Letzte Party am 1. November

Das SchwuZ schließt dauerhaft

24. Okt. 2025 Selina Hellfritsch
Bild: Guido Woller
Das SchwuZ, Deutschland ältester queerer Club, muss schließen

Das SchwuZ wird seinen Betrieb einstellen und feiert am 1. November seine letzte Party. Das erklärte der älteste queere Club Deutschlands gestern Abend auf Instagram. Die Rettungsversuche der letzten Monate reichten nicht aus, um die Insolvenz abzuwenden. SIEGESSÄULE sprach mit Geschäftsführerin Katja Jäger

Am Donnerstagabend um 20:00 Uhr schrieb das SchwuZ, Deutschlands ältester queerer Club, auf Instagram: „Diese Zeilen zu schreiben fällt uns unglaublich schwer. Leider müssen wir euch mitteilen, dass das SchwuZ schließen wird.“

Seit Anfang August ist bekannt, dass der Club Insolvenz angemeldet hat, da im Laufe dieses Geschäftsjahres die Zahlungsunfähigkeit drohte. Damals sah man den Insolvenzantrag noch nicht als Kapitulationsmoment, sondern als einen „notwendigen Schritt, um Luft für Veränderung zu schaffen und aus der Abwärtsspirale auszubrechen.“ Nach monatelanger intensiver Arbeit, zahlreichen Gesprächen und einem ausführlichen Investor*innen-Prozess hat sich letztlich niemand gefunden, der das SchwuZ übernehmen würde, erklärt die Geschäftsführerin Katja Jäger gegenüber SIEGESSÄULE. 

„Trotz all dieser Bemühungen war die wirtschaftliche Lage zu komplex und die notwendigen Investitionen zu hoch, um einen tragfähigen Neustart zu ermöglichen.“
Bild: SchwuZ
Das SchwuZ zählt seit 1977 als fester Bestandteil der LGBTIQ*-Szene in Berlin

„Wir haben in dieser Zeit alles versucht: mit potenziellen Partner*innen verhandelt, verschiedene Konzepte geprüft und nach kreativen Lösungen gesucht“, so Jäger. „Trotz all dieser Bemühungen war die wirtschaftliche Lage zu komplex und die notwendigen Investitionen zu hoch, um einen tragfähigen Neustart zu ermöglichen.“ Es läge also nicht an der Motivation oder dem Engagement, sondern den finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen, die eine Fortführung letztlich unmöglich gemacht hätten. 

Viel Solidarität von Community und Politik

Seit Bekanntgabe der Insolvenz, hat das SchwuZ alles daran gesetzt Besucher*innen anzulocken, kreative Lösungen zu schaffen und den Betrieb weiterhin am Laufen zu halten. Die letzten Wochen bezeichnete die Geschäftsführerin als entscheidend. Jetzt ist allerdings klar: Das SchwuZ schließt endgültig. Es habe sogar Unterstützung aus Politik und Verwaltung gegeben, worüber sie sehr dankbar seien, erzählt Jäger. „Trotz allem war die Situation am Ende so, dass politische Unterstützung allein die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine Fortführung nicht schaffen konnte.“

„Menschen haben ihre Erinnerungen geteilt, Mut zugesprochen, ihre Dankbarkeit ausgedrückt und viele wollten Teil des SchwuZ bleiben.“

Auch aus der Community, von Gäst*innen, Künstler*innen und Mitarbeiter*innen habe es viel „Solidarität, Liebe und Unterstützung“ gegeben. „Das hat uns sehr berührt. Menschen haben ihre Erinnerungen geteilt, Mut zugesprochen, ihre Dankbarkeit ausgedrückt und viele wollten Teil des SchwuZ bleiben. Viele queere Artists haben uns mit ihrer Plattform und Kunst unterstützt“, so Jäger. Das habe noch einmal verdeutlicht, wie viel das SchwuZ der queeren Community bedeute. 

Am 1. November wird die letzte Party stattfinden, danach schließen die Türen in der Rollbergstraße für immer. Damit verschwindet eine der ältesten queeren Institutionen Berlins und ganz Deutschland, das 1977 als „Schwulenzentrum” gegründet worden war. „Was bleibt ist die Geschichte, die wir gemeinsam geschrieben haben – und die Menschen, die sie getragen haben. Viele aus dem Team, aus der Community und aus dem künstlerischen Umfeld werden sicher neue Wege finden, um queere Kultur, Sichtbarkeit und Räume weiterzuentwickeln und weiter das Stadtbild zu prägen“, ergänzt die Geschäftsführerin. Die letzte Veranstaltung sei deswegen nicht nur ein Abschied, sondern auch „ein großes Dankeschön“

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