Made in Berlin: Die Buchmesse Queeres Verlegen

Am 26. November findet zum zweiten Mal die queer-feministische Buchmesse Queeres Verlegen statt
Einen Tag lang präsentieren sich Verlage wie die edition assemblage, w_orten & meer oder der Querverlag gemeinsam mit Vereinen wie GLADT, LesMigraS oder TrIQ. SIEGESSÄULE-Redakteur Roberto Manteufel sprach mit Luci Wagner und Yayla Höpfl aus dem Orga-Team
Auf eurer Webseite erklärt ihr, dass ihr keine Buchmesse im „klassischen Sinn“ veranstaltet. Was ist es stattdessen? Yayla: Eine Buchmesse gibt Informationen über den Buchmarkt, uns geht es aber auch darum, die queere Verlagsarbeit zu beleuchten. Das wird mit Gesprächen, Lesungen und Diskussionen geschehen. Luci: Wir fassen den Begriff queer breit auf, nicht nur als das, was hinter dem Kürzel LSBTIQ* steckt. Wir wollen gleichsam die politischen Kämpfe sichtbar machen, die sich dahinter verbergen. Wer wird gelesen und warum? Oder wer wird eben nicht gelesen? Dahinter stehen auch Mechanismen der Unterdrückung. Schon auf der ersten Buchmesse im letzten Jahr ging es darum, sich zu vernetzen und aus-zutauschen. Dabei ist es uns wichtig, alle Ebenen des Publizierens mitzudenken und vor allem Kleinstverlage sichtbar zu machen. Publizieren bezieht sich nämlich nicht nur klassisch auf das, was zwischen zwei Buchdeckeln passiert. Es beinhaltet ebenso Blogs oder die Infomaterialien von aktivistischen Vereinen.
Politische Kämpfe sichtbar machen zu wollen, erscheint mir sehr ambitioniert für eine Buchmesse. Könnte dieser Anspruch nicht zu hoch gegriffen sein? Y: Nein, wieso? Wir arbeiten uns in kleinen und langsamen Schritten voran. Das ist ja gerade die Frage, mit der sich die Messe beschäftigt: Wie setzt man queeres Verlegen am besten um? Dazu gehören zum Beispiel ebenso die Leute, die übersetzen. Wichtig ist es uns, den entsprechenden Raum zu schaffen. L: Genau, es wird sich zeigen. Wir schaffen erst einmal die Infrastruktur. Und dann ist es auch die Frage, was die Leute selbst mit reinbringen mögen. Damit sind die Verlage genauso wie das Publikum gemeint. Gerade daher war es uns wichtig, ein Format zu finden, das ein möglichst breites Publikum miteinbezieht.
Inwiefern ist der heterosexuelle Buchbetrieb mit eingebunden? Denn wahrscheinlich ist eine sprachliche Sensibilisierung für queere Belange gerade bei seinen Akteuren wichtig. Y: Auf der Messe als Repräsentanten gar nicht weiter, aber im Publikum sind sie gerne gesehen. Die aktuellen Debatten sind ja für alle im Literaturbetrieb relevant. L: Man darf nicht vergessen, uns geht es ja darum, gerade den Leuten eine Plattform zu bieten, die sonst keine haben. Also jenen, die nicht Teil des heterosexuellen Mainstreams sind.
Habt ihr euch deswegen bewusst nicht an die Messe Buch Berlin mit drangehängt, die eine Woche vor euch stattfindet? Y: (lacht) Nein. Da gibt es keinen Zusammenhang. Das Datum hing eher von organisatorischen Faktoren ab, wie der Verfügbarkeit der Locations. L: Uns ging es nicht darum, uns zum Beispiel gegen Buch Berlin zu positionieren. Unsere Messe ist ganz aus der Szene heraus entstanden.
Die Titelgeschichte unserer Oktoberausgabe behandelte das Thema queere Sprache. In dem Text klang an, dass sich gerade Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern schwertut, sich hin zu einer diskriminierungsfreien Sprache zu bewegen. L: Das ist ein Thema für unsere Messe. In einem der Gespräche geht es darum, wer das letzte Wort hat. Sind das zum Beispiel die Lektorinnen und Lektoren? Oder die Übersetzerinnen und Übersetzer? Klar ist aber, was im englischen Sprachraum funktionieren mag, geht nicht eins zu eins so in Deutschland. Y: Das fällt mir schwer zu bewerten. Wo wird denn Sprache verhandelt? Zum großen Teil in Institutionen. In Universitäten gibt es schon viel Bewegung. Doch besonders in der Literatur kommt es auf Sprache an. Hier ist es wichtig, dass mit alten Traditionen gebrochen wird. L: Auf der Messe wird Wissen präsentiert, das direkt aus der Community kommt. Dies kann allen zugutekommen.
2. Berliner Buchmesse Queeres Verlegen, 26.11., 11:00–21:00, Aquarium
Queerblock presents: Queeres Verlegen – Afterparty, 26.11., 23:00, Südblock
queeres-verlegen.org
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