PEN Berlin Kongress: „Ohne Cancel-Reflex oder Tabubruch-Fetisch“
PEN Berlin lädt wieder zum Kulturkongress: Am 29. November öffnet die Schriftsteller*innen-Vereinigung unter dem Motto „Wer räumt das jetzt auf?“ eine Bühne für den offenen Austausch zwischen politischen Lagern. Wir sprachen mit dem Leiter Jayrôme Robinet und dem Gründungsmitglied Kristof Magnusson
„Die gesellschaftliche Lage ist chaotisch, gespalten“, sagt Autor und PEN-Berlin-Mitglied Kristof Magnusson. „Unser Kongress soll ein Ort sein, an dem alle ins Gespräch kommen können.“ In Zeiten, in denen Diskussionen oft in Abgrenzung statt Austausch enden, will der öffentliche Kongress der Schriftstellervereinigung einen Gegenentwurf bieten.
„Es geht natürlich nicht um Schuldzuweisungen, sondern um gemeinsames Handeln. Die Frage ist: Wer packt an, wer übernimmt Verantwortung?“
Jedes Jahr bringt er Menschen mit unterschiedlichen politischen Hintergründen zusammen, um über gesellschaftliche und literarische Themen zu sprechen und neue Perspektiven zu gewinnen – in diesem Jahr unter dem Motto „Wer räumt das jetzt auf?“. „Es geht natürlich nicht um Schuldzuweisungen, sondern um gemeinsames Handeln“, ergänzt Jayrôme Robinet, Leiter der PEN-Geschäftsstelle und SIEGESSÄULE-Kolumnist. „Die Frage ist: Wer packt an, wer übernimmt Verantwortung? Wir wollen Ideen und Werkzeuge dafür anbieten – und Lust auf Verantwortung machen.“ Der Kongress sei offen für alle und verstehe sich als Einladung, neu auszuloten, wie wir als Gesellschaft handlungsfähig bleiben können.
Einen expliziten queeren Schwerpunkt habe die diesjährige Ausgabe zwar nicht, doch LGBTIQ*-Perspektiven seien dennoch präsent. „Einige Gäste unseres Line-ups sind Teil der Community“, sagt Robinet. Einer von ihnen: Kristof Magnusson. „Als schwuler Mann bin ich in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass ich in großen Teilen der Gesellschaft nicht vorgesehen war, was dazu geführt hat, dass ich heute anders auf die Welt schaue. Das beeinflusst natürlich auch meinen Auftritt auf dem Kongress“, erzählt er. Auch Robinet betont, wie eng queere Perspektiven mit dem diesjährigen Thema verbunden sind: „Queere Menschen wissen, was es heißt, im Chaos zu leben, Unsicherheit auszuhalten und trotzdem Kultur und Gemeinschaft zu schaffen – daher sind sie unmittelbar vom Thema betroffen.“
Zwischen politischen Hochkarätern und Discokugeln
Am 29. November ab 13:00 füllen dreizehn Programmpunkte das Säälchen am Holzmarkt 25 in Friedrichshain: Podiumsdiskussionen, Konzert, Gespräche, Disko und interaktive Formate. Mit dabei: Wolfgang Kubicki, Renate Künast, Sofi Oksanen, Nino Haratischwili und viele mehr. Besonders die sogenannte „Saalschlacht“ liegt Robinet am Herzen. „Zwei Menschen mit unterschiedlichen politischen Positionen eröffnen das Thema mit je einem Impulsreferat – Pro und Contra – und diskutieren anschließend mit dem Publikum“, erzählt er. „In diesem Jahr treffen Wolfgang Kubicki (FDP) und Renate Künast (Grüne) aufeinander und stellen die Frage: Gibt es ein Recht auf Hass?“
„Es geht wirklich um Austausch – und darum, Positionen auszuhalten, mit denen man nicht einverstanden ist.“
„Einfach die Tatsache, dass man an einem Tag ohne Cancel-Reflex oder Tabubruch-Fetisch zusammenkommt und miteinander spricht“, beschreibt Robinet als sein persönliches Highlight. Denn beim PEN Berlin gehe es nicht darum, vor der eigenen Peer-Group die „richtige“ Meinung zu performen, ergänzt Magnusson. „Es geht wirklich um Austausch – und darum, Positionen auszuhalten, mit denen man nicht einverstanden ist. Dass uns das immer wieder gelingt, ist bemerkenswert.“
Auch die Kunst soll nicht zu kurz kommen: Ein Konzert von Katharina Franck und eine anschließende Disko mit Doris Akrap bilden den Abschluss des Kongresses . Dort soll nochmal ausgelassen getanzt und das gewonnene Gemeinschaftsgefühl zelebriert werden.
PEN Berlin „Wer räumt das jetzt auf?“
29.11., ab 13:00
Säälchen, Holzmarktstraße 25, 10243 Berlin
penberlin.de/kongress
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