Sonntags-Club auf neuen Wegen: „Laut, queer, solidarisch – Ein Fest für alle”

Schwierige Zeiten erfordern neue Maßnahmen. Das Berliner Beratungs- und Informationszentrum Sonntags-Club hofft, durch Events und Kooperationen mit anderen Verbänden für ein neues Miteinander und mehr Solidarität in der Stadt und der Nachbarschaft zu sorgen
Zusammenhalt und Sichtbarkeit – das will der Sonntags-Club mit der Veranstaltungsreihe „Queer Meets“ nach Pankow bringen, um Menschen und Institutionen vor Ort neu zu vernetzen. In den vergangenen Monaten haben Rechtsruck, wachsende Queerfeindlichkeit und radikale Kürzungspolitik des Berliner Senats deutlich gemacht, dass der soziale Zusammenhalt immens gefährdet ist und nun gehandelt werden muss. „Wir wollen gegen diese Veränderung der politischen Lage proaktiv angehen”, erklärt Serena Raucci, Projektleitung für den FrauenLesben*Bereich des Sonntags-Clubs, im Gespräch mit SIEGESSÄULE. „So setzen wir ein Zeichen: Wir sind hier, kommt gern auf uns zu und lasst uns Wege finden, miteinander statt gegeneinander zu arbeiten.”
„So setzen wir ein Zeichen: Wir sind hier, kommt gern auf uns zu und lasst uns Wege finden, miteinander statt gegeneinander zu arbeiten.”

Zu diesem Zweck wurde eine Kooperation zwischen dem Sonntags-Club und den Berliner Bibliotheken ins Leben gerufen. Diese bieten nicht nur die nötigen Räumlichkeiten und Ressourcen für die Organisation größerer Veranstaltungen, sondern ermöglichen auch das Erreichen neuer Zielgruppen. „Wir wollen vor allem versuchen, Berührungsängste abzubauen. Unser Angebot soll auch Menschen, die sich nicht als queer identifizieren, abholen und dazu anregen, in den Austausch mit uns zu kommen”, so Raucci. Auch könne so die Hemmschwelle für diejenigen gesenkt werden, denen das gezielte Aufsuchen queerer Orte noch schwerfalle. „Der Wunsch dabei war, dass diese Menschen sich hier wiedererkennen und dann zu einem späteren Zeitpunkt auf uns oder andere Organisationen zugehen können.”
Lautes, solidarisches Straßenfest
Als besonders erfolgreich hat sich bereits die Zusammenarbeit mit der Kurt-Tucholsky-Bibliothek im Bötzowviertel herausgestellt: Die Theatergruppe und die offene Bühne des Sonntags-Clubs konnten sich im Juni und Juli im Hof der Bücherei präsentieren. Raucci, die als Projektleiterin der Gruppe an der Veranstaltung beteiligt war, erinnert sich: „Es sind wirklich viele Kinder und Familien dabei gewesen, die im Club selbst eigentlich nicht unsere Zielgruppe sind. Ich glaube, da eine Brücke zu schlagen ist uns wirklich gut gelungen.” Für das nächste Jahr sind bereits weitere Events in Planung, um die Kooperation fortzuführen und auszubauen.
„Der politische Aspekt ist natürlich immer da gewesen, aber seit Bekanntmachung der Kürzungen ist klar, dass wir uns auch beim Straßenfest verstärkt damit auseinandersetzen müssen.”
Die Reihe „Queer Meets“ ist dabei nicht das einzige Unterfangen des Sonntags-Clubs, um neue Räume für Begegnungen und Diskurs zu etablieren. Am 14. September veranstalten sie erstmalig das „Queer meets Kiez“-Straßenfest in Pankow. Unter dem Motto „Laut, queer, solidarisch – Ein Fest für alle” wollen sie gemeinsam mit weiteren Verbänden und Akteur*innen des Kiezes vor allem ein politisches Zeichen setzen. Geplant sind neben Marktständen, Musik und Beiträgen von der Bar Tipsy Bear, dem Lambda e. V. und dem Theater BühnenRausch auch mehrere Diskussionen. Im Gespräch mit lokalen Politiker*innen wie Bezirksbürgermeisterin Cordelia Koch (Die Grünen) und dem Queerbeauftragten Alfonso Pantisano (SPD) soll hier die Sparpolitik des Senats thematisiert werden, von deren jüngster Kürzungswelle auch der Sonntags-Club betroffen ist. „Der politische Aspekt ist natürlich immer da gewesen“, meint Raucci, „aber seit Bekanntmachung der Kürzungen ist klar geworden, dass wir uns zum Beispiel auch beim Straßenfest verstärkt damit auseinandersetzen müssen.”
Solidarität, Zusammenarbeit und Sinn für Gemeinschaft müssen in Zukunft viel zentraler für die Planung und Organisation der verschiedenen Institutionen werden, um effektiv dem politischen und sozialen Druck standhalten zu können. Daher die Aufforderung: „Wir hoffen, dass viele aus dem Kiez dabei sein werden, um uns zu unterstützen und gemeinsam noch lauter und sichtbarer zu werden.”
„Queer meets Kiez“ Straßenfest
14.09., ab 14:30 Uhr
rund um den Sonntags-Club
Greifenhagener Str. 28
sonntags-club.de
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