Folsom 2016

Aus der Tiefe: Die Ausstellung „Rex – Verboten“

8. Sept. 2016
© Rex, rexwerk.com

Neben Tom of Finland gehört der US-Künstler Rex zu den stilprägenden Ikonen der schwulen Fetischcommunity. Nun wartet die erste Ausstellung seiner Werke in Deutschland mit einer Überraschung auf

Robert Mapplethorpe bewunderte ihn als ästhetisches Vorbild, Freddy Mercury trug seine Zeichnungen auf T-Shirts und das legendäre New Yorker Studio 54 widmete ihm ganze Partys: Der Künstler Rex und seine Bilder waren Kult in den USA der 60er- bis 80er-Jahre. Und das nicht nur deshalb, weil Provokation damals en vogue war. Rex’ Werke sind handwerklich hochwertige Preziosen. Sorgsam setzt er Punkt an Punkt und kreiert so eindrucksvolle Tinten-Mosaike: pointillistische Feinarbeit mit fantasievollen Motiven aus der Fetischwelt.

Erstmals tauchten seine Bilder in den frühen 60er-Jahren auf. Pornografische Fotografie war noch verboten, Illustrationen und fiktive Geschichten aber wurden bereits durch die Meinungsfreiheit geschützt. Pornografisch waren Rex’ Bilder meist, sexuell aufgeladen immer: gut gefüllte Gloryholes in öffentlichen Toiletten, aufgerissene Männermünder neben Urinalen, Feuerwehrmänner, Matrosen oder Gefängnisinsassen, ineinander verschlungen in kunstvollen Choreografien. So haftete Rex damals ein Schmuddelimage an. Er veröffentlichte in den US-amerikanischen Schwulenmagazinen The Advocate und Drummer Magazine, gestaltete Poster für New Yorker Schwulenclubs wie The Lure und The Mineshaft — und für die Poppers-Marke Bolt. Die explizitesten unter seinen Werken aber zirkulierten nur im Underground, eine breite öffentliche Anerkennung als Künstler hat Rex nie erfahren. „Die Leute hatten Angst vor der Deutlichkeit seiner Bilder“, so der Kurator Bernd Althans. „Und vor der Tiefe der in den Bildern dargestellten Fantasien."

So bringt es Rex bei einer über 50 Jahre andauernden Schaffensperiode auf nicht einmal zehn Ausstellungen – vielleicht auch ein Grund, warum der Künstler selbst bisher das Licht der Öffentlichkeit scheute. Rex’ erste Ausstellung in Deutschland überhaupt kann aber mit einer kleinen Sensation aufwarten: Das erste Mal tritt er aus dem Dunkel der Anonymität ins Licht. Zur Vernissage in der Schöneberger Ballery wird er aus seinem aktuellen Wohnort Amsterdam
anreisen. Ermöglicht wurde das durch eine Crowdfunding-Kampagne, bei der außerdem Geld gesammelt wurde, um zur Ausstellung ein spezielles Bier zu brauen, für das der Künstler ein exklusives Etikett entworfen hat. Hinter dem viel beachteten Projekt steht das Team von Servicewerk, das angetreten ist, mit der Präsentation umstrittener Kunst Brücken zwischen der LGBTI-Community und der sogenannten etablierten Welt zu bauen. Die Ausstellung von Rex ist dabei schon ihr drittes Projekt, vorangegangen waren Ausstellungen des Beefcake-Fotografen John Palatinus oder des New Yorker Illustrators Robert W. Richards. Einen würdigen Rahmen für die Präsentation der Werke von Rex bildet Folsom Europe. Gerade vor diesem Hintergrund wird die stilprägende Kraft des Künstlers augenfällig: Zuerst in New York lebend, zog es ihn später nach San Francisco, wo er die Anfänge des Folsom nicht nur miterlebte; er war Teil der Inspiration, des Ausdrucks und des speziellen Flairs dieses ganz besonderen Straßenfestes. Mit der Hommage an Rex erweist sich Berlin nun einmal mehr als Nachlassverwalterin der schwulen US-amerikanischen Underground-Kultur der 60er- bis 80er-Jahre.

Carsten Bauhaus

„Rex – Verboten“, 08.09.–18.09., The Ballery, Vernissage, 08.09., 19:00–22:00, rexwerk.com

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