Gesundheit

Impfung gegen Meningokokken läuft an – offene Fragen werden hier geklärt

31. Juli 2013
(c) Martin Budenbender/pixelio.de

In den letzten Monaten kam es in Berlin unter MSM (Männer die Sex mit Männern haben) zu drei bekannten Todesfällen durch Meningokokken-Infektion (Bericht). Nachdem der Berliner Impfbeirat vor zwei Wochen eine Impfempfehlung gegen Meningokokken für MSM ausgesprochen hat (Bericht), läuft die Impfwelle nun an. Offizielle Zahlen gibt es noch nicht, aber die Praxen melden, das viele Patienten sich für die Impfung entscheiden. Offene Fragen zum Thema klären wir hier mit Ute Hiller, der Geschäftsführerin der Berliner Aidshilfe.

Wer sich jetzt gegen Meningokokken impfen lässt, muss die Kosten (ca. 50–60 Euro) noch aus eigener Tasche bezahlen, mit Aussicht auf spätere Übernahme durch die Krankenkasse. Ist es eigentlich sicher, dass die Kassen bei Quittungsvorlage die Kosten übernehmen?

Die AOK und der Verband der Ersatzkassen (TK, Barmer GEK, DAK, KKH, HEK und hkk) übernehmen die Impfung im Kostenerstattungsverfahren. Wir gehen davon aus, dass sich die anderen gesetzlichen Krankenkassen diesem Verfahren anschließen werden. Gesichert ist das aber noch nicht. Bei privat Versicherten kommt es auf die im jeweilig vereinbarten Vertrag enthaltenen Leistungen an.

Wird es auch ein kostenloses Impfangebot geben?

Im Arbeitskreis Meningokokken versuchen wir derzeit, ein solches Angebot bei den freien Trägern Schwulenberatung Berlin, Pluspunkt, Fixpunkt und Berliner Aids-Hilfe aufzustellen. Wenn wir die Unterstützung der Krankenkassen hierfür bekommen, könnte es im Herbst starten. Für den Moment bedeutet das, auf das Impfangebot der Hausarzt- und HIV-Schwerpunktpraxen zurückzugreifen. Und wenn ich mich vor meinem Arzt nicht outen möchte, die Impfung in einer anderen Arztpraxis durchführen zu lassen. Wenn ich mich vor meiner Krankenkasse nicht outen möchte, darf ich keinen Antrag auf Kostenerstattung stellen.

Der Krankheitsausbruch scheint mit dem Alter zu korrelieren, kannst du das erklären?

Wir wissen noch nicht, weshalb wir in Berlin diese Häufung unter jungen Schwulen haben. In den anderen Stadten lag der Altersdurchschnitt höher, der Älteste mir bekannte Fall unter MSM war 46 Jahre alt.

Wie ist das Impfaufkommen, sprich lassen sich nach der Empfehlung nun viele impfen?

Eine erste berlinweite Rückmeldung dazu werden wir voraussichtlich Anfang September haben, da der Aufruf ja gerade erst rausgekommen ist und zunächst in der Breite bekannt werden muss. Aus einzelnen HIV-Schwerpunkt-Praxen haben wir eine starker Resonanz rückgemeldet bekommen. Sicherlich müssen die Informationen insbesondere unter schwulen und anderen MSM, die gerade keine Kontrolltermine beim Arzt haben, noch intensiver gestreut werden.

Inwieweit betrifft das Thema Frauen?

Die Impfempfehlung bezieht sich aktuell auf schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben und ist regional auf Berlin beschränkt. Es ist ein bei Meningokokken-Erkrankungen übliches Verfahren, dass es bei Erkrankungsfällen eine regionale Impfempfehlung für das enge Umfeld gibt. Frauen sind aktuell nicht in die Impfempfehlung aufgenommen. Ob eine Impfung im einzelnen Fall sinnvoll ist, kann nur durch eine ärztliche Beratung abgeklärt werden.
Interview: Christian Mentz

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