Queere Wochen in der Brotfabrik mit Film, Theater und Literatur
Letztes Jahr hat die Brotfabrik in Berlin-Pankow erstmals „Queere Wochen“ veranstaltet – damals ganze vier Wochen lang. 2023 wurde die Eventreihe sogar auf sechs Wochen erweitert und läuft noch bis zum 21.10. SIEGESSÄULE sprach mit Alexander Graeff, dem Leiter des Projekts, über Ziele und Zukunft der Veranstaltung, die explizit kein Festival sein will
Queere Kunst hat es in den Kulturhäusern Berlins nicht leicht. Darin besteht für Alexander Graeff vom Kulturzentrum Brotfabrik in Pankow kein Zweifel. Der Grund: Queerness sprenge Schubladen. Weil aber viele große Theater oder Museen der Stadt ihr Programm in streng definierte Kategorien einordneten, passten queere Darstellungsformen oftmals nicht ins Konzept, so Graeff im Gespräch mit SIEGESSÄULE. „Ist das ein Theaterstück, ist das eine Performance, ist das ein Dokumentarfilm oder ein Spielfilm? Manchmal kann man diese klaren Trennungen nicht vornehmen. Genau das zeichnet queere Künste auch aus.“
Als einer von elf Kurator*innen der Brotfabrik will der Projektleiter queer-feministischen Künstler*innen, die konventionelle Vorstellungen aufbrechen, eine Bühne geben. Zu diesem Zweck hat das Team die „Queeren Wochen in der Brotfabrik“ ins Leben gerufen. Als Mix der Genres sollen sie eine innovative Antwort geben auf die etablierte Kulturszene, der es laut Graeff an Flexibilität mangelt.
„Ist das ein Theaterstück, ist das eine Performance, ist das ein Dokumentarfilm oder ein Spielfilm? Manchmal kann man diese klaren Trennungen nicht vornehmen. Genau das zeichnet queere Künste auch aus.“
LGBTIQ* sei immer ein Teil des Brotfabrik-Programms gewesen, berichtet Graeff: „Schon mit Beginn der 1990er-Jahre fanden hier Veranstaltungen statt, die den künstlerischen und politischen Status quo sprengten.“ Von der explizit „Queere Wochen“ genannten Veranstaltungsreihe verspricht sich die Brotfabrik, fortan ein noch größeres queeres Publikum in den Kiez am Weißensee zu locken. Die erste Ausgabe im vergangenen Jahr sei ein großer Erfolg gewesen. „Wir waren begeistert, wie viele Menschen gekommen sind“, so Graeff. Mit 27 Künstler*innen und einer verlängerten Spielzeit von sechs Wochen bieten die „Queeren Wochen” in der 2023er-Ausgabe eine noch umfangreichere Bühnen-, Galerie-, Literatur- und Kino-Experience.
Nachdem sich bereits seit dem 10. September Dragshows, Schauspiel- und Tanzperformances sowie Literaturlesungen über starre Kategorien hinweggesetzt haben, hält das Programm auch noch im Oktober viele spannende Highlights bereit.
Vom 5. bis 8. Oktober bestimmt zum Beispiel Monika Treut das Brotfabrik-Filmprogramm. Seit 30 Jahren prägt die Regisseurin hierzulande das lesbische Kino. Von Donnerstag bis Sonntag, 5. bis 8. Oktober, ist die Special-Teddy-Gewinnerin beim Screening ihres Klassikers „Die Jungfrauenmaschine” ab 20 Uhr vor Ort dabei und beantwortet Fragen des Publikums.
Eine Woche später, am Freitag und Samstag, 13. und 14. Oktober, stehen ab 20 Uhr ziviler Ungehorsam und Konsumkritik im Mittelpunkt der Märchen-Neuinterpretation „Der Kaiserin neue Kleider – pretty privileged”. In den Hauptrollen: Charlotte Alten und Marianne Thies, deren Arbeiten schon seit 2018 Gender, Klasse und Machtstrukturen hinterfragen.
Wer profitiert von Genderstereotypen?
Ähnlich kritisch setzt sich die Uraufführung „The Woman You Want Does Not Exist“ am 19. Oktober, 20 Uhr, mit der Frage auseinander, wer von Geschlechterstereotypen eigentlich profitiert. Die Vermischung von Jeanne-d’Arc- und Medea-Erzählungen von Regisseurin Rebecca Scott ist auch an den zwei darauffolgenden Tagen zu sehen.
Alte Freund*innen der Brotfabrik und neue Performer*innen geben sich also dieser Tage im Nordosten Berlins die Klinke in die Hand. So entsteht ein neues kreatives Netzwerk. Damit sei nach Ende Oktober aber keinesfalls Schluss, betont Graeff. Er will queer-feministische Künstler*innen über das ganze Jahr hinweg ins reguläre Brotfabrik-Programm einbinden. „Die Künstler*innen, mit denen wir jetzt zusammenarbeiten, wird man auch im nächsten Frühjahr wieder sehen können.”
Queere Wochen in der Brotfabrik,
bis zum 21.10.
Brotfabrik (Bühne, Hof und Galerie)
brotfabrik-berlin.de
Termintipps:
„Die Jungfrauenmaschine”
5.–8. Oktober, 20:00,
„Parataxe presentation. Mit Saltanat Shoshanova und Jacek Dehnel“
12. Oktober, 20:00,
„Der Kaiserin neue Kleider – pretty privileged”
13.–14. Oktober, 20:00,
„The Woman You Want Does Not Exist“
19. Oktober, 20:00.
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