Wie Lesben sich zur Wehr setzen: „Der lange Weg zur Gleichheit"

Im EWA-Frauenzentrum startet die Veranstaltungsreihe „Der lange Weg zur Gleichheit“, die lesbische Sichtbarkeit auf internationaler Ebene unter die Lupe nehmen will
In den letzten zwei Jahren haben wir uns öfter in Artikeln und Veranstaltungen mit dem Thema lesbische Sichtbarkeit befasst. Nachdem Donald Trump Sexismus kürzlich wieder salonfähig machte und derzeit etliche Gesellschaften weltweit nach rechts rücken, bleibt das Thema auch 2017 sehr relevant. Im EWA-Frauenzentrum startet im Januar die Veranstaltungsreihe „Der lange Weg zur Gleichheit“, die lesbische Sichtbarkeit auf internationaler Ebene unter die Lupe nehmen will. Die Reihe in Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung wird aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin finanziert.
Auf den ersten vier Veranstaltungen der fünfteiligen Reihe geben Referentinnen Einblicke in die Lebenswelt lesbischer Frauen in Polen, Russland, Brasilien und der Türkei. Unter anderem dabei: die Feministin und Journalistin Beata Kozak aus Polen und die türkeistämmige Queer-Aktivistin Tülin Duman. Anschließend soll es die Möglichkeit zur Diskussion, zum Informations- und Meinungsaustausch sowie zur internationalen Vernetzung geben. Der letzte Abend gibt mit dem Thema „Homosexualität als Asylgrund“ einen Ausblick auf die geplante Fortsetzung der Veranstaltungsreihe in der zweiten Jahreshälfte. Hierbei sollen Herkunftsländer queerer Geflüchteter in den Fokus genommen werden.
Die Notwendigkeiten für diese Reihe sind derzeit vielfältig: In Polen kämpfte die feministische Bewegung 2016 erfolgreich gegen eine erneute Verschärfung des ohnehin restriktiven Abtreibungsgesetzes und in Russland wird massiv gegen Homosexuelle gehetzt. In Brasilien schockierte 2016 das neue Staatsoberhaupt Michel Temer mit der Abschaffung des Ministeriums für Frauen, ethnische Gleichstellung und Menschenrechte sowie mit der Wahl eines Kabinetts, das nur aus weißen Männern besteht. In der Türkei nahm die LGBTI-feindliche Stimmung nach dem gescheiterten Putschversuch des Militärs drastisch zu. Das EWA will der Frage auf den Grund gehen, wie sich lesbische Frauen und Feministinnen in besagten Ländern organisieren und zur Wehr setzen. Derzeit sei es besonders wichtig, „dass wir öffentlich bleiben, politisch aktiv sind und die Zusammenarbeit von Frauenzentren und anderen queeren Orten auch auf internationaler Ebene anstreben“, erklärt Babett Taenzer, Kulturmanagerin des EWA und Hauptverantwortliche der Reihe.
„Ein offenes queeres Auftreten wird vor dem Hintergrund des Rechtsrucks auch in Deutschland wieder mehr zum politischen Statement.“ Sichtbarkeit sei unerlässlich, so Taenzer. Man müsse im öffentlichen Raum zeigen, dass Lesben Teil der Gesellschaft sind. Dies trage zur Erleichterung von Coming-out-Prozessen und Bekämpfung der marginalisierten Position von Lesben in der LGBTI-Bewegung bei.
Lena Volland
Der lange Weg zur Gleichheit, 30.01. (Polen), 27.02. (Russland), 27.03. (Brasilien), 24.04. (Türkei), 29.05. (Homosexualität als Asylgrund), jeweils 20:00, EWA-Frauenzentrum
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