73. Internationale Filmfestspiele Berlin

Alle queeren Filme der Berlinale 2023

7. Feb. 2023 age/as
Bild: Salzgeber
Szenenfoto aus „Drifter"

Am 16. Februar startet die 73. Berlinale. Welche queeren Filme ihr dort sehen könnt, findet ihr hier im Überblick

Nach den etwas mageren Corona-Jahren sind in diesem Berlinale-Jahrgang so viele Filme mit LGBTIQ*-Charakteren am Start wie schon lange nicht mehr: Im Kampf um die silbernen und den goldenen Bären sind z. B. gleich zwei Filme mit Trans-Thematik vertreten. Mit Spannung erwartet wird auch der Revenge-Thriller „Femme" über einen schwulen Drag-Performer oder die Doku des spanischen Philosophen Paul B. Preciado über seine Transidentität. Dazu gibt es queerfeministischen Body Horror, ein Blick in das schwule Berliner Nachtleben, Cate Blanchett als lesbische Stardirigentin und zahlreiche Geschichten, die LGBTIQ* vor dem Hintergrund gesellschaftspolitischer Fragen und Entwicklungen thematisieren. Hier stellen wir euch alle Langfilme vor, in denen queere Charaktere eine zentrale Rolle einnehmen.

Beim Klick auf den jeweiligen Filmtitel werden euch die Spielzeiten und Filminfos auf der Berlinale-Webseite angezeigt. Der Ticket-Vorverkauf beginnt am Montag, dem 13. Februar 2023, um 10:00 Uhr.

Der 37. Teddy-Award, der offizielle queere Filmpreis des Festivals, wird am 24.02. in der Volksbühne vergeben. Präsidentin der diesjährigen Berlinale-Jury, die über die Vergabe der Bären entscheiden wird, ist die queere Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Kristen Stewart.

Spielfilme

20.000 Species of Bees
von Estibaliz Urresola, Spanien 2023, Wettbewerb

Der Debüt-Film der baskischen Regisseurin Estibaliz Urresola handelt von einem achtjährigen Kind, das sich weder mit seinem Geburtsnamen noch mit den Vorstellungen, die an es herangetragen werden, identifizieren kann. Das Kind beginnt seine Identität zu erkunden.

All the Colours of the World Are Between Black and White
von Babatunde Apalowo, Nigeria 2023, Panorama

Der Lieferfahrer Bambino begegnet dem charismatischen Bawa in der Metropole Lagos. Die beiden entwickeln eine tiefe Zuneigung. Das nigerianische Drama erzählt von der gegenseitigen Annäherung zweier Männer in einer Gesellschaft, die Homosexualität tabuisiert.

Almamula
von Juan Sebastian Torales, FR/Argentinien/Italien 2023, Generation 14plus

Der zwölfjährige Nino ist auf der Straße homophoben Angriffen ausgesetzt. Zu seinem Schutz zieht die Familie aufs Land. Dort stößt der Junge auf die Legende des im Wald lebenden Monsters Almamula, das all diejenigen holt, die fleischliche Sünden begehen. Ninos Neugier ist geweckt.

Arturo a los 30 (About Thirty)
von Martín Shanly, Argentinien 2023, Forum

Die argentinische Komödie erzählt von einem jungen Mann mit einem Hang zu Fehltritten und Missgeschicken. Dabei geht es um verschiedene Episoden aus seinem Leben, wie etwa eine Busreise nach Patagonien mit seinem trans Mitbewohner.

Bis ans Ende der Nacht
von Christoph Hochhäusler, DE 2023, Wettbewerb

Im Wettbewerb ist ein queerer deutscher Krimi zu sehen: Robert (Timocin Ziegler) ist ein Cop und schwul. Als verdeckter Ermittler täuscht er eine Beziehung mit der trans* Frau Leni (Thea Ehre) vor, um das Vertrauen eines Großdealers zu gewinnen. Leni macht bei der Mission mit, um nicht zurück ins Gefängnis zu müssen. Robert ist fasziniert von Leni und bald stellt sich die Frage, ob bei der vorgetäuschten Liebe nicht doch Gefühle im Spiel sind.

