SIEGESSÄULE präsentiert

Queere Highlights des Pop-Kultur Festivals

19. Aug. 2022 Julian Beyer
Bild: Tama Gucci, Lotic (© Philip Primus) und Franky Gogo (© Clemes Veilhan)

Ende August findet auf dem Gelände der Kulturbrauerei zum achten Mal das Pop-Kultur Festival statt. Konzerte, Panel-Talks, DJ-Sets und mehr erwarten Besucher*innen der dreitägigen Veranstaltung. Julian Beyer hat die queeren Highlights zusammengestellt

Gleich am ersten Abend tritt die deutsch-kurdische Rapperin Ebow auf (24.8., 23:40, Alte Kantine), die sich wortgewandt auf tanzbaren Beats zu Sexismus, Rassismus und Homophobie äußert. Die queere Musikerin thematisiert auf ihrem neuen Album „Canê“ (Kurdisch für „Liebling“ oder „Seele“), das Anfang dieses Jahres rauskam, ihre Liebe zu Frauen.

Beatlastig kann auch der queere trans Electro-Künstler Franky Gogo aus Frankreich (26.8., 21:00, Alte Kantine). Sein Song „Delicious Strawberry“ wurde 2021 von niemand Geringerem als Planningtorock geremixt. Einen guten Einblick in Gogos Kreativität bietet das Musikvideo zu „Fast and too Much“, das nervenaufreibend und befriedigend zugleich ist.

Unter anderem für ihre Remixe wird ebenso die afroamerikanische trans Musikerin und Produzentin Lotic gefeiert (25.8., 23:20, Maschinenhaus). Sie wurde von Björk einst als eine der „heftigsten DJs“ bezeichnet und durfte in Berlin als Opening-Act bei der „Vulnicura“-Tour auftreten. Lotic äußert offen Kritik an der male-centric, misogynen und nicht-so-offen-wie-sie-vorgibt queeren Szene Berlins. Im Juli dieses Jahres erschien ihre neue EP „Sparkling Water“.

Noch in den Startlöchern ihrer jungen Musikkarriere steht die Queer-Punk-Band Taffee (24.8., 20:20, Frannz Club), die über das Anderssein in einer Welt der Angepassten singt.

Taffee

Orte der Entschleunigung

Festivals und Menschenmassen können überfordern, insbesondere nach den Jahren der Corona-Isolation. Für einen Safer Space der Entschleunigung sorgt – besonders für marginalisierte Communitys – die als performative Installation angelegte Çaystube. Hier tritt Anthony Hüseyin, ein*e fluide*r nicht binäre*r Künstler*in aus der Türkei auf (26.8., 19:00). Hüseyin singt zu soften Synthie-Melodien über die künstlerische und persönliche Reise als queerer Mensch und thematisiert politische Missstände in der Türkei.

Bild: Uygar Önder Simsek
Anthony Hüseyin

Der queere Wahl-New-Yorker Tama Gucci besingt in verspielten Songs hingegen seine Liebe für Reality-TV, Romantik im digitalen Zeitalter und bietet bisweilen nostalgisch anmutende Sound-Effekte, die seinem Namen alle Ehre machen (24.8., 19:40, Çaystube).

Das queere Programm in der Çaystube rundet ein DJ-Set von Sherryaeri ab (25.08., 17:00), einer selbst ernannten „small-fat non-binary femme“. Für Sherryaeri sind Musik und Politik untrennbar verbunden und daher wird besonderer Wert darauf gelegt, Künstler*innen zu spielen, die sonst keine Plattform erhalten.

Auftragswerke

Auch in den Commissioned Works finden sich queere Themen. So liest der bisexuelle Musiker Drangsal, der in seinen Songs u. a. das binäre Geschlechtermodell kritisiert, Ausschnitte aus seinem Buch „Doch“ vor (24.08., 22:40, Kino in der Kulturbrauerei, Saal 5), das aus Miniaturen, Gedichten und Kurzgeschichten besteht.

Bild: Gerald von Foris
Drangsal

In dem Panel-Talk „Hey QT – A Talk about Performance, Art and Cultural Institutions within Cute Pop Culture“ (26.08., 21:20 Kino in der Kulturbrauerei, Saal 5) spricht unter anderen Colin Self, queere*r Choreograf*in, Künstler*in und Performer*in, über die Bedeutung sozialer Gegebenheiten und queerer Perspektiven in Kunst und Kultur.

Unter dem Titel „I’ll Be Fine: Talk über Popkultur, DRUCK und Gen Z“ spricht Aidan Riebensahm, queere*r, transdisziplinäre*r Künstler*in und Dramaturg*in mit drei Beteiligten der Webserie „Druck“ (24.08, 21:20, Kino in der Kulturbrauerei, Saal 5). Das Remake der gleichnamigen Produktion aus Norwegen widmet sich der Gen Z und ihrem Umgang mit Rassismus, sexueller und Geschlechtsidentität, Mobbing und Feminismus. Im Zentrum dieses Talks steht die Frage, wie die Generation der nach der Jahrtausendwende Geborenen die Popkultur mitbestimmt.

Es gibt zudem Commissioned Works zu körperlicher Behinderung, kultureller Aneignung, Mangel an Diversität im Kultursektor, Inspirationsausbeutung und vielem mehr. Das Konzert- und DJ-Line-up ist gleichermaßen vielseitig aufgestellt und für Musikliebhaber*innen aller Genres ist etwas dabei.

Nach durchtanzten Wochenenden auf der Fusion, Nation und dem Garbicz bietet das Pop-Kultur-Festival Ende August in Berlin einen perfekten Saisonausklang für Musik- und Kulturliebhabende, die nachts eine richtige Matratze einer Isomatte vorziehen.

SIEGESSÄULE präsentiert
Pop-Kultur 2022
,
24.–26.8., jeweils ab 19:00, Kulturbrauerei

Komplettes Programm:
pop-kultur.berlin

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