Berlin

Massive Proteste von Eltern gegen einen schwulen Erzieher

29. März 2017
© Birgitta Hohenester / pixelio.de

In einer Kita in Reinickendorf gingen homophobe Eltern gegen die Einstellung eines schwulen Erziehers vor. Jetzt reagiert auch die Berliner Politik auf den Vorfall

Wie am Montag durch einen Bericht des Tagesspiegels bekannt wurde, hat es offenbar in einer Reinickendorfer Kita massive Proteste der vornehmlich muslimischen Eltern gegen die Einstellung eines schwulen Erziehers gegeben. Die Geschäftsführerin, die ebenso wie der betroffene Erzieher und die Kita selbst, anonym bleiben möchte, berichtete gegenüber queerspiegel, die vornehmlich aus Russland, der Türkei und Rumänien stammenden Eltern seien auf einem Elternabend im Angesicht der Tatsache, dass nicht nur ein Mann, sondern auch noch ein schwuler Mann sich um ihre Kinder kümmern werde „auf die Barrikaden gegangen“. Eine Unterschriftenaktion wurde angedroht. Mittlerweile haben die entsprechenden Eltern ihre Kinder aus der Kita genommen, der schwule Erzieher trat nach einigem Zögen den Job nun doch an.

Nun schaltete sich auch die Berliner Politik in den Vorfall ein. Gegenüber Tagesspiegel äußerte sich Sandra Scheers (SPD), Senatorin für Bildung, Jugend und Familie: „Wir dulden keine Diskriminierung.“ Generelle Vorbehalte gegenüber männlichen Erziehern unter Eltern seien allerdings bekannt. Nuri Kiefer von der „Arbeitsgemeinschaft Schwuler Lehrer“ berichtete gar von einer „latenten Homophobie im Kita- und Grundschulbereich“. Vertreter von SDP, Linksfraktion, FDP, Grünen und CDU zeigten sich empört und wiesen jegliche Diskriminierung aufgrund sexueller Identität zurück. Melanie Kühnemann (SPD-Sprecherin für Jugend, Familie und Queerpolitik) fang gegenüber dem Tagesspiegel deutliche Worte: „Muslimische Eltern haben zu akzeptieren, dass es auch andere sexuelle Orientierungen gibt.“ Eine Steilvorlage für islamfeindliche Politik stellte dieser Vorfall natürlich für die Berliner AfD dar. Doch wie Stephanie Nordt, Bildungsreferentin der Initiative Queerformat, gegenüber der Berliner Zeitung äußerte, sei die Angst, dass schwule Erzieher übergriffig wären oder Kinder homosexuell würden, kein muslimisches Klischee. Eher hänge dies davon ab, inwieweit Eltern von traditionellen Geschlechterrollen geprägt sind. Auch Bildungsgrad und soziales Milieu seien dabei ausschlaggebende Faktoren.

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