queere Infrastruktur in Spandau

Queeres Jugendzentrum Qu:alle

27. Aug. 2024 Ulrike Wagener
Bild: Sally B.
Malte Mühlsteff (li.) von der Bereichsleitung Queer Leben, Ambulante Hilfen und Projekte und die Jugendlichen (re., auf Wunsch unkenntlich).

Seit April gibt es in Spandau das neue queere Jugendzentrum Qu:alle. Der Name steht für eine Mischung aus queer und alle. SIEGESSÄULE-Autorin Ulrike Wagener besuchte den Treffpunkt, der die queere Infrastruktur bereichert

Der Bus hält direkt vor dem Neubau des Treffpunkts Neue 18 in Spandau. Von außen sieht man nicht, dass hier seit April das queere Jugendzentrum Qu:alle untergebracht ist. Im Aufenthaltsraum sieht das schon anders aus: Hier gibt es queere Plakate und Fähnchen und eine gehäkelte Trans-Flagge. Auf dem Sofa sitzen M, Ada, Acheron und Jeffrey the III. Die Pseudonyme haben sie sich gerade unter Lachen selbst ausgesucht. Jeffrey the III findet sich auch an dem Whiteboard unter der Überschrift „Namensvorschläge für den Hai“, ein Kuscheltier, das hier als trans* Icon gilt. Die vier Jugendlichen sind zwischen 15 und 21 Jahre alt, fast alle leben in Spandau. Zugänglich ist die Qu:alle für Jugendliche zwischen 12 und 26.

Warum sie hierherkommen? „Identität und Geschlecht werden hier nicht hervorgehoben, du wirst ganz normal behandelt“, sagt Acheron. In der Schule gab es blöde Kommentare, weil Acheron schwul ist: „Leute fragen mich, ob ich ihr schwuler bester Freund sein will oder nach meiner bevorzugten Sexstellung.“ Hier können die Jugendlichen sie selbst sein, abhängen, spielen und quatschen.

„Die Qu:alle ist für mich ein Leuchtturmprojekt für die Gleichzeitigkeit von Schutzraum für queere Jugendliche und Inklusion in gesamtgesellschaftliche Räume.“

In der Neue 18 sind verschiedene Projekte unter einem Dach. „Die Qu:alle ist für mich ein Leuchtturmprojekt für die Gleichzeitigkeit von Schutzraum für queere Jugendliche und Inklusion in gesamtgesellschaftliche Räume“, sagt Malte Mühlsteff von der Bereichsleitung Queer Leben, Ambulante Hilfen und Projekte. Im Haus gibt es ein Tonstudio, einen DJ-Raum, Bandprobenraum, Küche, Medienprojektraum, Tanzraum, Sporthalle, Cafébereich mit Kinooption und eine Werkstatt. Auf einer Etage gibt es einen Mädchenbereich. Die Qu:alle ist Teil eines Senatsplans, die Randbezirke besser queer auszustatten, und wird vom Berliner Senat sowie dem Bezirk Spandau gefördert.

Das queere Team der Qu:alle legt Wert darauf, Mehrfachdiskriminierungen zu berücksichtigen. Neben der offenen Jugendarbeit bietet es Beratung an. „Wir sehen uns als erste Anlaufstelle, mit einem niedrigschwelligen Zugang“, sagt Sozialpädagogin Lara Streit. In den Gesprächen gehe es viel um geschlechtsangleichende Maßnahmen, Hormontherapien, aber auch um Mobbing in der Schule, Ausbildung oder Beziehungskonflikte. „Das Wichtigste für Jugendliche ist, einen diskriminierungsarmen Raum zu haben, sichere Rückzugsorte und dass sie sich an uns wenden können“, sagt Streit. Das gesamte Personal im Haus sei sensibilisiert. Für Mädchen und queere Jugendliche gibt es einen eigenen Eingang, damit sie nicht durch den offenen Bereich gehen müssen.

Jugendzentrum Qu:alle
Treffpunkt Neue 18 Neuendorfer Str. 18, Spandau
queere-jugendfreizeiteinrichtung-in-spandau
@qualle.berlin

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