich die drei Freundinnen Eden, Crystal and Ibtissame einer Reihe seltsamer Ereignisse gegenübersehen.

Bild: Basile Darroze
„Les Filles Destinées“, Kurzfilm von Valentin Noujaïm

Wie überaus charmant selbst das angestaubte RomCom-Genre funktioniert, wenn man es mit queerer Selbstironie auflädt, beweist wiederum Nyala Moon mit ihrem herrlichen Kurzfilm „How Not to Date While Trans“. Darin durchbricht die trans Frau Andie die sogenannte vierte Wand und führt die Zuschauer*innen mit viel Biss und einnehmendem Augenzwinkern durch ihre nicht selten frustrierenden Dating-Erfahrungen.

Bezeichnenderweise ergänzt Kareem: „Das Tiefschürfende und Experimentelle hat seinen festen Platz im Festival, sowohl in dokumentarischer als auch in fiktionaler Form. Aber auch das gehört zur queeren Perspektive: das Leichtherzige und Hoffnungsvolle.“

SIEGESSÄULE präsentiert:
Xposed Queer Film Festival Berlin 15.–18.06.,
Moviemento, Wolf Kino, IL Kino & online
xposedfilmfestival.com

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