40 Jahre „Westler“ – schwule Ost-West-Story
1985 wurde „Westler“ gedreht. Wieland Specks Film erzählt von einer Liebesgeschichte zwischen einem Wessi und einem Ossi. Eine Würdigung von SIEGESSÄULE-Autor Frank Hermann
„Westler“ ist eine Ost-West-Liebesgeschichte, die viel sagt über das geteilte Berlin jener Jahre und die Absurdität der Situation. Gedreht Mitte der 1980er-Jahre, hat der Film nostalgischen Charme, zeigt vieles, was nie wieder so sein wird. 25 DM hatte man damals als Westberliner in Mark zu tauschen, wenn man zu Besuch „rüber“ wollte.
Ein Verdienst des Films sind die authentischen Eindrücke des Lebens in Ostberlin, Straßenszenen, Menschen, Trabis ..., andererseits Szenen aus dem Westen, den es ja so auch nicht mehr gibt.
Ein Verdienst des Films sind die authentischen Eindrücke des Lebens in Ostberlin, Straßenszenen, Menschen, Trabis ...
Beispielsweise das Lokal Querelle an der Martin-Luther-Straße, in dem Zazie de Paris einen Auftritt hinlegt. Das Kleine Theater existiert glücklicherweise noch. Dort sieht man Christoph Eichhorn und Frank Reddieß auf der Bühne, den späteren Inhaber des Ficken 3000.
Undercover im Osten
Die Drehs im Osten waren sozusagen Undercover-Aktionen, mit Super-8-Kamera aufgenommen – nur ohne Ton war erlaubt –, was den Szenen einen Touch von Heimkino verleiht. Der Kameramann Klemens Becker war schnell überzeugt, denn für ihn war es eine Möglichkeit, mit heimlichen Aufnahmen die ungeliebte DDR hinters Licht zu führen. Über allem schwebt Rainer Strecker als Ostler Thomas wie eine Lichtgestalt. Jung, attraktiv, ein Mund wie ein Sofa und ein Blick bis in die Seele. Für Wieland Speck die Idealbesetzung: „Rainer ist im Schatten der Mauer aufgewachsen, in Britz, der wusste also, worum es geht. Und hat auch sofort zugesagt.“ Finanziert wurde der Film vom ZDF. Mit 180.000 Mark wurde in Berlin und Prag, sogar in Los Angeles gedreht: „Ich hatte unglaubliches Glück mit meinem Produzenten, Andreas Schreitmüller“, sagt Speck.
Der Plot: Thomas (Rainer Strecker) und Felix (Sigurd Rachmann) lernen sich bei einem Ostberlinbesuch des Westlers kennen. Liebe kommt schnell ins Spiel. Felix besucht Thomas künftig in seiner Ostberliner Einzimmerwohnung, aber wie bei Cinderella muss der Westberliner um Mitternacht wieder weg sein. So waren die Bestimmungen. Felix‘ häufige Besuche bleiben nicht unbemerkt von der Obrigkeit, die Grenzkontrollen verschärfen sich. Der Westler befürchtet, Thomas könnte durch ihn in Schwierigkeiten kommen. Dieser strebt aber nach Freiheit, will über Prag ausreisen ... Das Ende bleibt offen.
Viel Autobiografisches steckt im Film, Wieland Speck war damals in einer Beziehung mit dem „echten“ Thomas. Der sollte ursprünglich seine Rolle selbst spielen. „Das hätte ihn zur Unperson gemacht“, sagt Speck – und so wäre er aus der DDR rausgeschmissen worden. Es kam dann alles anders. Thomas wurde noch vorm Dreh ausgebürgert und kam in den Westen. Und so kam Rainer Strecker ins Spiel.
Jubiläumsvorführung mit Regisseur Wieland Speck und Gästen,
40 Jahre „Westler“,
25.11., 20:00,
Klick Kino
klickkino.de
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