Gesundheit

Drei Berliner Schwule seit Oktober an Hirnhautentzündung gestorben – Impfempfehlung gegen Meningitis für alle schwulen Männer in Berlin erwartet

11. Juli 2013
Die Impfung gegen Meningitis erfolgt per Spritze (c) Martin Budenbender/pixelio.de

„Dies ist keine neue Epidemie, wie HIV es ist“, sagt Armin Schafberger von der Deutschen Aidshilfe beruhigend gegenüber siegessaeule.de, „wir nehmen es aber sehr ernst. Mit 95-prozentiger Sicherheit kann ich sagen, dass es in den nächsten Tagen eine Impfempfehlung geben wird für Männer, die Sex mit Männern haben“.

Ernst zu nehmen sind die Nachrichten auf jeden Fall: In Berlin sind seit Oktober '12 drei schwule Männer, alle im Alter von Mitte Zwanzig, an der Infektion mit Meningokokken verstorben, ein weiterer wird intensivmedizinisch betreut. Die Deutsche Aidshilfe hat nun Informationen gebündelt und herausgegeben (4 seitiges PDF, hier downloadbar). Demnach handelt es sich um eine „seltene, aber sehr schwer verlaufende Erkrankung“. Die Symptome bestehen in einem „schweren Krankheitsgefühl, Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Schüttelfrost“, hinzu können kommen: eine „Überempfindlichkeit der Augen gegenüber Licht“ und die Erkrankten „können schläfrig bis schwer aufweckbar sein“.

Mögliche Symptome: schweres Krankheitsgefühl, Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Schüttelfrost, Überempfindlich- keit der Augen gegenüber Licht, Schläfrigkeit

Als Infektionswege gelten Schleimhautkontakte wie Zungenküsse, aber auch Tröpfcheninfektion zum Beispiel durch Anhusten. Auch gemeinsame Verwendung von Röhrchen zum Koksen u.ä. Kann eine Infektion hervorrufen. Oralverkehr, Analverkehr ohne Kondom oder mit Speichel als Gleitmittel kann infizieren.

Dr. Ulrich Marcus vom Robert-Koch-Institut erklärt gegenüber siegessaeule.de, dass die Erkrankung sehr schnell verlaufen kann: „Bereits nach einem Tag nach Auftreten der ersten Symptome kann der Tod eintreten.“ Er empfiehlt daher, auftretende Symptome unbedingt ernst zu nehmen und sehr schnell eineN ÄrztIn aufzusuchen. Es sollte dann sofort gesagt werden, dass ein Meningokokken-Verdacht besteht, sodass nicht mehr gewartet und damit die dringende Diagnose verzögert wird.

Andere Metropolen haben die Impfempfehlung bereits ausgesprochen, so geschehen für die Großräume New York und Paris. Denn auch wenn die Fallzahlen sehr gering sind, so Schafberger, „verlangen die hohe Sterblichkeit und die ansonsten schweren Folgeschäden ein schnelles Handeln“. Die Impfung schützt mehrere Jahre vor der Infektion, und sie tötet auch die bereits vorhandenen Bakterien ab, die sich hauptsächlich im Mundrachenraum, aber auch der Harnröhre ansiedeln. Das bedeutet, dass eine Impfung nicht nur einen selbst schützt, sondern auch andere“, so Schafberger, und: „Wenn es zu der Impfempfehlung kommt, dann sollen bitte auch möglichst viele an der Impfung teilnehmen. Dann kann Aufkommen der Erkrankungen gut und schnell beendet werden“.

Zu klären wird dann noch sein, ob es neben dem üblichen Weg über HausärztInnen und Krankenhäuser bzw Gesundheitsämter auch anonyme Impfungen geben wird.

Bezüglich Menschen mit HIV-positivem und/oder immunschwachem Status ist zu sagen, dass Impfungen problemlos möglich sind, da es sich nicht um so genannte Lebendimpfstoffe handelt (wie etwa bei Gelbfieber), sondern um eine Impfung mit inaktiven Bakterienbestandteilen.

Ute Hiller von der Berliner Aidshilfe: „Es ist notwendig, sich über die weitgehend unbekannte Meningokokken-Infektion, ihre Symptome und die Impfung zu informieren. Bereits nach 10 Tagen ist der Impfschutz in der Regel hergestellt. Damit ist man zu 100% vor der Besiedlung der Schleimhäute und der Erkrankung geschützt. Auch nicht geimpfte Partner werden so geschützt. Entschlossenes Handeln hilft.“
Christian Mentz

Alle wichtigen Informationen findet man

hier im Info-Überblick der Deutschen Aidshilfe

oder

hier im heute erschienenen neuen HIVReport der Deutschen Aidshilfe

Folge uns auf Instagram

Das Siegessäule Logo
Das Branchenbuch mit Haltung
Queer. Divers. Überzeugend.