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Printmedien: Wie nachhaltig ist die SIEGESSÄULE?

18. Jan. 2023 Paula Balov
Bild: as

Eine große Errungenschaft der SIEGESSÄULE und ihrer Anzeigenkund*innen ist es, dass sie als queeres Magazin an Hunderten von Auslagestellen in der ganzen Stadt gratis mitgenommen werden kann. Das schafft Sichtbarkeit für queere Themen und marginalisierte Gruppen. Doch ist das auch nachhaltig?

Für einige in der Berliner Community mag es sicher eine Gretchenfrage sein: Ist der tausendfache Druck der SIEGESSÄULE auf Papier eine Verschwendung von Ressourcen? Immer häufiger entscheiden sich Unternehmen, wie beispielsweise große Baumärkte, der Umwelt zuliebe auf gedruckte Prospekte zu verzichten. Ein neuer Trend geht aus Umweltbewusstsein eher zum Onlinemagazin. Aber schneiden Printmedien in Sachen Nachhaltigkeit wirklich schlechter ab als ihr digitaler Gegenpart?

Um diese Frage zu beantworten, lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen: Möller Pro Media GmbH heißt die Druckerei in Ahrensfelde, in der jeden Monat frische SIEGESSÄULEN gepresst werden. Das Unternehmen existiert bereits in seiner vierten Generation und produziert rund 130 Zeitschriftentitel.

„Natürlich sind wir uns darüber im Klaren, dass wir hier mit Papier arbeiten“, so der Geschäftsführer Steffen Seifert. Um genaue Schlüsse über die Ökobilanz von Printmedien zu ziehen, sei es wichtig, den Produktionszyklus differenziert zu betrachten.

„Für die SIEGESSÄULE muss kein Baum sterben!“

Ein wichtiger Faktor ist logischerweise die Papiervariante – im Fall der SIEGESSÄULE ist es Recyclingpapier. Die Herstellung von Altpapier verbraucht nur ein Drittel der Wassermenge, die für Frischfaserpapier benötigt wird, und schont Ressourcen. Verkaufsberater Ulrich Keim, der schon viele Jahre mit dem SIEGESSÄULE-Team im Austausch steht, bringt es auf den Punkt: „Für die SIEGESSÄULE muss kein Baum sterben! Das Material ist ja bereits vorhanden.“

Laut Umweltbundesamt hat die Papierindustrie im Jahr 2020 fast 80 Prozent recyceltes Papier eingesetzt, mit steigender Tendenz. In den letzten dreißig Jahren wird eine stetig energieeffizientere Papierherstellung beobachtet. Diese ist mit dem häufigeren Einsatz alternativer Brennstoffe und erneuerbarer Energien zu erklären.

Bei der Herstellung von Frischfaserpapier gibt es außerdem verschiedene Gütesiegel, die Produkte aus nachhaltiger Waldwirtschaft kennzeichnen. Möller Pro Media ist mit dem FSC-Siegel zertifiziert, das „ökologisches und unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen angebautes“ Papier garantiert. Darüber hinaus bietet die Druckerei ihren Kund*innen auch weitere Optionen für klimaneutralen Druck wie nachhaltige Verpackung oder die Möglichkeit, den CO2-Verbrauch durch die Unterstützung lokaler und internationaler Klimaprojekte zu kompensieren. Dies wird derzeit auch für die SIEGESSÄULE geprüft.

Ein anderer positiver Faktor sind die kurzen und somit energiesparenden Transportwege, die sich im Fall von Möller Pro Media auf einen Radius von 80 Kilometer beschränken: Die Recyclingunternehmen liefern das gesammelte Material nach Schwedt. Dort kauft die Druckerei das Papier und bringt es nach Ahrensfelde.

