Grande Dame mit Zuckerbrot und Peitsche: Madonna eröffnet ihr „Hard Candy“-Sportstudio in Zehlendorf

— Es muss am Alter liegen. Während die erklärte Madonna-Nachfolgerin Lady Gaga am nächsten Donnerstag ihre Fans für eine wilde Sause ins Berghain lädt, setzt das 55-jährige Original nun schon seit geraumer Zeit vor allem auf gesunden Lebensstil und jungenderhaltende Fitness — inzwischen auch mit einer eigenen Sportstudio-Kette. Für ihre Berliner „Hard Candy“-Filiale hat sie sich dabei ausgerechnet das verschlafene Zehlendorf ausgesucht.
Aber sie beweist wie immer einen ausgesprochenen Geschäftssinn: Es lockt das Geld der wohlhabenden Südwest-Berliner. Das Objekt, in dem sie sich mit ihrer weltweiten Luxus-Studio-Kette eingemietet hat, klingt angesichts der aktuellen Gentrifizierungsdebatte wie Realsatire: „Die Anlage erstreckt sich auf fast 2.500 Quadratmetern und bietet den Mitgliedern eine beeindruckende Sicht auf einen künstlichen See, der eigens für das neue Urban Village ,Fünf Morgen‘ angelegt wurde.“
Zu Madonnas Studioeinweihung kamen etwa 150 Fans, darunter selbstredend viele Schwule
Bei Madonnas gestrigem Besuch zur Studioeinweihung kamen etwa 150 Fans, die dem Berliner Herbstregen trotzen, darunter selbstredend viele Schwule. Auch der Berliner Maciek Sanik war dabei. Seit seiner Jugend betreibt er die mit inzwischen 14 Jahren älteste Madonna-Fan-Website weltweit, madonnanewera.net. Auf die Frage, warum laut Umfragen 44 % der Deutschen Madonna unsympathisch finden, hat er keine Antwort. Auch er findet den ausgewählten Standort für das Studio recht merkwürdig. Aber: „Madonna hat schon in den 80er Jahren Jogging und Work-out für sich entdeckt, später dann Yoga. Und ihre treuen schwulen Fans halten sich ebenfalls gerne fit. Sie werden also auch in ihr Studio kommen.“
Eine Erklärung für ihre Unbeliebtheit mag sein, dass sie auch in Berlin mal wieder auf sich warten lässt. Ganze eineinhalb Stunden. Inzwischen hält ihre Personal Trainerin Nicole Winhoffer die Wartenden mit dem Dancekurs „Addicted to Sweat“ bei Laune: „Madonna hat den tollsten Körper der Welt!“
Und dann taucht er tatsächlich auf, der welttollste Körper. Eingezwängt ist er in ein hautenges Leder-Kostüm, das mit Reißverschlüssen und Strasssteinchen verziert ist. Die Fans kreischen. Tapfer macht Madonna einen auf süß — und schafft es tatsächlich, einen mädchenhaften Charme zu verströmen. Ihr knackiges Bonbon-Popöchen wird von einem rüschenverzierten Reiter-Schoß gekrönt. „No sweat, no candy“, wie Madonna ihre gnadenlose Leistungs-Philosophie zusammenfasst. Oder eben: Zuckerbrot und Peitsche.
Bevor sie in ihr Studio verschwindet, um vor ausgewählten BerlinerInnen ihren „Addicted to Sweat“-Kurs zu präsentieren, wirft sie einen letzten neckischen Schulterblick zurück — ganz so, als würde hinter ihr nicht die Meute der FotografInnen gieren, sondern ein heißes potenzielles Date. Sehr verführerisch. Im Berghain allerdings wäre sie mit dieser Attitüde wohl schon an der der Tür gescheitert.
Carsten Bauhaus
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