Fulminant feministisch: „Tanz im August“
Das vom Festival „Tanz im August“ initiierte Projekt „Urban Feminism“ geht dieses Jahr in die letzte Runde. Drei Jahre lang haben zehn junge feministische Choreografinnen aus der urbanen Tanzszene zusammengearbeitet. Ihre Abschlussarbeit präsentieren sie nun unter dem Titel „Strike a Rock“. SIEGESSÄULE sprach mit der Produktionsleiterin Alina Scheyrer-Lauer
Alina, könntest du bitte das Projekt „Urban Feminism” vorstellen? Das Projekt ist im Rahmen des Festivals entstanden. Die Künstlerin Mmakgosi Kgabi und ich haben uns zusammengeschlossen, weil wir die Arbeiten feministischer Künstler*innen aus der urbanen Tanzszene in den Mittelpunkt stellen wollten. Es ging darum, ihnen eine Chance zu geben. Denn sie haben im Vergleich zu anderen Tänzer*innen oft weniger Anknüpfungen an professionelle Ausbildungen.
„Im zeitgenössischen Tanz herrschen oft Elitismen vor, manche Tanzformen gelten als künstlerischer als andere.“
Im zeitgenössischen Tanz herrschen oft Elitismen vor, manche Tanzformen gelten als künstlerischer als andere. Urban Dance wird oft eher stiefmütterlich behandelt.
Was versteht man unter Urban Dance? Der Begriff Urban Dance ist eigentlich kritisch zu sehen, weil er kolonial geprägt ist. Bisher hat man aber keinen einheitlichen Begriff gefunden. Er beschreibt also Tanzformen wie Hip-Hop, Krump, Popping oder Locking. Allen ist gemein, dass sie einer afrikanischen oder kreolischen Traditionslinie folgen. Breaking beziehungsweise B-Boying oder B-Girling entstand etwa in Schwarzen Vierteln der Ostküste der USA. Popping oder Locking beschreibt roboterartiges oder clowneskes Tanzen. Krump hat seine Ursprünge in den armen Vierteln von Los Angeles und beinhaltet zirkuläres, ritualhaftes Tanzen, Stampfen und Boxen. Mittlerweile werden auch queer geprägte Formen wie Voguing oder Ballroom Styles häufiger zum Urban Dance gezählt.
Wie sieht der feministische Ansatz aus? Für „Urban Feminism“ haben wir zehn junge Choreografinnen eingeladen: Johanna Adelsberger, Nicole Adriana, Viola Luise Barner, Rocío Becerra, Alessia D’Isanto, Lisa Ennaoui, Iman Gele, Elina Kim, Malika Lamwersiek und Tatjana Mahlke. Sie konnten an Workshops teilnehmen und das Angebot für ein Mentoring nutzen. Wir haben uns als Anregung mit der Frage beschäftigt: Was ist eigentlich Feminismus? Daraus ist dann ein richtiger Safe Space entstanden, das war total schön.
„Wenn der männliche Blick im Raum nicht präsent ist, wird ein anderer Flow ermöglicht.“
Wenn der männliche Blick im Raum nicht präsent ist, wird ein anderer Flow ermöglicht. Der ganze Prozess wird flüssiger, entwickelt sich mehr. Es ist eine unglaubliche Befreiung für die Tanzenden, sich selbst finden zu dürfen. Die finale Tanzperformance „Strike a Rock“ ist ein Mix an verschiedensten Identitäten und Stilen. Dazu zählen geflüchtete und verschiedene indigene Perspektiven aus Kolumbien, Kanada, Australien und auch Finnland.
SIEGESSÄULE präsentiert:
Tanz im August
05.-27.08., HAU1-3 u.a.
Urban Feminism: Strike a Rock
16.-18.08., 18:00, HAU3
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#Feminismus#Tanz im August#urban dance