Queere Kunst im Stadtraum

Kunst im Untergrund: „flexen, flirren, fantasieren“

26. Juni 2025 Jeanne Spada
Bild: BVG Archiv
„Soundtrax for a Bazaar“ a.k.a. „$on’ny Music“ von Franziska Pierwoss & Siska am U-Bahnhof Bülowstraße

Die neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) zeigt auch dieses Jahr die Ergebnisse des zweijährlichen Kunstwettbewerbs „Kunst im Untergrund“. Künstlerische Projekte bespielen die Bahnhöfe Nollendorfplatz, Bülowstraße und Schönhauser Allee mit Plakaten und Performances

Es beginnt am Basar, Bahnhof Bülowstraße, mit Soundscape-Echos, Plakatkunst und Kassettenbeats, als Mittelfinger an Sony und Musikkommerz. Dort findet Kunst im Untergrund statt, vorwiegend als Reihe von Performances und Plakatinstallationen an drei Stationen der Linie U2 von Ende Juni bis September. Das Programm legt dieses Jahr den Schwerpunkt auf queere Stadtgeschichte und -erfahrung, auch im Titel „flexen, flirren, fantasieren – mapping the queer city“. Die queere Stadtkarte ist da kein trockener Atlas, sondern lebendige Geschichte aus Lebensgeschichten, in U-Bahnhöfen plakatiert und aufgeführt, bis sie in Demo-Kunst ausbricht.

Bild: Adrian Marie Blount
Adrian Marie Blount „Basics of Care“

Konzert, Collagen und Performances

Beim Auftakt „Soundtrax for a Bazaar“ a.k.a. „$on’ny Music“ von Franziska Pierwoss & Siska wird der türkische Basar am U-Bahnhof Bülowstraße wiederbelebt, der dort von den 70er-Jahren bis kurz nach Mauerfall stand. Einerseits mit einem Konzert am 28. Juni um 17 Uhr, das die Soundkulisse Schönebergs aufgreift, und Party, andererseits mit Plakaten im Bahnhof, die, wie limitierte Kassettenausgaben gestaltet, als Tribute an Tape-Kultur und Kontrapunkt zum nahen Sony Music-Sitz gedacht sind. Die Installation bleibt bis 7. Juli. Direkt im Anschluss erweckt im selben Bahnhof „We Are Everywhere“ vom 8. Juli bis 7. August mit Performances, Plakaten und Bodenfolien von Lola von der Gracht Trans*-Geschichte zum Leben. Collagen aus transsexuellen Urtypen des frühen und mittleren 20. Jahrhunderts, kontrastiert und verwoben mit dem Leben von trans* Menschen heute, tragen die Herausforderungen queeren Lebens in die Öffentlichkeit. Performances finden am 12., 13. und 16. Juli statt.

Auch im dazugehörigen Online-Magazin wird Trans*-Geschichte als „Transen-Power“ großgeschrieben. In den zusammengestückelten Auszügen aus Nora Eckerts Wilden Jahren des trans* Aktivismus und Interviews und Fotos zur Black Girls Coalition. Paul B. Preciado und Sarah Ahmed steuern Manifestliches und Nachdenkliches bei, Mia Göhring die titelgebende Fiktion, Audre Lorde und Gabriele Stötzer eine Prise Poesie, und es sollen noch mehr hinzukommen. Wer gern liest oder in alten Magazinen blättert, sollte reinhören! Während an der Bülowstraße die Plakate wechseln, hängen am U-Bahnhof Nollendorfplatz vom 27. Juni bis 31. Juli die Plakatcollagen von Adrian Marie Blount „Basics of Care“. Die dargestellten Gedankengebäude Schwarzer nicht binärer Fürsorge und queerer Liebe stellen sich weißem Hass, alltäglicher Gewalt und Propaganda entgegen, und subtile Performances von Schwarzer queerer Liebe zwischen zwei oder mehr Menschen machen den Nolli zum YOU-Bahnhof. Gespräche mit Adrian Marie Blount und Mandhla Ndubiwa sind am 6. Juli sowie mit Lola von der Gracht und Sandra Teitge am 16. Juli, jeweils in der Bar Voyage, nahe Nollendorfplatz, geplant.

Bild: Nadin Reschke
„Lila Fetzen“ von Nadin Reschke

Queerer Kampf für Sichtbarkeit

Den Abschluss bilden zwei Performances und eine Party, alle am 20. September: „Lila Fetzen“ von Nadin Reschke trägt in Texten, Bannern und Kostümen queeren Kampf für Sichtbarkeit und gegen Norm im öffentlichen Raum ab 15 Uhr vom U-Bahnhof Eberswalder Straße zum Sonntags-Club. Hier ist, wie auch im Magazin, Erinnerung an die DDR-Frauenbewegung in „Lila Fetzen“ vertreten. ipek burçak, „In Berlin nichts Neues“, führt schließlich mit Plakatkunst, Textinstallation und Vortragsperformance um 18 Uhr zurück zur Bülowstraße. Ihre Arbeit rollt die Basar-Tapes weiter in die 90er-Jahre, visuell als Fotoroman, hin zur Berliner Postmigrantifa und ihren Zeitschriften und Zines. Ab 19 Uhr wird dann in der Begine mit Künstler*innen und Magazinautor*innen gesprochen und gemeinsam der Sommerausklang gefeiert.

Magazin und Info
flexen-flirren-fantasieren.ngbk.de

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