Berlin

Heidi Klum oder Bondage-Workshop: Wem gebührt Raum an der Humboldt-Uni?

5. Dez. 2013
Hier nur digital eingefärbt: Alexander von Humboldt, Namensgeber der Universität © Wiki Common

„Methode“, sagt das LGBTI-Referat der Humboldt-Universität. „Missverständnis“, sagt die Uni-Verwaltung: Nach der Auseinandersetzung um einen Bondage-Workshop Anfang November wirft die Vertretung der studierenden LGBTI (Lesbian, Gay, Bi, Trans & Inter) nun der Univerwaltung Homo- und Transphobie vor. Sandra Westerburg, Gleichstellungebeauftragte der Universität, hatte den „hochschulpolitischen Bezug“ der Veranstaltung angezweifelt. Die Universität könne einen Bondage-Workshop nicht als Teil der Aufgaben der Verfassten Studierendenschaft anerkennen und daher den beantragten zusätzlichen Raum nicht genehmigen, so Westerburg in dem der Siegessäule vorliegenden Schriftverkehr.

„Es ist ja nicht so, als hätten wir da einen Darkroom aufmachen wollen“

Das Referat wehrte sich: „Es ist ja nicht so, als hätten wir da einen Darkroom aufmachen wollen“, erklärt Patsy Henze, Gründungsmitglied des LGBTI-Referats. An der HU gäbe es „Nachholbedarf in Sachen sichtbarer LGBTI-Kultur“, schrieb das Referat an Westerburg. „Unbegreiflich“ sei die Ablehnung der Uni, zumal diese gleichzeitig das Fach Gender Studies anbietet.


Sandra Westerburg bot im Mailverkehr direkte Gespräche an, um „großzügige Regelungen” zu finden, dies wurde aber nicht angenommen. Warum? „Die ist immer freundlich“, findet Henze vom LGBTI-Referat. „Die Merkel hat in der Fernsehsendung auch fair-freundlich erklärt, warum sie gegen die Homo-Ehe ist. Das haben wertkonservative Leute so an sich. Die Westerburg schreibt ‚bei allem Respekt für alle friedlichen Vorlieben‘ - das hört sich nach Toleranz an und ist genau das Gegenteil.“


Westerburg fühlt sich nun ihrerseits „zum Teil missverstanden“: „Aus der unterschiedlichen Ansicht darüber, ob der Bondage-Kurs über das hochschulpolitische Mandat abgedeckt ist, ist eine Diskussion via Mails und Briefe entstanden, in der an manchen Stellen die Wortwahl nicht passend war.“


Der Bondage-Workshop fand im November schließlich doch statt, das Referat nutze einen der eigenen Räume. Ende gut, alles gut? Nein, die Auseinandersetzung geht weiter: Vor kurzem kündigte die Uni-Verwaltung eine eventuelle Rücknahme der Raumgenehmigung für einen weiteren, einen Drag-Workshop an. Die Verwaltung fragt erneut, wie der Workshop in die Aufgaben der Verfassten Studierendenschaft passe. Durch den Workshop soll „eigene Geschlechtsidentität durch Drag“  hinterfragt werden, erklärte das Referat daraufhin. Die Verwaltung überzeugt das nicht: „für die Genehmigung nicht relevant“, erklärt Westerburg gegenüber Siegessäule. Im Januar 2014 soll weiterdiskutiert werden.

Keine Bühne mehr für Heidi Klums Modelshow

Einen Erfolg konnte das LGBTI-Referat gemeinsam mit anderen KommilitonInnen dennoch für sich verzeichnen: Anfang November platzte Heidi Klum in eine Psychologie-Vorlesung – mit offizieller Drehgenehmigung der Uni-Pressestelle – um eine Kandidatin ihrer Modelshow zu überraschen. Es hagelte Protest von Studierenden und das LGBTI-Referat stellte die Frage, welchen „hochschulpolitischen Bezug“ denn Klums Auftritt hätte. Punkt für das LGBTI-Referat: Die Pressestelle betonte zwar, Raum- und Drehgenehmigung seien zwei Paar Schuhe - dennoch erteilte sie künftigen Anfragen dieser Art eine Absage. Die Uni ist nun keine Bühne mehr für Heidi Klums Modelshow.
Katrin Heienbrock

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