Trans Day of Visibility

Warum sollten wir eigentlich Sichtbarkeit fordern?

30. März 2019
Kaey © Alexander Heigl

Viele trans* Personen sind im Alltag „unfreiwillig sichtbar“ und leiden unter den transphoben Reaktionen. Warum dann den „Trans Day of Visibility“ feiern? SIEGESSÄULE-Redakteurin Kaey kommentiert

Für viele trans* Personen ist es nahezu unmöglich, nicht sichtbar zu sein. Gerade im Prozess der Transition fallen wir oft auf. Die heteronormative Mehrheitsgesellschaft hat noch immer bestimmte Erwartungen, wie ein Mann oder eine Frau auszusehen, zu klingen und sich zu bewegen hat. Eine Frau mit Bartstoppeln? Ein Mann mit Brüsten? Das geht doch nicht! Wenn man den Normen nicht entspricht, wird man auf der Straße angeglotzt, angepöbelt oder sogar, wie es auch nicht selten in Berlin passiert, einfach angegriffen.

Nur wenige verfügen über ein Passing, bei dem die Außenwelt nicht realisiert, dass sie trans* sind. Und viele von uns leiden unter den transphoben Reaktionen der Außenwelt. Wieso gibt es dann am 31. März den „International Transgender Day of Visibility“ – also ein Tag, der explizit unsere Sichtbarkeit fordert?

Im Jahr 2009 hat die Aktivistin Rachel Crandall aus Michigan, USA, diesen Tag erstmalig iniziiert. Ihr Ziel: die Existenz von trans* Personen zu feiern. Noch immer gehören wir zu einer der am stärksten marginalisierten Gruppen, auch innerhalb der queeren Community. Bis 2009 gab es nur den „Transgender Day of Rememberance“, an dem verstorbenen trans* Personen und Opfern transphober Gewalt gedacht wird, die nicht vergessen werden sollen. Der 31. März ist etwas anders besetzt: hier geht es um Sichtbarkeit als politischer Aktivismus.

So mag meine „unfreiwillige Sichtbarkeit“ im Alltag mir als Einzelperson unangenehm sein und oft ein Problem darstellen. Doch wenn ich diese Sichtbarkeit bewusst nutze, um mich als Teil einer sehr facettenreichen trans* Community zu zeigen, dann kann das politisch machtvoll sein. Wir können als politisches Subjekt in Erscheinung treten – und unseren Raum und unsere Rechte besser einfordern. Diese Form von Sichtbarkeit ist meiner Meinung nach Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Akzeptanz, Toleranz und Respekt.

In dieser Richtung hat sich in den letzten Jahren glücklicherweise einiges getan: Trans* Personen sind in vielen Bereichen sichtbarer geworden. Mittlerweile gibt es unzählige Bücher, Filme, Fernsehserien zum Thema. Trans* Models, Musiker*innen, und Schauspieler*nnen sind total „en Vogue“.

Trotz dieser Entwicklung finde ich, dass es nach wie vor viel zu erkämpfen gibt! Die Representation in den Medien ist oft noch sehr eindimensional – deshalb reicht sie noch lange nicht aus, um Transphobie entgegenzuwirken. Dies ist erst erreicht, wenn die geschlechtliche Identität, genau wie die sexuelle Orientierung, einfach keine Rolle mehr spielt. Beides ist leider auch im Jahr 2019 fernab der Realität.

Ich für meinen Teil werde weiterhin auf jede Bühne dieser Stadt steigen und klar machen, dass ich trans Frau und Drag-Künstlerin bin. Ich werde weiterhin meine Lieder in der tiefen Barriton-Stimmlage singen, weil es mir scheißegal ist, was andere denken und weil ich allein definiere, was es heißt, eine Frau zu sein!

Das ist für mich bereits Aktivismus: nämlich, bewußt sichtbar zu sein. Das geht eigentlich ganz leicht. Zum Beispiel, indem man zum CSD eine trans* Fahne mitnimmt. Oder eine eigene Demo organisiert, wie den trans* March. Vielleicht postet man am 31. März auch einfach den Hashtag #Internationaldayofttransvisibility in den sozialen Netzwerken. Das alles können im übrigen auch Personen tun, die nicht trans* sind.

Kaey

TDOV Berlin – Trans* Day of Visibility
14-16 Uhr: „Begegnung Unter den Linden“: Treffen im Bereich Brandenburger Tor/ Leipziger Platz/ Unter den Linden
16 Uhr: Flashmob, Foto-Aktion und Programm an einem zentralen Tor in Berlin, mehr Infos über die Facebookseite

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