Meldung

Queere Institution vor dem Aus: SchwuZ meldet Insolvenz an

1. Aug. 2025 Selina Hellfritsch
Bild: jackielynn
Das SchwuZ ist mit 48 Jahren der älteste queere Club Deutschlands

Das SchwuZ, mit 48 Jahren der älteste queere Club Deutschlands, meldet Insolvenz an. Das erklärte die queere Institution in einer Pressemitteilung vom 31. Juli. Grund für die Insolvenz sei die drohende Zahlungsunfähigkeit. Nun appeliert der Club an die Besucher*innen

Seit gestern ist bekannt: Das SchwuZ hat Insolvenz angemeldet, da im Laufe des kommenden Jahres die Zahlungsunfähigkeit droht. Auf Instagram schreibt der Club: „Liebe SchwuZ-Community. Es ist ernst. Wirklich ernst.“ Unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen gebe es in der bisherigen Struktur keine ausreichende Wahrscheinlichkeit den Betrieb langfristig weiterzuführen, heißt es in der Pressemitteilung vom 31. Juli. Der Insolvenzantrag sei allerdings kein Kapitulationsmoment: „Er ist ein notwendiger Schritt, um Luft für Veränderung zu schaffen und aus der Abwärtsspirale auszubrechen.“

Schwierige Ausgangslage für neue Geschäftsführung

Geschäftsführerin Katja Jäger – seit Anfang 2025 im Amt – äußerte sich im Rahmen der Pressemitteilung zu den Gründen für die schwierige finanzielle Situation: „Mir wurde der Staffelstab Anfang 2025 mit dem Hinweis übergeben, dass für das Jahr 2024 ein Defizit bestehe, dem jedoch bereits mit geeigneten Maßnahmen begegnet worden sei.“

„Es zeigte sich: Die wirtschaftliche Lage war ernster als gedacht, die Maßnahmen aus 2024 haben nicht ausgereicht.“

Ab März 2025 habe Katja Jäger die Verantwortung allein getragen. Erst mit der vollständigen Einarbeitung in die finanziellen und strukturellen Abläufe im Mai 2025 sei das ganze Ausmaß der Krise sichtbar geworden. Katja Jäger weiter: „Es zeigte sich: Die wirtschaftliche Lage war ernster als gedacht, die Maßnahmen aus 2024 haben nicht ausgereicht, zumal der Umsatz leicht, aber spürbar rückläufig war.“ Der Club habe monatliche Fehlbeträge von rund 30.000 bis 60.000 Euro erwirtschaftete. „Ich habe in einer schwierigen Phase übernommen. … Die strukturellen Veränderungen hätten schon im vergangenen Jahr angestoßen werden müssen.“

Kündigungswelle, Umstrukturierung und Neuausrichtung

In den letzten Monaten hat das SchwuZ weitere Maßnahmen ergriffen: Ein Drittel der Belegschaft wurde gekündigt, was zu Empörung und Unmut führte. Außerdem wurde der reguläre Betrieb der Pepsi Boston Bar eingestellt, da die Abende mit den Dragperformer*innen nicht gut genug besucht waren. Aktuell wird die Kasse durch ein Self-Check-in-System ersetzt und Garderoben durch Schließfächer ausgetauscht.

Jetzt sei der Moment, in dem sich alles entscheiden werde, so Katja Jäger. In der Pressemitteilung heißt es: „Die kommenden Wochen sind entscheidend: für einen Safer Space für tausende queere Menschen, für hunderte queere Artists und für über 70 queere Beschäftigte.“

„Jetzt brauchen wir euch: Kommt zurück, tanzt, feiert, seid laut. Zeigt, dass das SchwuZ gebraucht wird und bleibt.“

Die Geschäftsführung setze sich nun dafür ein, dass der Betrieb bis zur Verfahrenseröffnung aufrechterhalten wird. Ziel ist es, in diesem Zeitraum die Fortführung des SchwuZ zu sichern und den negativen Umsatztrend umzudrehen. Deshalb der Appell an die Berliner Community: „Jetzt brauchen wir euch: Kommt zurück, tanzt, feiert, seid laut. Zeigt, dass das SchwuZ gebraucht wird und bleibt. Gemeinsam können wir in den kommenden Wochen entscheiden, ob dieser Ort eine Zukunft hat.“

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