Neuinszenierung in der Komischen Oper

Kultige Rockoper: Jesus Christ Superstar

16. Sept. 2025 Ecki Ramón Weber
Bild: Jan Windszus
Die Premiere von „Jesus Christ Superstar“ findet im Hangar des Flughafen Tempelhof statt

Die Komische Oper startet die Spielzeit mit „Jesus Christ Superstar“ im Hangar des Flughafen Tempelhof. Das Kultmusical wird als Mega-Rockkonzert von Andreas Homoki inszeniert, mit einer genderfluiden Jesusfigur, S/M-Priestern auf der Bühne und einer gewaltigen Menge von Tänzer*innen

Je nach Perspektive wird dieses Stück mal als Rockoper, mal als Rockmusical bezeichnet. „Jesus Christ Superstar“ ist auf jeden Fall ein Klassiker. Für die heute als Musicalgroßmeister geltenden Andrew Lloyd Webber (Musik) und Tim Rice (Text) bedeutete die Uraufführung 1971 den Durchbruch, 1973 folgte die berühmte Norman-Jewison-Verfilmung. Seither war das Stück nie wirklich weg vom Fenster.

„Wir inszenieren das Werk als Rockkonzert. Wir haben rund 400 Amateurtänzerinnen und -tänzer, die das Publikum darstellen. Dazu kommen der Chor der Komischen Oper und das Musicalensemble.“

Jetzt bringt die Komische Oper eine Neuinszenierung der englischsprachigen Originalfassung. Wie in den letzten beiden Jahren läuft die erste Premiere der Saison wieder im riesigen Hangar 4 im Flughafen Tempelhof. Dieser verwandelt sich in eine Rockarena, wie Regisseur Andreas Homoki SIEGESSÄULE erzählt: „Wir inszenieren das Werk als Rockkonzert. Wir haben rund 400 Amateurtänzerinnen und -tänzer, die das Publikum darstellen. Dazu kommen der Chor der Komischen Oper und das Musicalensemble. Die Protagonisten interagieren wie Rockstars mit der Menge. Die stürmt auch mal den Steg, mal jubelnd, mal als wütender Mob. Aus dieser Spannung heraus entwickeln wir den Plot.“

Rockkonzert als Metapher für politisches Forum

Für die Bühnenbildgestaltung mit Lightshow konnte Filmregisseur Philipp Stölzl gewonnen werden, der Erfahrung mit Musikvideos hat, von Madonna bis Rosenstolz und Die Ärzte. „Wir werden alle Zutaten für ein richtiges Rockevent auffahren“, sagt Homoki. In „Jesus Christ Superstar“ sei Jesus weniger ein spiritueller Anführer als vielmehr eine politische Figur, findet er. „Der Hintergrund des Stücks war ja die Hippie-Bewegung und der Protest gegen den Vietnam-Krieg und überhaupt gegen Imperialismus. Deshalb nehmen wir das Rockkonzert als Metapher für ein politisches Forum.“

Bild: Jan Windszus
Jesus-Darsteller John Arthur Greene
„Bei dieser Geschichte sollte man sich sowieso davon lösen, dass Jesus ein Mann war. Wir haben den Jesus so angelegt, dass er genderfluid ist.“

Und wie sieht es mit zeitgemäßer queerer Sichtbarkeit in diesem Rock-Setting aus? Dafür ist in erster Linie der Berliner Kostümbildner und LGBTIQ*-Aktivist Frank Wilde zuständig: „In ‚Jesus Christ Superstar‘ wird mein Jesus gegen Ende des Abends pink, extravagant und wunderschön sein“, so Wilde im SIEGESSÄULE-Gespräch. „Bei dieser Geschichte sollte man sich sowieso davon lösen, dass Jesus ein Mann war. Er war ja wohl eher ein Medium. Wir haben den Jesus auch so angelegt, dass er genderfluid ist“, so Wilde weiter.

In weiteren Rollen gebe es ebenfalls queere Elemente, verrät Wilde: „Judas muss sexy sein. Weil er ja um die Gunst von Jesus buhlt. Es ist eine gekränkte, unerfüllte Liebe.“ Herodes – gespielt vom queeren Jörn-Felix Alt – und seine Entourage kommen „so ein bisschen wie im Manga-Comic, mit verspieltem Genderbending“ daher, die Priester treten neben „Lustknaben mit einer Fetisch-S/M-Atitude“ auf. „Diese Priesterschicht wollen wir sexualisieren. Ich finde, das passt auch gut zum Milieu“, so Wilde.

Den römischen Statthalter Pontius Pilatus spielt die*der genderfluide Darsteller*in Kevin(a) Walker. Jetzt kommt sie*er zum allerersten Mal nach Berlin. Genau diese Erfahrung des „new girl“ fließe in ihre*seine Partie des Pilatus ein, erklärt Walker: „Ich werde allein nach Berlin kommen, ohne meine New Yorker Freund*innen, kenne niemanden hier. Das ist genau wie bei Pilatus – er ist ein Außenseiter, hat wenig mit den Leuten in Galiläa zu tun, aber sie erwarten viel von ihm. Dieses Gefühl werde ich nutzen.“

SIEGESSÄULE präsentiert Jesus Christ Superstar
19.09. (Premiere), 19:30
20.+21., 27.+28., 30.09., 19:30
01.–05.10., 19:30
Flughafen Tempelhof (Hangar 4)
komische-operberlin.de

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