Buch

„One Life“: Die Biografie der Fußballerin Megan Rapinoe

21. Jan. 2021 Manuela Kay
Bild: Wasserman - Athlete Exchange
Megan Rapinoe

Sie ist eine der bekanntesten Frauen im Profisport: Megan Rapinoe. Auch in ihrer Biografie „One Life“ beweist die Fußballweltmeisterin, dass sie etwas zu sagen hat

„Megan Rapinoe ist mittlerweile so offen lesbisch, dass es einigen richtig schön wehtut.“

Megan Rapinoe ist das Vorbild einer ganzen Generation junger Frauen. Als Profifußballerin in den USA hat sie alles erreicht: Sie ist zweimalige Weltmeisterin, Olympiasiegerin und Weltfußballerin. Doch die Kalifornierin ist auch eine Vorkämpferin für gleiche Bezahlung von Frauen im Profisport und strengte mit dem US-Nationalteam eine entsprechende Klage an, mit der sie sich bei den Sportverbänden mehr als unbeliebt machte. Zum Idol für viele und geradezu verhasst bei anderen machte sich die Unbeugsame dann durch einen Kniefall während des Abspielens der US-Nationalhymne im Fußballstadion. Mit dieser symbolischen Geste demonstrierte sie gegen Rassismus und zeigte sich solidarisch mit dem Footballspieler Colin Kaepernick, der dies als Erster getan und sogleich Berufsverbot bekommen hatte. Und noch nicht genug: Megan Rapinoe ist mittlerweile so offen lesbisch, dass es einigen richtig schön wehtut.

Im Alter von 35 Jahren veröffentlichte sie am 10. November 2020 in den USA ihre Biografie „One Life“, die nur sechs Tage später auf Deutsch erschien. 35 Jahre – ist das nicht ein bisschen früh für eine Biografie, möchte man fragen? Aber Rapinoe hat reichlich Stoff zum Erzählen, vor allem weil sie bekanntermaßen niemals ein Blatt vor den Mund nimmt. Man erfährt viel über ihre Familie, die Schulzeit im kalifornischen Redding, die Leidenschaft zum Fußball, über das innige Verhältnis zu ihrer ebenfalls kickenden Zwillingsschwester Rachael, aber auch über die Krise um den drogensüchtigen Bruder Brian. So richtig leidenschaftlich wird ihre Erzählung immer dann, wenn es um Fußball mit allem Drum und Dran geht. Nicht nur Rapinoes Herzensthema, die ungleiche Behandlung von Männern und Frauen im Profisport, findet Platz – der Untertitel des Buches „Das Leben der Fußballikone und ihr Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus“ verspricht tatsächlich nicht zu viel. Auch ihre wechselhafte Karriere im Nationalteam der USA kommt nicht zu kurz. An Ex-Trainerin Jill Ellis lässt sie kein gutes Haar.

Wer sich allerdings nach Insider-Wissen über ihr Liebes- und Beziehungsleben sehnt, wird enttäuscht. Hier ist die aufmüpfige Spielerin eher kurz angebunden und geizt mit Tratsch. „Jede Beziehung, die ich jemals gehabt hatte, war durch meine Reisen und die Tatsache, dass ich nie zu Hause war, beeinträchtigt worden“, schreibt sie nüchtern, ohne ins Detail zu gehen. Die Trennung von ihrer Freundin Sera bekommt gerade mal zwei Sätze. Das wirkt etwas oberflächlich, auch wenn es natürlich sehr anständig von ihr ist, hier ohne Shitstorm auszukommen. Seit sie mit Basketballstar Sue Bird zusammen ist und die beiden (mittlerweile verlobt) das lesbische Traumpaar des Profisports wurden, gibt es sehr viel mehr Publicity um Rapinoes Beziehungsleben. Vielleicht steht das Thema Liebe auch einfach nicht so im Vordergrund für sie. „Ich war schon verliebt gewesen, aber mit einunddreißig hatte mir noch nie jemand so richtig das Herz gebrochen“, resümiert sie über ein scheinbar dramafreies Liebesleben.

Sportler*innenbiografien sind selten, vielleicht sogar nie literarisch hochwertig, aber diese liest sich gut weg, gewährt tiefe Einblicke in die Welt des Frauenfußballs und lässt immerhin auf Fortsetzung hoffen. Denn von Megan Rapinoe werden wir auch nach ihrer Sportkarriere sicher noch einiges hören.

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