Drag, Mystik, Technobeats – „Emersion“ an der Deutschen Oper

Die Performance „Emersion“ verbindet weibliche Magie, Techno und Drag miteinander. Shlomi Moto Wagner, nicht binäre israelische Bariton und Komponist*in möchte queere Geschichten auf die Opernbühne bringen
Die Experimentierbühne Tischlerei befindet sich an der hinteren Seite der Deutschen Oper. Hier bietet die Reihe „Aus dem Hinterhalt“ seit einigen Jahren in Form performativer Kommentare überraschende Perspektiven auf die aktuellen Produktionen der großen Bühne des Hauses vorn an der Bismarckstraße. Im Juli läuft in der Reihe die Performance „Emersion“. Der Titel deutet an: Verborgenes wird sichtbar. Der Fokus richtet sich auf einen gemeinsamen Aspekt in den Opern „La Fiamma“ von Ottorino Respighi, „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss und „Macbeth“ von Giuseppe Verdi: weibliche Magie und Spiritualität. Regie führt Ariane Kareev.
„Mir ist es sehr wichtig, bei ‚Emersion‘ eine Erfahrung zu kreieren, die Opernstrukturen mit queerer Kultur und Praxis verbindet.“
Bei der Performance wird dieses Themenfeld mit Elementen aus Oper, Artistik und Techno sowie mit Visuals über die menschengemachten Verheerungen auf der Erde in einer queerfeministischen Lesart beleuchtet. Im Kreativteam und auf der Bühne dabei: Shlomi Moto Wagner, queere*r Performer*in, Opernsänger*in, Songwriter*in und Dragqueen. „Mir ist es sehr wichtig, bei ‚Emersion‘ eine Erfahrung zu kreieren, die Opernstrukturen mit queerer Kultur und Praxis verbindet“, betont Shlomi.
Auch als Dragqueen Mazy Mazeltov bekannt
Wagner hat Gesang in Tel Aviv und New York studiert und war anschließend unter anderem an der Israeli Oper in Tel Aviv engagiert. Als Bariton übernahm Shlomi Partien wie Papageno in Mozarts „Zauberflöte“ sowie Figaro und Graf in Mozarts „Nozze di Figaro“. Was fehlte: „Auf der Opernbühne konnte ich nie unsere queeren Geschichten, somit nie meine eigene Geschichte, erzählen. Die wenigen queeren Partien, die es im Repertoire gibt, zeigen oft Klischees oder konzentrieren sich auf Leidensgeschichten“, erklärt Shlomi, „deswegen habe ich meinen Drag-Charakter Mazy Mazeltov kreiert, als ich 2012 nach Berlin zog. Damit begann ich zu performen, etwa bei den Meschugge-Partys, im SchwuZ und im Hamburger Mary‘s im Axel Hotel. Mazy Mazeltov erlaubte mir ohne Selbstzensur auf der Bühne zu sein. Als Mazy Mazeltov kann ich meine Queerness so ausdrücken, wie ich bin, und kann sie feiern.“
Überregional wurde Mazy Mazeltov durch die Teilnahme am „Supertalent“ 2016 bekannt. Was Shlomi sehr wichtig ist: „In meinen Drag-Performances und meiner Art, Gender-Aspekte zu erforschen, gibt es eine starke spirituelle Komponente. Ich sehe in Drag mehr als nur eine spaßige Performance oder Camp-Show. Es ist für mich eine spirituelle Praxis, in der es um freies Denken über Geschlechterrollen geht. Dies kann neue Perspektiven eröffnen, wie wir auf unsere Existenz blicken.“ Vor allem auch Reaktionen von jungen Queers haben Shlomi gezeigt, wie viel Inspiration und Bestärkung Menschen von Drag-Acts bekommen können.
„Ich sehe in Drag mehr als nur eine spaßige Performance oder Camp-Show. Es ist für mich eine spirituelle Praxis, in der es um freies Denken über Geschlechterrollen geht.“
Mazy Mazeltov ist auch Teil von Shlomis vor einigen Jahren entwickelter Soloperformance „Salvation“, einer Verbindung aus Drag, Science-Fiction, jüdischer Mystik, Musik von Hildegard von Bingen und Technobeats. Drag und Kabbala bestimmen auch Shlomis Mitwirkung an „Emersion“ in der Tischlerei: „Ich werde die Rolle der Großen Göttin einnehmen, einer nicht binären Drag-Figur, und leite das Publikum durch eine queerfeministische Utopie“, so Shlomi.
Die Musik, die Shlomi für „Emersion“ kreiert hat, unterstreicht dies: „Ich habe Pop-Opern-Songs geschrieben. Es gibt darin Sounds aus Queer-Clubs und Samples von großen Stimmen, zum Beispiel von Dana International, der israelischen ESC-Gewinnerin von 1998, die damals eine große Inspiration für mich war.“ Diese Elemente verbindet Shlomi mit Zitaten aus Bellinis „Norma“, der „Frau ohne Schatten“ von Strauss, Bizets „Carmen“, aus „La Traviata“ und „Macbeth“ von Verdi. „Es wird ein Abend voller queerer Magie.“
Emersion,
11.–13.07., 20:00,
Deutsche Oper (Tischlerei)
deutscheoperberlin.de
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