Drifter
von Hannes Hirschs, DE 2023, Panorama

Ein Film über das schwule Nachtleben: Der 22-jährige Moritz (Lorenz Hochhuth) zieht nach Berlin. Als sein Freund ihn verlässt, sucht Moritz in der Schwulenszene Ablenkung von seinem Liebeskummer. Hier beginnt er unterdrückte Sehnsüchte auszuleben.

O estranho (The Intrusion)
von Flora Dias, Juruna Mallon, Brasilien/FR 2023

Der größte brasilianische Flughafen Guarulhos bei São Paulo ist der Schauplatz dieses Films, der die Schicksale verschiedener Menschen beleuchtet, deren Leben und Alltag mit dem Flughafen verbunden sind.

Bild: Agile Films
„Femme"

Femme
von Sam H. Freeman, Ng Choon Ping, UK 2023, Panorama

„Femme“ ist ein packender Revenge-Thriller in der queeren Londoner Szene: Nach einem Auftritt wird der schwule Drag-Performer Jules (Nathan Stewart-Jarett) brutal zusammengeschlagen. Monate später erkennt er den Täter in einer Schwulensauna wieder. Um sich zu rächen, beginnt Jules eine Affäre mit dem heimlich homosexuell lebenden Mann.

Green Night
von Han Shuai, Hongkong/China 2023, Panorama

In dem Drama treffen zwei starke Einzelkämpferinnen aufeinander, die sich in Seouls Unterwelt begeben. Die beiden Frauen sind fasziniert voneinander. Sie versuchen einen großen Coup zu landen, um sich aus ihren Ehen und ihren Abhängigkeiten zu befreien.

I Woke Up With a Dream
von Pablo Solarz, Argentinien/Uruguay 2022, Generation Kplus

Felipe spielt für sein Leben gern Theater. Davon darf aber seine Mutter nichts erfahren. Bei einem Casting verstrickt er sich immer mehr in Lügen. Doch er ist nicht der Einzige in seiner Familie, der Geheimnisse hegt.

Între revoluții
von Vlad Petri, Rumänien/Kroatien/ Katar/Iran 2023, Forum

Ein Film zwischen Fiktion und dokumentarischer Form: In den 1970ern studiert die Iranerin Zahra an der Universität Bukarest. Dort lernt sie ihre Kommilitonin Maria kennen. Nach dem Sturz des Schahs im Zuge der iranischen Revolution hofft Zahra auf einen politischen Wandel und kehrt in ihr Land zurück. Mit Maria schreibt sie sich jahrzehntelang Briefe, in denen sich die beiden Frauen über die Proteste in ihren jeweiligen Ländern austauschen.

Knochen und Namen
von Fabian Stumm, Deutschland 2023, Perspektive Deutsches Kino

Eine humor- und liebevolle Reflexion über das Thema Beziehungen anhand eines schwulen Paars: Der Schauspieler Boris und der Schriftsteller Jonathan sind zusammen, auch wenn sie ihre Zeit ganz gut getrennt voneinander verbringen können. Während sich beide in neue Arbeitsprojekte stürzen, steht ihre Beziehung an einem Wendepunkt.

Manodrome
von John Trengove, GB/USA 2023, Wettbewerb

Im Thriller „Manodrome“ wird ein Uber-Fahrer und Bodybuilder (Jesse Eisenberg) in einen libertären Männlichkeitskult hineingezogen. Dadurch werden unterdrückte Begierden frei. In der Rolle des Anführers des Kults ist Starschauspieler Adrien Brody („King Kong", „Der Pianist") zu sehen.

Motståndaren (Opponent)
von Milad Alami, Schweden 2023, Panorama

Der Iraner Iman lebt mit seiner Familie in Schweden in ständig wechselnden Flüchtlingsheimen. Um die Chancen auf eine Aufenthaltserlaubnis zu erhöhen, nimmt er seine Karriere als Wrestler wieder auf. Seine neue Tätigkeit erfordert ein Leben abseits der Familie, das nicht folgenlos bleibt: Die Kommunikation mit seiner Frau bricht ab und er wird mit den tiefer liegenden Gründen für seine Flucht konfrontiert.

