Museum für Kommunikation

Die Ausstellung „Apropos Sex“ lädt zum Mitmachen und Reflektieren ein

15. Okt. 2025 Carsten Bauhaus
Bild: Stefanie Koesling
Ein*e Besucher*in bestaunt die assoziativ zusammengestellten Objekte unter Glaskuppeln

Im Museum für Kommunikation regt die Ausstellung „Apropos Sex“ zum Reden, Mitmachen und Reflektieren an. Sie wurde schon erfolgreich in Frankfurt am Main gezeigt, jetzt kommt der Publikumsrenner nach Berlin. SIEGESSÄULE sprach mit den Kurator*innen

Gleich am Anfang der Ausstellung können sich die Besucher*innen in ein Himmelbett fallen lassen. Um sich herum finden sie Kissen mit Stichwörtern aus dem sexuellen Erleben: „Intimität“, „Neugier“, „Lust“ oder auch „Scham“. Ausruhen ist aber nicht angedacht, denn schon hier beginnt die Auseinandersetzung mit dem Thema Sex. „Kommunikation ist das Grundthema der Ausstellung“, sagt Julia Marzoner aus dem Kurator:innenteam, „also über Sex zu reden, wie in verschiedenen Gruppen, zwischen Jugendlichen oder unter Erwachsenen, über Sex gesprochen wird, welche Sprache benutzt wird, welche Medien genutzt werden.“

Die Schwerpunktsetzung von „Apropos Sex“ ergibt sich dabei logisch aus der ausstellenden Institution, dem Museum für Kommunikation. In Frankfurt, von wo die Schau nach Berlin wanderte, war es die gleiche Einrichtung. „Mit 49.000 Besucher*innen war es die erfolgreichste Wechselausstellung in den letzten 10 Jahren“, so Dr. Annabelle Hornung, Direktorin des Museums für Kommunikation Frankfurt zu SIEGESSÄULE. „Das Durchschnittsalter war 39 und die Gruppe der zwischen 20- und 29-Jährigen sehr viel stärker vertreten als sonst üblich bei unseren Ausstellungen.“

Queerness ist durchweg in die Ausstellung hineingewebt

Konzipiert ist die Ausstellung für Besucher*innen ab 14 Jahren, Eltern können aber selbst entscheiden, ob sie ihre jüngeren Kinder mitbringen – es finden sich Contentwarnungen vor expliziten Inhalten oder Darstellungen. Abgesehen von ein paar Dildos gibt es davon aber eher wenige. Stattdessen informiert eine Weltkarte über die rechtliche Lage im Kontext von Sex in verschiedenen Ländern, man begegnet Freud, Foucault und Butler. Und weil die Ausstellung vom Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit (früher: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) begleitet wird, werden dessen Plakate aus verschiedenen Jahrzehnten gezeigt.

Dennoch liegt der Fokus der auch gestalterisch kunterbunten Ausstellung nicht auf Informationsvermittlung. Stattdessen will sie vor allem zum Mitmachen und Reflektieren einladen mithilfe zahlreicher interaktiver und partizipativer Elemente: Ein Rad mit Fragen ermutigt zur Auseinandersetzung mit Begriffen, an einer Station kann ausprobiert werden, welche Gerüche besonders anregend oder abstoßend wirken.

„Wir wollten eine nahbare Ausstellung machen, die gut fassbar ist und möglichst viele Gruppen von Menschen anspricht.“

„Wir wollten eine nahbare Ausstellung machen, die gut fassbar ist und möglichst viele Gruppen von Menschen anspricht, schließlich ist es ein Thema, das die ganze Gesellschaft betrifft“, erzählt die Frankfurter Direktorin. „Deshalb haben wir bei den Texten auch eine einfache Sprache verwendet.“ Mitkurator*in Julia Marzoner ergänzt: „Viele kommen ja als Zweier- oder Dreiergespann, und wir wollten Anlässe für Gespräche bieten: Wie wurde man aufgeklärt oder welche Begriffe benutzt man für die Genitalien? Es ist ja ein sehr persönliches Thema, das gleichzeitig davon profitiert, wenn man darüber spricht. Unsere Idealvorstellung ist, dass die Besucher*innen mit Fragen kommen und Antworten – gleichzeitig aber auch weitere Fragen – mit nach Hause nehmen.“

„Wir wollten bewusst Queerness nicht als ‚das andere‘ präsentieren.“

Unterteilt ist die Ausstellung in sieben Kapitel wie „Sprache und Sexualität“, „Aufklärung“, „Grenzziehung“ oder „Mediale Lust“. Auffällig ist, dass sich unter diesen Kapiteln keines findet, das sich explizit mit queerer Sexualität beschäftigt. „Wir wollten bewusst Queerness nicht als ‚das andere‘ präsentieren“, so Julia Marzoner, der*die nicht binär ist. „Wir haben es deshalb nicht als einzelnes Kapitel behandelt, sondern durchweg in die Ausstellungsstationen hineingewebt. Natürlich taucht es bei dem Thema sexuelle Selbstbestimmung auf, aber auch bei der Gesetzgebung, bei Medien, sexueller Bildung oder Sextoys.“

Ausstellung „Apropos Sex“
16.10.–06.09.2026
Vernissage: 15.10., 19:00
Museum für Kommunikation
Leipziger Str. 16, Mitte
mfk-berlin.de

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