T. J. Klune veröffentlicht neuen queeren Superhelden-Roman
Mit seinem modernen Märchen „Mr. Parnassus Heim für magisch Begabte" landete der US-Amerikaner T. J. Klune 2021 einen weltweiten Hit. Jetzt kommt seine Trilogie „The Extraordinaries" über queere Superhelden auf Deutsch raus. Der schwule Berliner Fantasy-Autor Christian Handel („Rowan & Ash") hat mit Klune gesprochen
In „The Extraordinaries – Die Außergewöhnlichen" geht es um den 16-jährigen, etwas nerdigen Nick, der total auf den Superhelden Shadow Star abfährt. So sehr, dass er über ihn und sich selbst heiße Fanfictions schreibt und im Internet veröffentlicht. Als ihn Shadow Star eines Abends tatsächlich vor Straßenräubern rettet, ist es endgültig um Nick geschehen. Er weiß, was er will: den verboten attraktiven Helden in seinem hautengen Kostüm. Und um seine Aufmerksamkeit zu erregen, gibt es nur einen Weg. Nick muss selbst Superheld werden. Und seine besten Freunde sollen ihm gefälligst dabei helfen.
„Ich bin mit X-Men-Comics aufgewachsen“, verrät T. J. Klune gegenüber SIEGESSÄULE, „Ich mochte vor allem Wolverine. Vielleicht war ich ein bisschen in den kleinen, behaarten Mann mit den Messer-Händen verknallt.“ Wichtiger aber noch war bereits damals für Klune, dass in diesen Comics Menschen ausgegrenzt wurden, weil sie „anders" waren – in diesem Fall wegen ihrer Superkräfte. „Das ging mir mit meinem ADHS und meinem Queersein genauso. Ich denke, das ist der Grund, warum sich so viele LGBTIQ* Menschen zu Comics hingezogen fühlen: Sie sind eine Allegorie auf unser eigenes Leben.“
In „The Extraordinaries" überzeugt Klunes unverkrampfter Umgang mit Teenager-Sexualität: augenzwinkernd, frech und unterhaltsam.
Seine neue Romanreihe beinhaltet all das, was Klunes Bücher auszeichnet: Sie handeln von liebenswerten, queeren Charakteren, sind humorvoll und herzerwärmend. In „The Extraordinaries" überzeugt zudem noch sein unverkrampfter Umgang mit Teenager-Sexualität: augenzwinkernd, frech und sehr unterhaltsam. Das findet man bei Marvel und DC definitiv so nicht, leider. Mehrere Dutzend Romane hat der 41-Jährige bereits geschrieben. Sie handeln u. a. von Werwölfen, von einem Jungen, der von Robotern aufgezogen wird und von einem schwulen Einhorn ohne Horn. Das Motiv der „Found Family" spielt immer eine große Rolle, auch Queerness im Allgemeinen, sowie seine eigene Asexualität und weitere persönliche Erfahrungen.
Von Fan-Fiction zum Weltbestseller
„Die Fan-Fiction, die Nick im Buch schreibt“, verrät Klune, „Das ist Fan-Fiction, die ich selbst als Kind geschrieben habe. Ich habe alte Notizbücher gefunden, in denen ich Akte-X-Fan-Fiction geschrieben habe. Anstatt von Nick und Shadow Star, handelt sie von Fox Mulder und Agent Skinner.“ Und ist das Schreiben von Fan-Fiction so viel anders als das Schreiben eines Romans? Nein, befindet Klune. „Sie ist ein wesentlicher und notwendiger Bestandteil der Literatur. Fan-Fiction ist nicht nur ein Ort, an dem aufstrebende Autoren ihr Handwerk perfektionieren können, sondern auch ein Ort, an dem sich queere Menschen in Geschichten einbauen können."
„Fan-Fiction ist nicht nur ein Ort, an dem Autoren ihr Handwerk perfektionieren können, sondern auch ein Ort, an dem sich queere Menschen in Geschichten einbauen können."
Der riesige Erfolg von „Mr. Parnassus" hat den Autor selbst überrascht. Normalerweise sind es keine Fantasy-Titel mit queeren Protagonisten, die zum Kassenschlager werden. Dieser Roman wurde nichtsdestotrotz in über 30 Sprachen übersetzt und stürmte auch hierzulande die Bestsellerlisten. Klune erklärt sich das inzwischen so: „Die Welt, in der wir leben, kann ein dunkler und beängstigender Ort sein. Wir müssen manchmal daran erinnert werden, dass es auch Güte und Hoffnung gibt – und vielleicht finden wir genau das in den Büchern, die wir lesen.“ Genau dadurch ist es ihm gelungen, die Tür für weitere LGBTIQ*-Bücher im Mainstream ein Stück weiter aufzustoßen. Fürs Genre des fantastischen Jugendbuchs, das auch hierzulande gern queerer werden könnte, setzt Klunes Bestseller einiges in Bewegung.
Im Herbst erscheint mit „Jenseits des Ozeans" die Fortsetzung von „Mr. Parnassus Heim". Welchem Thema er sich danach widmet? Wir dürfen gespannt sein. „Ich möchte mich herausgefordert fühlen“, gesteht Klune auf die Frage, was ihm beim Schreiben wichtig ist. „Ich möchte eine Geschichte auf eine Art und Weise erzählen, wie ich es davor noch nie getan habe. Ich möchte nicht der größte Schriftsteller werden, aber ich möchte jeden Tag ein bisschen besser werden. Und das bedeutet neue Wege zu finden, um Geschichten zu erzählen." Klune kann es selbst kaum erwarten, bis seine Leser*innen sehen, was als nächstes kommt.
T. J. Klune: „The Extraordinaries" (Heyne Verlag)
Band 1: „Die Außergewöhnlichen", 20 Euro
Band 2: „Neue Helden", 20 Euro (ab 12. Juni)
Band 3: „Alte Geheimnisse", 20 Euro (ab 11. September)
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