Bild: Quiltro LLC
„Mutt"

Mutt
von Vuk Lungulov-Klotz, USA 2023, Generation 14plus

Ein Coming-of-Age-Drama über die Herausforderung mit einer Identität als trans* Person umzugehen: Nach seiner Transition geht Feña eigene Wege – zu verletzend waren die Reaktionen seiner Familie. Doch plötzlich kommt unerwartet Besuch von der Schwester und auch Feñas Vater sucht wieder die Nähe zu seinem Kind.

Le Paradis (The Lost Boys)
von Zeno Graton, Belgien/FR 2023, Generation 14plus

Joe steht kurz davor, aus dem Jugendgefängnis entlassen zu werden. Doch da zieht William in die Nachbarzelle ein. Die beiden verlieben sich ineinander und Joe merkt, dass ihm eine gemeinsame Zukunft wichtiger ist, als sein Drang nach Freiheit.

Passages
von Ira Sachs, FR 2023, Panorama

Die Welt von Tomas (Franz Rogowski, bekannt aus dem Schwulendrama „Große Freiheit“) und seinem Ehemann Martin (der schwule Starschauspieler Ben Whishaw, „James Bond 007: Keine Zeit zu sterben") bricht auseinander, als Tomas bei einer Party Agathe (Adèle Exarchopoulos, „Blau ist eine warme Farbe“) kennenlernt und mit ihr eine Nacht verbringt. Am nächsten Morgen erzählt Tomas seinem Partner stolz davon, dass er mit einer Frau geschlafen hat. Als aus dem One-Night-Stand mehr wird, beginnt sich auch die Beziehung zwischen den beiden Männern zu verändern.

Perpetrator
von Jennifer Reeder, USA/FR 2023, Panorama

Mit queer-feministischem Blick inszeniert Jennifer Reeder einen wilden Genre-Mix aus Mystery, Body-Horror und Coming-of-Age-Geschichte: Die taffe und rücksichtslose Jonny wird von ihrem überforderten Vater weggeschickt, um bei einer entfernten Tante zu leben. Ausgelöst durch einen Familienzauber macht die 18-Jährige eine radikale Metamorphose durch. An ihrer neuen Schule werden zudem fünf Mädchen vermisst. Jonny begibt sich auf Spurensuche.

A Rainha Diaba (The Devil Queen)
von Antonio Carlos da Fontoura, Brasilien 1973, Forum Special

Eine spannende Wiederentdeckung aus dem brasilianischen Kino der 1970er-Jahre ist diese pulpige und gewalttätige Geschichte aus der Unterwelt Rio de Janeiros. Hier hat ein queerer Drogendealer – irgendwo zwischen Macho und Tunte – ein Terrorregime aufgebaut. Doch ein junger Zuhälter stellt sich gegen ihn und versucht seine Macht zu brechen. Ein blutiger Krieg beginnt.

Silver Haze
von Sacha Polak, Niederlande/GB 2023, Panorama

Die 23-jährige Krankenschwester Franky stammt aus East London. Als Kind wurde sie durch ein Feuer schwer verletzt. Die Verantwortlichen möchte sie zur Rechenschaft ziehen. Als sie sich in ihre Patientin Florence verliebt, verändert das ihr Leben. Doch ihre unbewältigte Vergangenheit holt sie wieder ein.

Sisi & Ich
von Frauke Finsterwalder, DE/Schweiz/Österreich 2023, Panorama

In diesem außergewöhnlichen Biopic wird Sisis (Susanne Wolff) Geschichte aus der Perspektive ihrer Hofdame Irma (Sandra Hüller) erzählt, die vom Charme der österreichischen Kaiserin nicht unberührt bleibt. Auf der griechischen Insel Korfu, dem Zufluchtsort Sisis, kommen sich beide Frauen schnell nah – aber nur solange es die launische Sisi duldet. Der Film wird von einem lässigen Indie-Soundtrack begleitet, der von Portishead über Le Tigre bis zu Nico reicht.

TÁR
von Todd Field, USA 2022, Berlinale Special Gala

In den USA ist das lesbische Musikdrama „TÁR“ bereits im Oktober in den Kinos gestartet, in Deutschland erlebt der Film im Rahmen der Berlinale seine Premiere: Cate Blanchett spielt darin die lesbische Stardirigentin Lydia Tár, die mit der Leitung der Berliner Philharmoniker betraut wird. Als Tár eine Cellistin kennenlernt, fällt es ihr zunehmend schwer ihr Berufs- und Privatleben voneinander zu trennen.

