Queere Filmpreis der Berlinale

Teddy Award 2021: Die Preisträger*innen

19. Juni 2021 Frank Hermann
Bild: Itar Productions / Berlinale 2021
Teddy-Preisträger in der Kategorie Bester Spielfilm: „Miguel's War"

Der 35. Teddy Award, der queere Filmpreis der Berlinale, wurde am Freitag, den 18.06., bei einer digitalen Gala in verschiedenen Kategorien verliehen. Die Dokumenation „Miguel's War" bekam den Preis für den besten Langfilm

Eine reduzierte Berlinale 2021 geht zu Ende. Wer beim Open Air Event dabei war, hat es genossen, Filmnächte im Freien zu erleben. Aber die 35. Teddy Gala lief am Freitagabend „nur“ als Livestream aus dem Teddy-TV-Studio, im digitalen statt im öffentlichen Raum. Abgesehen von kleinen technischen Pannen war das eine runde Sache. Klar fehlte das Live-Erlebnis der Galas, zumindest gab es aber Einspieler aus der „Memory-Box" mit Romy Haag, Peaches und Joey Arias. Aber die virtuelle Ceremony war informativ genug, um Lust auf noch mehr queere Filme zu machen. Vielleicht ja gleich im Februar 2022 bei einer „richtigen" Berlinale. Moderator*innen waren die/der nicht binäre Schauspieler*in Jules* Elting und der Filmjournalist Zsombor Bobák. Letzterer ließ Panoramaleiter Michael Stütz im Gespräch das diesjährige Programm nochmals erläutern, der die Vielfalt visueller Formen und queerer Thematiken hevorhob. Ebenfalls erfreulich sei dieses Jahr die vermehrte Präsenz von Regisseurinnen gewesen.

Waren queere Film früher fast ausschließlich in der Sektion Panorama zu finden, gibt es mittlerweile in sämtlichen Programmbereichen queere Inhalte zu entdecken. Es war eine kluge Idee, diese Entwicklung anhand von Videoclips aller Sektionsleiter*innen an diesem Abend aufzuzeigen.

Teddy Jury 2021

Drei renommierte Film- und Festivalschaffende kürten die Preisträger*innen in den Kategorien Bester Langfilm und Bester Kurzfilm und vergaben den TEDDY Jury Award. Sylvie Cachin, ist Filmregisseurin und fungiert seit 2017 als künstlerische Leiterin und Generalintendantin des Genfer internationalen queeren Filmfestivals „Everybody's Perfect". Samuel Girma ist Kurator in den Bereichen Film und Kunst. Der Aktivist lebt in Stockholm. Und recherchiert derzeit für einen experimentellen Kurzfilm über James Baldwins Queerness. Esma Akyel ist ein*e LGBTiQ* und transfeministische*r Aktivist*in aus der Türkei. Esma leitet das „Pink Life QueerFest", das 2011 gegründete, erste und einzige queere Filmfestival in der Türkei.

Bester Kurzfilm

Bester Kurzfilm 2021 wurde „International Dawn Chorus Day" von John Greyson (Teddypreisträger 1989 und 1991). Der Experimentalfilm verbindet in einer Klang- und Bildkomposition Naturklänge mit Nachrichten über die Auswirkungen homophober Gewalt.

Teddy Jury Award

„Instructions for Survival von Yana Ugrekhelidze heißt der Gewinner des Teddy Jury Award. Die Regisseurin beobachtet den trans Mann Alexander und seine Frau, deren Leben ein Kampf im Verborgenen ist. Doch ihre Liebe trotzt allen Widerständen.

Bester Langfilm

Anders als in den letzten Jahren gab es diesmal die beiden Kategorien bester Spielfilm und bester Dokumentarfilm nicht. Stattdessen wurde der Teddy für den besten Langfilm vergeben. Eine weitere Regisseurin durfte sich über diesen Preis freuen: Eliane Raheb für den „kreativen" Dokumentarfilm „Miguel's War". Ein schwuler Mann, der in den 80er Jahren vom Libanon nach Spanien verbannt wurde, stellt sich seiner Vergangenheit, die voller Widersprüche ist. Versteckte Sehnsüchte, unerfüllte Liebe und Schuldgefühle, aber auch die Chance auf Katharsis scheint auf.

Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Die Exzellenz des Schnitts, der aus mehreren Ebenen besteht - formal und erzählerisch - ist eine beeindruckende Kunst der Sprache des Kinos, um die Erinnerungen eines schwulen Mannes zu erforschen, der mit Traumata konfrontiert wurde, die durch Krieg, Fremdenfeindlichkeit und Homophobie verursacht wurden. Die außergewöhnliche Form lässt die Erzählung als eine ehrliche Selbstkonfrontation mit einer starken Universalität in Bezug auf Queer-Sein, Schuldgefühle, Familie, Liebe, Migration und Selbstexil aufscheinen. Das Ganze wird zu einer gemeinsamen Erfahrung, die man teilen kann: Wir werden an die Kraft in der Sehnsucht nach einer queeren Erlösung erinnert. Wenn du eine Geschichte erzählen willst, dann erzähle sie wie Miguel's War."

Special Teddy Award

Der Special TEDDY AWARD ging an die Filmkurator*in, Archivar*in, Filmemacher*in, Autor*in und LGBT-Filmhistoriker*in Jenni Olson für ihre jahrzehntelange Arbeit, mit der sie queere Filmgeschichte sicht- und greifbar macht. So setzt sie sich beispielsweise für die Erhaltung und Verbreitung von filmischen Nachlässen ein. Sichtlich gerührt nahm sie die Video-Glückwünsche entgegen, u. a. von Wieland Speck und John Greyson.

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