MUSIK

Geheimisvoll und selbstbewusst: „Silent Disco“ von Kitty Solaris

19. Feb. 2016
Kitty Solaris © Olga Baczynska

Die Singer/Songwriterin im Interview über ihr neues Album

Kitty Solaris ist ein bekannte Berliner Singer/Songwriterin, die immer wieder gern in die Fußstapfen ihrer Vorbilder Velvet Underground, Patti Smith und Cat Power tritt. Ihre Songs sind eigen und melancholisch, es geht um Einsamkeit, Leidenschaft und Außenseiter, mit denen sich die Künstlerin verbunden fühlt. Sie veranstaltet der Berliner Ackerstraße mittwochs im Schokoladen die Lo-Fi-Lounge. 2008 gründete sie das Label Solaris Empire, das die Independent Szene Berlins zusammen mit Broken Silence in Europa vertritt. Solaris Empire hat seither 27 Alben herausgebracht. 2010 war sie bei L-BEACH zu Gast. SIEGESSÄULE-Autorin Lena Braun sprach mit ihr über ihr neues Album, dass seit dem 17.03. im Handel ist

Was bedeutet für dich „Silent Disco“? Warst du schon mal in so einer Silent Disco? Jeder tanzt für sich allein mit dem Kopfhörer auf dem Kopf. Ich finde, das ist nicht wirklich so ein Spaß. Im Song geht um Konsum. Konsum auch in menschlichen Beziehungen. Wir haben alle den Wunsch nach Liebe, aber diese große, lange, einzigartige Verbindung, gibt es die überhaupt?

Agierst du darum im „Silent Disco“-Video ganz allein? Das Video handelt von einer Kaufsüchtigen, ich war auch kaufsüchtig, darum weiß ich wie das ist. Die Bilder sind witzig, aber eben auch kritisch.

Du hast das Album noch in den legendären Lovelight-Studios am Ostkreuz aufgenommen ... Das Lovelight stand ja für das alternative Berlin, jetzt ist es abgerissen. Im Hof gab es so eine Garage, das war das Studio. Ich wollte immer schon eine Aufnahme machen, die total analog ist und mit Jochen Stroeh ging das, er ist fantastisch! Und (lacht) er hatte so guten Kaffee!!! Ich liebe Kaffee! Ich bin jetzt wie er dazu übergegangen, meinen Kaffee immer frisch zu mahlen.

Wie kam es zu dieser neuen Mixtur: Songwriter-Pop, elektronische Musik, afrikanische Rhythmen, Krautrock, ich glaube du hast sogar einen Bläser an Bord? Die Songs entstehen zuerst zu Hause in meiner Küche, ich und meine Gitarre, aber dann möchte ich sie grooviger klingen lassen. „Für Ecstasy“ haben wir zum Beispiel inspiriert von „I Can't Get No Satisfaction“ einen Beat gebaut, mit afrikanischen Rhythmen. Oder die Songs, in denen der serbische Trompeter Damien Bacikin mitmacht, plötzlich klingt dann dein Lied total nach „Die Straßen von San Francisco.“

Sind die Gäste des Album Freunde? Wie kam es zu der Zusammenarbeit? Steffen Schlosser ist ein langjähriger Freund, das meiste machen wir daher zu zweit. Und die Backing Vocals sind von Hans & Sutti (Men Behind Tree), die sind auch auf meinem Label. Die großartige Violine ist von Simon Coff, er ist aus Großbritannien. Auf meinem Label und auch in meinen Songs geht es um Unabhängigkeit. Wir sind noch immer Low Budget und voll D-I-Y, do it yourself. Vielleicht ist dadurch alles so echt geworden.

Das Video zum Song „Mind Matches“ hat die Ästhetik und Coolness eines Film Noir, wer ist da dein Gegenüber? Den Detektiv spielt Steffen, mein Schlagzeuger. Wir sind beide Fans von dieser spezifischen Stimmung. Hoffnungslos, einsam. Wir haben den Dreh mit Jean de Oliveira in einer Nacht durchgezogen, alles stimmte, das Make-up, die Kostüme. Wir haben Unmengen von Whiskey getrunken, geraucht und dann die Atmosphäre eingefangen. Zum Schluss sind wir dann raus, ich sollte ja den Protagonisten auf einer Brücke ermorden und es war tatsächlich in dieser Nacht so neblig und kalt wie in einem typischen Film Noir ohne Happy End.

Dein neues Album ist ruhig, fast geheimnisvoll und sehr selbstbewusst ... Findest du? Keine Ahnung! Ich entwickle mich weiter, ich möchte Neues probieren und irgendwie ist es gelungen.

Deine Record-Release-Party ist in Berlin? Ja, im Schokoladen! Aber es passen da nur 100 Leute rein, darum sollte man früh genug da sein!

Kitty Solaris: „Silent Disco“, Solaris Empire/Broken Silence, jetzt erhätlich

Kitty Solaris, Record-Release-Party02.03., 20:00, Schokoladen

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