Dokumentarfilme

Hummingbirds
von Silvia Del Carmen Castaños, Estefanía „Beba” Contreras, USA 2023, Generation 14plus

Eine Doku über das Leben im Grenzland zwischen Mexiko und den USA und ein politisch gespaltenes Amerika: In Texas, nahe der Grenze zu Mexiko, durchtanzen Silvia und Beba lange Sommernächte. Doch das Einwanderungsverfahren stockt und es droht die Abschiebung.

I Heard It through the Grapevine
von Dick Fontaine, USA 1982, Forum Special

Auf den Spuren der Bürgerrechtsbewegung und des Kampfes gegen die „Rassentrennung": In der Doku aus den 1980er-Jahren begibt sich der bedeutende schwule Bürgerrechtsaktivist James Baldwin an historische Schauplätze und zentrale Orte des Protests im Süden der USA. Im Gespräch mit Freund*innen und wichtigen Weggefährt*innen wird auch ein ernüchternder Blick auf die Gegenwart und die wenigen Errungenschaften geworfen.

Joan Baez I Am A Noise
von Karen O’Connor, Miri Navasky, Maeve O’Boyle, USA 2023, Panorama Dokumente

Das intime Porträt der amerikanischen Musiklegende und Bürgerrechtlerin Joan Baez verwebt Bilder ihrer Abschiedstournee mit bisher ungezeigtem Material und Einblicken in ihr Leben.

Kokomo City
von D. Smith, USA 2023, Panorama Dokumente

In eindrucksvollen Interviews erzählen vier Schwarze trans* Sexarbeiterinnen aus New York und Georgia von ihren Erfahrungen. Dabei geht es sowohl um gesellschaftspolitische Fragen und soziale Realitäten, als auch um Themen wie Zugehörigkeit und Identität innerhalb der Schwarzen Community.

Llamadas desde Moscú (Calls from Moscow)
von Luís Alejandro Yero, Kuba/ DE/ Norwegen 2023, Forum

Die Plattenbauwohnung in Moskau soll für vier junge Queers aus Kuba nur Durchgangsstation sein. Doch Russlands Angriff auf die Ukraine verändert die Lage auf dramatische Weise.

Love to Love You, Donna Summer
von Brooklyn Sudano, Roger Ross Williams, USA 2023, Berlinale Special

Doku über die Disco-Queen und queere Ikone Donna Summer.

Orlando, My Political Biography
von Paul B. Preciado, FR 2023, Encounters

In der Sektion Encounters, der Berlinale-Plattform für „wagemutige Arbeiten von unabhängigen Filmschaffenden“, gibt es dieses Jahr eine große Überraschung: das Regie-Debüt des trans* Starphilosophen und wichtigen Queer-Theretikers Paul B. Preciado. Der Pitch seiner Doku „Orlando, my political biography“: „Ich wollte die Geschichte meines trans* Lebens erzählen. Das Problem – oder der Glücksfall – ist, dass Virginia Woolf meine Biografie vor mir geschrieben hat, als sie vor einem Jahrhundert ,Orlando‘ veröffentlichte.“

This Is the End
von Vincent Dieutre, FR 2023, Forum

Der schwule französische Filmemacher Vincent Dieutre reist während der Pandemie nach Los Angeles. Im Zentrum der Doku steht das Wiedersehen zweier alter Liebhaber nach über 40 Jahren.

Transfariana
von Joris Lachaise, FR/Kolumbien 2023, Panorama Dokumente

In einem kolumbianischen Gefängnis verlieben sich 2012 die ehemalige trans* Sexarbeiterin Laura und FARC-Rebell Jaison. Die Verbindung sorgt innerhalb der FARC, einer linken Guerillabewegung in Kolumbien, für Misstrauen. Doch in der Folge kommt es zu einer Allianz zwischen trans* Aktivist*innen und entwaffneten FARC-Kämpfer*innen. Die Doku versucht diesem solidarischen Bündnis nachzugehen.

Bild: Mujo and Romeo
„Transfariana"

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