Laut, sichtbar, unbeirrt von rechter Hetze: CSD Görlitz-Zgorzelec 2025

Vom 26. bis 27. September findet zum vierten Mal der CSD in der Doppelstadt Görlitz/Zgorzelec statt. Nach den bedrückenden Erfahrungen des Vorjahres, ist das Orga-Team in diesem Jahr noch besser gewappnet und regional vernetzt
Im vergangenen Jahr nahmen rund 720 Menschen am CSD in Görlitz/Zgorzelec teil – gleichzeitig versuchten etwa 450 Störer*innen, den Umzug mit Hassparolen einzuschüchtern. In Bautzen standen 2024 derweil rund 700 Störer*innen einem CSD mit rund 1.000 Teilnehmer*innen gegenüber. Nur zwei von zahlreichen CSDs im Osten die zu etablierten Ziele der Rechtsradikalen Szene geworden sind.
CSD-Wochenende in Görlitz-Zgorzelec
Dieses Jahr hat das kleine Orga-Team um Wojciech M. Urlich die Sicherheitsstrukturen für den geplanten CSD Görlitz-Zgorzelec ausgebaut. Neu sind z. B. ein Shuttle-Service für Teilnehmer*innen, die sich unsicher fühlen, sowie ein kleines Kontingent an Übernachtungsmöglichkeiten für Auswärtige. Ein eigens gegründeter Verein organisiert den CSD inzwischen gemeinsam mit dem Wildwuchs e. V. für Kultur und demokratische Bildung in der Region.
Das CSD-Wochenende startet am Freitagabend mit einem Get-together, Essen und musikalischem Vorprogramm. Am Samstag zieht ab 12:00 die Demo durch die Stadt, ab 14:00 folgt das Bühnenprogramm auf dem Elisabethplatz, moderiert von Dragqueen Betty D. Fort, und mit Auftritten des Görlitzer Rappers Flaiz. Auch die Bürgermeister beider Städte (Octavian Ursu, CDU & Rafał Gronicz, P.O.) sowie die Queerbeauftragte der Bundesregierung Sophie Koch (SPD) haben ihr Kommen angekündigt.
„Mit der Normalisierung von rechter Präsenz in den Medien ist ein kleiner CSD am Rande der Republik genauso wichtig wie der Zusammenhalt aller, die nicht dem weißen, reichen Hetenmainstream angehören.”
Am Abend geht es im Club Nostromo weiter, wo auch Berliner Dragqueen Jacky-O Weinhaus auflegt. „Mit sozial rückschrittigen Personen in obersten Positionen, Normalisierung von rechter Präsenz in den deutschen Medien, Verharmlosung sexistischer und rassistischer Gewalt sowohl im Volk als auch in den Reihen der Polizei ist ein kleiner CSD am Rande der Republik genauso wichtig wie der stete Zusammenhalt aller, die nicht dem weißen, reichen Hetenmainstream angehören”, erklärt sie.
Zusammenarbeit mit lokalen Gruppen
Zur Absicherung hat die Versammlungsbehörde für den 27. September eine Allgemeinverfügung erlassen, die Urlich schockiert: „Es erinnert an Vorkriegszeiten. Dass wir so gefährdet sind, dass man eine Allgemeinverfügung braucht, ist grauenvoll.“ Sie könne Rechte zwar abschrecken, doch zugleich mahnt er linke Gruppen zur Absprache, um den sicheren Ablauf des Umzugs nicht zu gefährden. „Die Antifa spielt eine unverzichtbare Rolle beim CSD“, sagt Organisator Urlich. Jedoch: „Da das Vermummungsverbot nicht eingehalten wurde, drohte die Polizei im vergangenen Jahr mehrmals die Demo abzubrechen. Für dieses Jahr wünschen wir uns eine bessere Kommunikation zwischen Orga-Team und Aktivist*innen.“ Trotz solcher Konflikte fühlte er sich durch die Polizei geschützt. Für Görlitz war der CSD 2024 einer der größten Polizeieinsatz der Stadtgeschichte.
„Die Antifa spielt eine unverzichtbare Rolle beim CSD.“
Die Bedrohung durch rechte Gruppen ist nach wie vor präsent. Einige CSDs im Osten, wie in Weißwasser finden inzwischen nicht mehr statt, „einerseits aus Angst, andererseits weil Aktivist*innen wegziehen“, erklärt Urlich. Umso wichtiger ist die Vernetzung: In diesem Jahr kooperiert der CSD Görlitz daher verstärkt mit der queeren Community über die Stadtgrenzen hinaus, auch auf polnischer Seite.

Überregionale Solidarität bleibt entscheidend
Jennifer ist Teil der ehrenamtlichen Initiative Pride Soli Ride, die gemeinsame Fahren zu CSDs in Ostdeutschland vermittelt. „Aus einem privaten Projekt wurde im Frühjahr 2024 dann eine öffentliche Initiative, weil rechte Anfeindungen massiv zugenommen haben und sich viele Menschen für unser Projekt interessierten“, erzählt sie. Die Initiative bringt über ihren Instagram Account (@pride.soli.ride.psr) und einen Telegram-Kanal Menschen zusammen, die sich zu Fahrgemeinschaften zusammenschließen wollen. Außerdem sammelt die Initiative Spenden, die gerade wichtiger denn je seien. Die Initiative gibt die Spenden bedarfsorientiert an queere Netzwerke in Ostdeutschland weiter. „Das waren in diesem Jahr vor allem die CSDs, die zum ersten mal statt fanden, etwa in Pößneck, Mühlhausen und Wittenberg“, erklärt Jennifer. Auch der „Soli-Bus“, der Anreisen per Bus ermöglicht, werde wann immer möglich so finanziert.
Manchmal wirkt die Arbeit der CSD-Orgas fast wie ein Thriller: Absprachen mit Behörden und Antifa-Gruppierungen, das interne Teilen von Infos aus rechten Chatgruppen und die Sorge um Sicherheit ist ein ständiger Begleiter. Doch für die Betroffenen ist es den Einsatz wert: „Trotz der rechten Störungen war jede Pride, auf der ich war, sehr schön“, betont Jennifer. „Es ist für die Menschen vor Ort, aber auch für uns immer wieder stärkend, derartige Solidarität zu erfahren.“
CSD Görlitz-Zgorzelec
27.09., Start ab 12:00 am Bahnhof Görlitz,
ab 14:00 Bühnenprogramm auf dem Elisabethplatz
Für den CSD werden noch dringend Ehrenamtliche gesucht.
instagram.com/csd.goerlitz.zgorzelec
26.09., ab 18:00 bei Jakobs Speiselokal,
Auftakt mit Live-Performance von Duo State of Heart und DJ Süffisant
Pride Soli Ride
Der Telegram-Channel von Pride Soli Ride soll Menschen vernetzten, die eine Fahrgemeinschaft gründen wollen und die Mitfahrer*innen.
instagram.com/pride.soli.ride.psr
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