24.–29.10.

Queere Highlights des 18. Pornfilmfestival Berlin

19. Okt. 2023 Nathalia Rodriguez
Bild: Manuel Abramovitch
Szene aus dem Eröffnungsfilm „Pornomelancholia“ von Manuel Abramovitch

Das Pornfilmfestival Berlin wird volljährig – und legt dieses Jahr einen besonderen Fokus auf Filme aus Polen und der Türkei. Vom 24.10. bis zum 29.10. werden im Kino Moviemento und Babylon Kreuzberg internationale Kurz- und Spielfilme präsentiert, mit einem besonderen Blick auf progressive Entwicklungen im Mainstream-Porno

Sex, Kunst und Aufklärung, verbunden mit Queerness und Diversity – das war schon immer Motto des Pornfilmfestival Berlin. Dieses Jahr findet die 18. Ausgabe statt, vom 24. bis zum 29. Oktober. Zu sehen gibt‘s erotische Filmkunst auf großer Leinwand im Kino Moviemento und im Babylon Kreuzberg. Es geht darum, zusammen mit hundert anderen im Kinosaal auf voller Höhepunkt-Lautstärke Pornos zu schauen und anschließend die Gelegenheit zu haben, Darsteller*innen und Regisseur*innen Fragen zu stellen beziehungsweise gemeinsam mit anderen über das Gesehene zu debattieren.

Ein paar Basics vorweg: „Das Pornfilmfestival Berlin ist ein unabhängiges, nicht kommerzielles und ohne öffentliche Förderungen finanziertes Filmfestival rund um das Thema Sexualität, Politik, Feminismus, Genderdiversität, Post-Porn und Bodypolitics“, so die offizielle Selbstbeschreibung des PFFB. Seit 2006 findet es jährlich in Kreuzberg statt und bricht ganz gezielt Tabus: „Unser Anspruch ist es, einen Raum zu schaffen, um respektvoll über Sex zu sprechen“, so Paulita Pappel im SIEGESSÄULE-Gespräch. Pappel hat gerade das Buch „Porno Positiv“ rausgebracht. Sie ist Aktivistin, Pornoentrepreneurin (unter anderem gründete sie ein Label für hardcore-feministische Gangbangfilme), und sie ist Teil des sechsköpfigen PFFB-Kuratoriums, zusammen mit Festivalbegründer Jürgen Brüning, Kiki Petersen, Constanza Godoy, Manuela Kay und Walter Crasshole.

„Unser Anspruch ist es, einen Raum zu schaffen, um respektvoll über Sex zu sprechen“

Den Auftakt macht dieses Jahr der vielfach ausgezeichnete Film „Pornomelancholia“ von Manuel Abramovitch. In der Tragikomödie geht es um den Sex-Influencer Lalo, der Fotos von seinem nackten Körper und selbst gedrehte Pornos für Tausende von Follower*innen im Netz postet. „Sein Leben wird zu einer digitalen Inszenierung, während er in der Realität in einer permanenten Melancholie steckt, die ihn aus der Fassung bringt“, so Pappel. Neben diesem Eröffnungsfilm gibt es einen bunten Mix aus Kurz-, Spiel-, Expertimental- und Dokumentarfilmen.

Türkische Pornos aus den 80er-Jahren

Der Schwerpunkt liegt in dieser 18. Ausgabe des PFFB auf den Ländern Türkei und Polen. So hat zum Beispiel das noch neue Pornfilmfestival Warschau ein eigenes Kurzfilmprogramm kuratiert, zusätzlich laufen mehrere weitere polnische Filme.

Im Rahmen des Türkei-Schwerpunkts werden hierzulande beinahe unbekannte türkische Pornos aus den 80er- und 90er-Jahren gezeigt, die man als echte Entdeckungen bezeichnen kann. Gerahmt werden sie von einem Vortrag des schwulen Künstlers und Filmemachers Emre Busse, der im Schwulen Museum die Ausstellung „ğ – queere Formen migrieren“ kuratiert hat, über die LGBTIQ*-Verbindungslinien zwischen der Türkei und Deutschland.

Lange Nacht des lesbischen Sex

Nach langer Zeit werden auch wieder „klassische“ aktuelle, aber dennoch ungewöhnliche Mainstream-Pornos gezeigt. Vor allem in der erstmals stattfindenden „Long Night of Lesbian Sex“ soll ein Crossover zwischen „authentisch gezeigtem Sex“, „witzigen Storys“ sowie „kommerzieller Aufbereitung“ gezeigt werden, so das Kurator*innenteam zu SIEGESSÄULE.

Die lange Nacht des lesbischen Sex findet am am 28.10. ab 21:00 statt und konzentriert sich auf zwei sehr eigenwillige Filme des kanadischen Pornolabels Adult Time. Der erste Porno „Sweet Sweet Sally Mae“ (2021) von Ricky Greenwood ist eine Hommage an Quentin Tarrantinos „Jacky Brown“ und eine Schwarze Gangsterkomödie voller Action und wildem Sex.

Der zweite Film „Women's World“ (2022) von Anatomik Media schlägt eine Brücke von „Desperate Housewives“ zu „The L Word“ und handelt von einer Welt, in der plötzlich nur noch Frauen existieren – was in einer Dauerorgie mündet. Ein Ticket gilt für beide Filme. Gäste können zwischendurch im Foyer Spezialdrinks trinken, miteinander ins Gespräch kommen, lästern, lachen, flirten...

Die Veranstaltung frönt nicht nur dem lesbischem Sex mit einem Augenzwinkern, sondern verbeugt sich vor den beiden Mainstream-Pornos, denen laut der Kurator*innen tatsächlich gelungen ist, weibliche Sexualität empowernd darzustellen.

Der Vorverkauf hat bereits begonnen und das vollständige Festivalprogramm wurde auf der PFFB-Website veröffentlicht. Ein Event, das in den Kalender eingetragen gehört, ist die PFFB-Party am Freitag, den 27.10., ab 23:00, im Gretchen Club. Außerdem vormerken sollte man, dass es eine Festivallounge gibt. Dort können immer ab 22:00 alle Mitwirkenden, Filmschaffenden und das Publikum gemeinsam chillen. Diese Lounge findet am 24., 25., 26. und 28.10. statt, der Eintritt ist frei. Natürlich wieder im unvergleichlichen Ficken 3000 (Urbanstraße 70).

SIEGESSÄULE präsentiert
Pornfilmfestival Berlin,
24.–29.10.,
Moviemento, Babylon Kreuzberg, Ficken 3000, Gretchen Club
pornfilmfestivalberlin.de

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