Trans*-mörderisch: Chloë Sevigny in „Hit&Miss” – Verlosung hier

In der britischen Serie „Hit & Miss“ spielt Chloë Sevigny eine Auftragskillerin mit Trans*Identität
27.6. – Bizarrer kann eine Ausgangssituation kaum sein: Mia ist eineTrans*Frau und Auftragskillerin, die mit ihrem blutigen Handwerk sich den letzten operativen Eingriff zur Vollendung ihrer Transition zusammenspart. Als würde das allein nicht schon offene Münder und ungläubig dreinschauende Gesichter produzieren, legt die britische Serie „Hit & Miss“ noch eine Schippe drauf. Mias krebskranke Ex-Freundin Wendy offenbart ihr, dass sie Vater eines elfjährigen Jungen ist und stirbt kurz danach. Als Mia ihr Kind auf dem halbverfallenen Hof in der tristen Landschaft von Yorkshire besucht, erfährt sie, dass Wendy sie zum Vormund ihrer vier Kinder ernannt hat. Fortan versucht sie sich als Oberhaupt in dieser Familie zurecht zu finden, während sie weiterhin ihren mörderischen Job ausübt.
„Hit & Miss“ erinnert an David Lynchs Bilderwelten aus „Twin Peaks“
Doch was nach launigem Trash klingt oder sich vielleicht für einen grotesken Serienkosmos á la David Lynchs „Twin Peaks“ zu eignen scheint, entpuppt sich als dichtes und durchaus differenziert gezeichnetes Familiendrama. Immerhin, Lynchs Bilderwelten vermeint man hin und wieder durchblitzen zu sehen, wenn Mia im glitzernd roten Kleid einen ordinären englischen Pub betritt und vor blau ausgeleuchteten Hintergrund Morrisseys „Let me kiss you“ als Karaokedarbietung intoniert. Aber zumeist sind die Bilder der herben nordenglischen Landschaft und die komplexe Darstellung der Charaktere teil einer realistischen Inszenierung. Die geschilderte Annäherung der Kinder an die Fremde ist von einer unerwarteten Sensibilität, die dem grellen Geschehen die Spitze nimmt. Gerade Hauptdarstellerin Chloë Sevigny als Killerin mit Trans*Identität, deren angeklebte Penisprothese bereits in den ersten Minuten eher grotesk als überzeugend im Bild rumbaumelt, zaubert durch ihr nuanciertes Spiel Glaubwürdigkeit.
“Kill Bill” trifft “Transamerica” und “The Crying Game”. Angeblich wurden dafür die Ideen zweier konventioneller Drehbücher miteinander kombiniert. Die Geschichte einer Auftragsmörderin und einer Trans*Frau, die sich unerwartet in der Elternrolle wiederfindet, krachen ineinander. Wer diesen kruden Mix nicht nur akzeptiert, sondern sich das auch noch als weitgehend ernsthaftes Fortsetzungsdrama vorstellen kann, wird in eine packende und gelegentlich von derber Gewalt geprägte queere Filmwelt entführt. In der Tradition vieler moderner Serienformate steht auch deren Optik einer ausgefeilten Kinoästhetik kaum mehr nach.
Andreas Scholz
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