„Wir können nicht emissionsfrei produzieren.“

Beim Druckprozess selbst lässt sich jedoch nicht immer der Energieverbrauch reduzieren, räumt Steffen Seifert ein: „Wir können nicht emissionsfrei produzieren, das ist aufgrund unserer Technik gar nicht möglich.“ Damit die Druckfarbe trocknen kann, muss sie in einem speziellen Arbeitsgang aufgeheizt werden. Für dieses Problem hat sich jedoch auch eine praktische Lösung gefunden: Um die Umwelt zu schonen, nutzt Möller Pro Media die Methode der Wärmerückgewinnung. „Das heißt, wir heizen auch unsere Büroräume über die Wärme, die wir aus der Maschine gewinnen.“

Aber unabhängig von den Bemühungen einzelner Druckereien, wie schneidet Papier insgesamt in puncto Klimaschutz ab? Basierend auf Daten des Umweltbundesamts ergab eine Berechnung des Bundesverbands Druck und Medien (bvdm), dass der CO2-Wert aller Druckerzeugnisse, die eine Person konsumiert, nicht mal ein Prozent des Fußabdruckes ausmacht, den sie in einem Jahr hinterlässt. Damit ist die Papierindustrie viel harmloser für die Umwelt, als ihr Ruf vermuten lässt.

Sind digitale Medien nachhaltiger als Printmedien?

Die Strategie einiger, auf Printprodukte zu verzichten und um der Nachhaltigkeit willen Medien nur digital zu konsumieren, ist allerdings ein Trugschluss: „Was viele Leute ausblenden, ist der Energieaufwand bei der Herstellung von einem PC, Smartphone oder Tablet“, sagt Ulrich Keim. Allein die Gewinnung der seltenen Erden in Afrika und der Transport quer über alle Kontinente kosten enorm viel Energie. Ein einzelnes Smartphone verbraucht in der Produktion bis zu 58 kg CO2-Äquivalenzen. Das hatte im Jahr 2018 eine Studie vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) ergeben.

Die Nutzung des Geräts ist dabei ein Energiefresser für sich: Neben dem Stromverbrauch, um das Gerät überhaupt erst aufzuladen, verbrennen auch jede Suchanfrage, jede E-Mail und jedes Streamen Strom. In Rechenzentren kühlen riesige Klimaanlagen die Server herunter, auf denen sich Nutzer*innen täglich durchs Netz bewegen. Durch den zunehmenden internationalen Digitalisierungsprozess und neue Gewohnheiten seit der Pandemie verbringen weltweit außerdem immer mehr Menschen immer mehr Zeit online.

Die jahrelange Nutzung eines mobilen Endgeräts, verglichen mit der kurzen Nutzung eines Printprodukts, spielt – anders als oft behauptet – nur eine geringe Rolle beim Energiesparen. „Viele Menschen nutzen ja mehrere Geräte parallel“, merkt Ulrich Keim an. Die Endgeräte werden zudem alle paar Jahre ersetzt, da sie technisch überholt sind oder nicht mehr optimal funktionieren.

Printmedien sind nicht per se ein Klimakiller

Digitale Medien werden außerdem eher einzeln konsumiert und verbrauchen die gleiche Energie bei jedem Aufruf eines Artikels im Onlinemagazin oder auf Social Media. Dieselbe gedruckte Zeitschrift lesen hingegen oft mehrere Personen. Der Energieverbrauch steigt nicht dadurch, dass mehrere Personen im selben Haushalt durch die SIEGESSÄULE blättern oder eine Touri-Gruppe im Café gemeinsam die queeren Event-Tipps des Monats durchgeht. Im Gegenteil: „Je mehr ein analoges Medium genutzt wird, desto besser ist die Ökobilanz“, meint Steffen Seifert.

Auch wenn digitale Medien nicht anfassbar sind und keinen offensichtlichen Müll produzieren, der sich im Papiercontainer stapelt, sind sie nicht per se umweltfreundlicher. Genauso sind Printmedien nicht per se ein Klimakiller. Klar ist in jedem Fall: Der Verzicht auf die Printausgabe der SIEGESSÄULE würde das Klima ganz sicher nicht retten. Sie würde aber der LGBTIQA*-Community schaden. Ein Stadtmagazin lebt davon, präsent auszuliegen und für so viele Menschen wie möglich zugänglich zu sein. Die SIEGESSÄULE ist insbesondere in der gedruckten Form ein unverzichtbarer Teil von Berlins Identität, der die Stadt mitgestaltet und die Spaces der queeren Community und ihrer Allies sichtbar macht.

moellerpromedia.de

Auslagestelle werden? Einfach eine E-Mail an: vertrieb@siegessaeule.de

Bild: Jason Harrell
Druckexperten Steffen Seifert (li.) und Ulrich Keim von Möller Pro Media

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