Jetzt im Kino: Berlinale Gewinner „Träume" aus der Trilogie Oslo Stories

Der Berlinale-Gewinner „Träume“ ist der letzte Teil der Trilogie „Oslo Stories“ des Regisseurs Dag Johan Haugerud. Im Film verliebt sich eine 16-Jährige in ihre Lehrerin
Sich zu verlieben ist eines der wundervollsten Gefühle und kann zugleich furchteinflößend sein. Die 16jährige Schülerin Johanne (Ella Øverbye) ist eine, der das zum ersten Mal passiert. Eine neue Lehrerin, Johanna (Selome Emnetu), betritt die schulische Bühne, und um Johanne ist es geschehen. Mit voller Wucht überschwemmt sie ein bislang unbekanntes Gefühl, ein ganzer Wust an Emotionen.
„Vielleicht geschehen Dinge, wenn man sie am wenigsten erwatet."
Zu ihrem Glück hat Johanne ein Talent zum Schreiben, das ihr dabei hilft, alles auf die Reihe zu kriegen. „Vielleicht geschehen Dinge, wenn man sie am wenigsten erwatet“, schreibt sie über den Einbruch der Liebe in ihr Leben, das sie zuvor als „wie eine Wolke“ bezeichnet hat. Eine große Sehnsucht nach körperlicher Nähe wird sie in der Folge beschreiben. So überzeugend und wissend, dass ihre Mutter Kristin (Ane Dahl Torp) gar einen Übergriff vonseiten der Lehrerin vermutet, als sie die Aufzeichnungen liest. Ein Verdacht, der sich als haltlos herausstellt, denn wenn Johanne die Verehrte zu Hause besuchte, passierte nichts Schlüpfriges, die beiden strickten nur zusammen und tranken Tee. Der Rest ist die Fantasie einer Teenagerin.
Vielleicht ist das entstandene Buch ein 95-seitiger Liebesbrief, und es bleibt die Erkenntnis: „Wenn einen niemand liebt, ist man niemand.“ Die Lehrerin Johanna ist tatsächlich eine queere Frau in einer Beziehung. Die Schülerin kommentiert es lakonisch so: „Sie hat ihre Partnerin, ich habe mein Buch.“ So zart diese Hauptfigur gezeichnet ist, so stark ist sie allerdings auch, wenn sie sich beispielsweise gegen ihre Mutter behaupten muss, die das Buch ihrer Tochter als queere Lebenshilfe vermarkten würde. Zuerst hat die Großmutter Karin (Anne Marit Jacobsen), selbst Schriftstellerin und auch Feministin der alten Schule, Johannes Aufzeichnungen gelesen und ist überrascht von der literarischen Qualität. Fast scheint es ihr, als hätte sie niemals so gut geschrieben wie ihre Enkelin.
Die Kraft von Literatur
„Träume“ ist ein Film über Sehnsucht, traurig und tröstlich, wie eben der Zustand des Verliebtseins sein kann. Und es geht auch um die Kraft, die Energie von Literatur für Schreibende und Lesende. Alle drei Hauptfiguren sind Frauen, und es ist spannend, wie die Themen Emanzipation und Feminismus in ihren Gesprächen Raum einnehmen und wie generationenabhängig die Auffassungen sind. Ein tolles Trio ist das in einem feinen Film. Getragen wird die Inszenierung von der jungen Schauspielerin Ella Øverbye, die trotz ihrer anfänglichen Unscheinbarkeit und Naivität zunehmend an Persönlichkeit gewinnt und immer authentisch bleibt.
„Träume“, Norwegen 2025
Regie: Dag Johan Haugerud.
Mit: Ella Øverbye, Selome Emnetu, Ane Dahl Torp
ab 08.05. im Kino
MonGay Preview: „Träume“
05.05., 21:30
MonGay: „Sehnsucht“
19.05., 21:30, Babylon Kreuzberg
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