Der Youtube-Channel der It-Girl-Agenten
Mit ihren Youtube-Videos haben Ramon und Konrad Wagner, die Manager von Micaela Schäfer, nicht nur jede Menge Erfolg, sie stoßen dabei auch immer wieder auf Hass und Homophobie
Das Ehepaar Ramon und Konrad Wagner aus Berlin sind die Manager von „It-Girls“ bzw. „Teppichludern“ wie Micaela Schäfer oder Tatjana Gsell. Sie betreiben auch einen YouTube Channel, in dem sie ihr Leben als Doku präsentieren, und der mehr als 5 Millionen Aufrufe und 6000 Abonnenten zu verzeichnen hat. SIEGESSÄULE.DE hat mit Ramon über ihre Videos und die vielen Hass-Kommentare, die sie auf ihrem Channel bekommen, gesprochen
Ramon, wie seid ihr auf die Idee mit den Videos gekommen? Wir haben nach einer Werbeplattform gesucht und YouTube hat eine große Reichweite. Allerdings gehen dir schnell die Themen aus, wenn du jede Woche ein Video veröffentlichen willst und dabei nur das Geschäftliche fokussierst. Wir haben dann ein paar Urlaubsvideos gemacht und gemerkt, dass die erfolgreich sind.
Sind die privaten Videos generell erfolgreicher? Nicht unbedingt. Trotzdem wissen die Leute irgendwann, wie ein Schäfer-Shooting abläuft … Als wir anfingen die privaten Videos zu veröffentlichen, fingen die Medien an, verstärkt über uns zu berichten. Allerdings bekommen wir auch kontinuierlich Hass-Kommentare.
Wie gehst du damit um? Ich lösche sie nicht und beantworte sie öffentlich. Egal ob die mit ihrem richtigen Namen kommentieren oder nicht, die Leute müssen damit rechnen, dass ich das, was sie geschrieben haben, weiter nutze und verarbeite.
Hat der Hass zugenommen? Je mehr Reichweite, desto größer die Aufmerksamkeit … 98% der Kommentare kommen übrigens von Männern …
Wie erklärst du dir das? Mit einer Mischung aus Homophobie und Neid. Wir spielen mit beruflichen Klischees, und haben es mit einer Frau zu tun (Micaela Schäfer), die viele heterosexuelle Männer attraktiv finden. Für manche ist es schwer zu verkraften, dass unseren Job zwei Schwule machen. Tatsächlich lösen aber Videos mit Statussymbolen wie zum Beispiel Autos oder besonderen Events den meisten Hass aus. Da gibt es eins, in dem ich ein teures Auto fahre, obwohl ich keinen Führerschein habe. Und dann passiert folgendes: Die Leute schauen sich unser Video an, sehen zwei Schwule mit dem begehrten Objekt, haben keine Ahnung, dass der Wagen nur gemietet ist und peng. Hass. Neid.
Trifft dich das? Ich bin ziemlich abgehärtet und es muss jemanden geben, der solche Missstände öffentlich macht. Ich will die Leute nicht an den Pranger stellen. Hass bekämpft man nicht mit Hass. Trotzdem bin ich der Ansicht, dass man darauf aufmerksam machen muss. Viele Internet-User sind erst 16, 17, 18 Jahre alt und noch nicht gefestigt, wenn sie so etwas lesen.
Seid ihr bereits real bedroht worden? Das würden sich die meisten nicht trauen. Hass-Kommentare funktionieren doch nur, weil sie anonym sind.
In euren Videos thematisiert ihr nicht, dass ihr schwul seid. Nein, und das ist mir auch wichtig. Ich gehe nicht „schwul“ weg und nehme auch am CSD nicht teil …
Warum? Auf dem CSD wird schwul zu sein als etwas Extremes dargestellt, als wären wir alles Transvestiten oder Ledertypen mit einem Loch in der Hose. Das ist auch das Bild, das in den Medien vorherrscht und deshalb ist die Toleranz auch so gering. Wenn man etwas als normal darstellt, wird es einfach eher akzeptiert.
Aber ihr werdet angegriffen, obwohl ihr euch um Normalität bemüht. Es gibt Leute, die Schwule hassen, egal wie normal oder extrem sie sich geben.
Meinst du nicht, die Leute können heute mehr differenzieren? Natürlich werden wir von Menschen akzeptiert, die Hirn haben – aber sind wir wirklich akzeptiert?
Habt ihr daran gedacht, die schwulenfeindliche Resonanz zum Thema zu machen? Das haben wir für Ende November geplant. Ich habe die Hass-Kommentare gesammelt und wir machen damit ein Video zum Thema „Mobbing“. Außerdem fände ich es amüsant sie auszudrucken und die schlimmsten Hetzer, im Rahmen einer TV-Sendung, an ihren Haustüren zu konfrontieren.
Würde sich dadurch etwas ändern? Nein. Aber wir machen unser Leben öffentlich, um möglichst vielen zu zeigen, dass Vorurteile unbegründet sind. Es muss jemanden geben, der sagt: passt auf, so sieht´s aus.
Interview: Susann Reck
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