Clubsterben in Berlin: Die Busche schließt

Nach vier Jahrzehnten queerer Clubgeschichte muss die Busche am Warschauer Platz für immer schließen. Am CSD-Samstag steigt die große Abschiedsparty
Die Busche, eine der größten LGBTIQ*-Discos in Berlin, soll nun tatsächlich bis auf Weiteres schließen. Das bestätigte die Busche-Betreiberin Carla Pahlau im Interview mit der B.Z. Sie nennt vor allem die hohen Kosten – für Miete, Strom, Versicherungen, Löhne usw. – als Grund für das Aus: „Das kann man als kleines Unternehmen nicht mehr auffangen.“ Außerdem habe sich seit der Corona-Pandemie die Anzahl der Partygäste stark reduziert.
Clubbetreibende klagen schon länger über eine Krise in der Szene, nicht nur infolge der Pandemie, sondern auch wegen der Inflation und mangelnder Unterstützung aus der Politik. Es ist regelrecht vom „Clubsterben“ die Rede, dem nun auch die Busche zum Opfer gefallen ist.
Natürlich verabschiedet sich der Club „mit einem Knall“, wie es im Ankündigungstext heißt. Die große Abschlussparty trägt den passenden Namen „Last Dance“ und steigt am CSD-Samstag ab 21 Uhr bis in die Morgenstunden. „Es wird laut, bunt, ein letztes Mal magisch“, versprechen die Betreiber*innen.
Die Busche am Warschauer Platz war nicht nur Schauplatz zahlloser Partynächte, Begegnungen, Dramen und Coming-outs. Der Club, benannt nach seinem ersten Standort in der Buschallee in Weißensee, war zu DDR-Zeiten der bekannteste Treffpunkt für Schwule und Lesben in der ganzen Republik.
Antithese zum Berghain
Nach dem Mauerfall wurde daraus eine richtige Disco in Friedrichshain, die aufeinanderfolgend von den heterosexuellen Schwestern Connie und Carla Pahlau betrieben wurde. Unweit des Berghains war die Busche immer die Antithese zum angesagten Szene-Club und Touri-Magneten. Hier gab es ein bisschen Ost-Mief und Nostalgie, DJs, die Musikwünsche mit Durchsagen erfüllten, und ein wenig familiäre Dorfdisco-Atmosphäre.
Die Busche stand aber auch in der Kritik, so zum Beispiel im Sommer 2023, als ein offener Brief der Betreiberin Carla Pahlau an den Regierenden Bürgermeister für Aufsehen sorgte. Darin beklagte sie sich über eine geplante Geflüchtetenunterkunft in der Nachbarschaft, äußerte sich mit islamfeindlichen Ressentiments und pauschalen Vorwürfen gegenüber Migrant*innen.
Die Busche war gewiss nicht für alle LGBTIQ* ein Safer Space und sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Dennoch war sie über Jahrzehnte hinweg ein Anlaufpunkt für die Community. Umso bedauerlicher ist es, dass Berlin nun einen weiteren queeren Raum verliert. Ein Verlust, der nichts Gutes für die Zukunft der Clubkultur in dieser Stadt verheißt.
Last Dance – ein letztes Mal Busche Club
26.07. ab 21:00
busche.berlin
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