Siegessäule-Preview „La Cage aux Folles“

Für unsere Leserinnen und Leser: Preview zum Sonderpreis am 28. Februar in der Bar jeder Vernuft. Jetzt Tickets sichern!
„I am What I am“ kennen viele als Disco-Stampfer von Gloria
Gaynor oder in der Version von Shirley Bassey. Was beides ziemlich zweckentfremdete Varianten sind, wenn man die Herkunft dieses Überlebenssongs unter die Lupe nimmt. Denn es ist Albins Lied – und eine Coming-out-Hymne – aus dem Musical „La Cage aux Folles“, das jetzt in die Bar jeder Vernunft kommt.
Albin – auf der Bühne Zaza – betreibt zusammen mit seinem langjährigen Lebensgefährten Georges einen Travestieclub an der Côte d’Azur. Assistiert von einer äußerst extrovertierten männlichen Kammerzofe namens Jacob. Nebenbei hat das Paar Georges’ Sohn Jean-Michel großgezogen, das „Ergebnis“ einer Jugendsünde. Nun will das Kind heiraten und zwar eine Frau! Zaza fragt sich, was sie bei der Erziehung falsch gemacht hat. Diese Szene allein bringt schon auf den Punkt, was „La Cage“ leistet: die Umkehrung der Verhältnisse, das Auf-den-Kopf-Stellen gesellschaftlicher Konventionen, was Sitte, Moral und auch versteinerte Geschlechterdefinitionen anbetrifft. Die Konfrontation von Konservativismus und Hedonismus, denn die künftigen Gegenschwiegereltern, das Ehepaar Dindon, sind ultrakonservativ und bigott. Weswegen beim Antrittsbesuch Albin/Zaza nicht dabei sein soll. Ihr Partner und ihr Sohn wollen sie quasi verstecken. Zutiefst gekränkt, aber am Ende trotzig und stolz singt Zaza „Ich bin was ich bin (und was ich bin, ist ungewöhnlich)“. Letzteres merkt man spätestens dann, wenn sie später als Jean-Michels leibliche Mutter auftritt ...
Es regnete Theaterpreise, unter anderen sechs Tony Awards
„La Cage aux Folles“ wurde 1983 uraufgeführt, als es für den Broadway noch ziemlich unerhört war, ein Musical mit Travestienummern zu bringen. Mit dem Komponisten Jerry Herman („Hello Dolly“) und Autor Harvey Fierstein („Torch Song Trilogy“) waren allerdings zwei Vollprofis am Werk, die wussten, was sie taten. Es regnete Theaterpreise, unter anderen sechs Tony Awards. Auch in Paris wurde das Stück wenig später gefeiert, allerdings nahm das Revuetheater Lido in Paris eine der „Cage“-Nummern aus der Show. Frankreich war eben schon damals konservativ.
Kreischig waren seither viele La-Cage-Inszenierungen, zum Beispiel in der Szene, wenn Albin lernen soll, wie ein Mann zu gehen. Oder die Darstellung des Faktotums Jacob, eine Rolle, die immer mit einem Schwarzen besetzt wird, der meist völlig over the top agiert. Bereits die Verfilmungen des Theaterstücks hatten ja vor so schamloser wie ausgelassener Tuntigkeit gestrotzt. Was man als jugendlicher Schwulenbewegter natürlich abgelehnt hat. Dafür hatte man schließlich nicht gekämpft. Aber „Look over there/Schau doch mal hin“: Die Jacobs gibt es überall, sie sind ein Teil schwulen Lebens, nicht nur auf der Bühne ...
Frank Hermann
(gekürzte Fassung, vollständiger Text in der Februar-Siegessäule)
Siegessäule-Preview am 28.02., 20 Uhr, Bar jeder Vernunft
Exklusiv für Siegessäule-Leserinnen und -Leser gibt es am 28.02. eine Preview der neuen Inszenierung von „La Cage aux Folles“ in der Bar jeder Vernunft!
2014 feiern wir 30 Jahre Siegessäule. Das erste Highlight in unserem Jubiläumsjahr ist eine besondere Kooperation mit der Bar jeder Vernunft. Noch vor der Premiere können Leser und Leserinnen der Siegessäule in einer exklusiven Preview die neue Inszenierung sehen!
Karten zum Sonderpreis von 29 Euro gibt es hier
Weitere Vorstellungen im März, bar-jeder-vernunft.de
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