arabisches Bier in Berlin

Bier, Sichtbarkeit und Repräsentation: Aßila-Gründerin im Interview

19. Juni 2025 Jara Nassar
Bild: Aßila Bier
Das erste „Araberliner Bier” Aßila in Berlin

Aßila Bier ist das erste arabische Bier Berlins. Ein SIEGESSÄULE-Gespräch mit der Gründerin über ihre Motivation, Zukunftspläne und den politischen Aspekt von Bier, Sichtbarkeit und Repräsentation

Wie ist Aßila Bier entstanden? Die politische Situation für Araber*innen in Deutschland und Europa ist sehr angespannt. Für mich war in den letzten zwei Jahren besonders die Ignoranz sehr eindrücklich. Für Deutsche sind alle Araber*innen ein Monolith. Ich habe das Bier gemacht, weil es sofort mit Stereotypen bricht. Leute fragen: Was an diesem Bier ist arabisch? In Wahrheit wurde Bier in Mesopotamien erfunden und zuerst in Ägypten serienmäßig hergestellt. Als ich in anderen Ländern lebte, trank ich dort unsere Biersorten: Taybeh, Almaza … aber diese arabischen Marken gibt es in Deutschland nicht oder höchstens in wenigen teuren Bars und Restaurants. Aßila fordert rein durch seine Existenz Narrative heraus und eröffnet Gespräche. Für mich ist das meine Art von Aktivismus.

Also bringst du Bier zurück zu seinen Ursprüngen? Und gebe uns etwas, das uns repräsentiert! Als ich das Bier auf den Markt brachte, gab es sofort Aufmerksamkeit. Endlich haben wir etwas, was aussieht wie wir – wir brauchten es, wir wollten es!

„Wir brauchen nicht noch eine Party. Was wir wirklich brauchen, sind Finanzwissen, Karriereentwicklung, Konfliktlösung, mentale Gesundheit und Unterstützung für die Gemeinschaft.“

Was meint ihr damit, dass Aßila gemeinschaftsorientiert ist? Mein Bildungshintergrund sind die Bereiche Entwicklung und Politik. Ich finde, dass viele der aktuellen Probleme in meiner Community nicht in kulturellen Angeboten angesprochen werden. Wir brauchen nicht noch eine Party. Was wir wirklich brauchen, sind Finanzwissen, Karriereentwicklung, Konfliktlösung, mentale Gesundheit und Unterstützung für die Gemeinschaft. Deswegen starteten wir „Aßila Nights“ – unsere Veranstaltungsreihe. Dazu luden wir zum Beispiel einen deutschen Steuerberater ein, der auf Englisch über grundlegende Steuer- und Finanzsachen sprach. Sogar Expats und Migrant*innen mit Bildungshintergrund sind in Deutschland benachteiligt, weil sie das System nicht kennen – doppelt und dreifach benachteiligt, wenn sie queer oder weiblich sind. Außerdem sind viele von uns auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt. Mit Aßila kann ich Leute empowern, ihre eigenen Projekte zu kreieren. Und wir brauchen mentale Gesundheit und Community-Support. Unsere Gemeinschaft erlebt hautnah Traumata, dafür Raum zu schaffen ist wichtig. Wir wollen authentisch bleiben – das bedeutet Aßila. Wir wollen ehrlich miteinander reden und echten Einfluss haben.

Bild: Aßila Bier
Aßila Bier wird vor allem in queeren, linken, BIPoC und sozialen Räumen verkauft
„Wenn wir auf Gewalt und Ausgrenzung mit Einigelung reagieren, fördern wir sie nur. Wir müssen sichtbar sein, das ist eine Form des Widerstands.“

Wo kann man Aßila Bier kaufen? Wir arbeiten vor allem mit queeren, linken, BIPoC und sozialen Räumen zusammen, die unsere Werte teilen und unsere Leute unterstützen. Unsere Partner spiegeln uns wider. Aber vor allem in der momentanen Situation, wo wir unerwünscht, ungewollt sind und angegriffen werden, sehen wir es als eine moralische Pflicht, in allen Räumen präsent zu sein. Wir müssen gehört werden. Wenn wir auf Gewalt und Ausgrenzung mit Einigelung reagieren, fördern wir sie nur. Wir müssen sichtbar sein, das ist eine Form des Widerstands.

Welche Veranstaltungen stehen an? Am 15. Juni haben wir mit Refuge Worldwide die erste Ausgabe der „Sunday Soul Sessions“. Es ist eine säkulare Kirche, mit einer Messe, Kultur, Musik, Beichten – etwas Heilsames, was Menschen zusammenbringt. Wenn es gut läuft, wird es eine Veranstaltungsreihe werden

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