CSD in Berlin

Nichts Neues beim CSD

23. Mai 2014
© Brigitte Dummer

Der CSD e. V. hatte am 22. Mai zur Pressekonferenz ins Ellington Hotel Berlin geladen. Anlass war eine Stellungnahme des CSD e. V. vom 14. Mai mit der Ankündigung, dass die CSD-Umbenennung in Stonewall in vollem Umfang wieder zurückgenommen wird. „Im Rahmen der Pressekonferenz werden wir detailliert auf alle in unserem Statement genannten Punkte eingehen und Ihre Fragen dazu beantworten“, hieß es in der Einladung. Allerdings wurde das Thema in der rund einstündigen Pressekonferenz eher nebensächlich behandelt. Man konzetrierte sich auf die Themen Route, Abschlusskundgebung und Gala mit Preisverleihung.

So ist die am 20. Juni stattfindende Gala im Deutschen Theater von der Umbenennung nicht betroffen. Sie trägt weiterhin den Namen Stonewall. Während des Pressetermins wurden bereits die ersten Preisträger des ehemaligen Zivilcouragepreises verkündet. Mit der in Soul of Stonewall Awards umbenannten Auszeichnung werden der britische Menschenrechtsaktivist Peter Gary Tatchell und die nigerianische Menschenrechtsaktivistin und Leiterin des International Center for Reproductive Health und Sexual Rights Dorothy Aken’Ova geehrt. Von dem Geschäftsführer Robert Kastl wurde zudem der Austragungsort der Abschlussveranstaltung verkündet. Aufgrund der Fanmeile zum Brandenburger Tor während der Fußball-WM wird das Finale direkt an der Siegessäule stattfinden.

Nach dieser Ankündigung verließ Kastl den Raum und überließ die Beantwortung der Pressefragen den beiden Vorstandsmitgliedern Simon Zobel und Reinhard Thole. Statt einer kritischen Selbstanalyse war der CSD e. V. damit beschäftigt, sich selbst kräftig auf die Schultern zu klopfen. So sei man zu frieden, dass durch den ausgelösten Streit der Wunsch nach einer stärkeren Politisierung des CSDs erreicht wurde. Mit den Communities in Berlin zu arbeiten, wäre schließlich schlimmer als ein Sack Flöhe zu hüten, so Zobel. Auch in Sachen Beteiligung sehe es sehr positiv aus. Zum jetzigen Zeitpunkt habe man mehr Wagenanmeldungen als noch im letzten Jahr. Auch sei man durch die erreichte Re-Politisierung besonders interessant für Sponsoren geworden. So bleibt auch nach dieser Veranstaltung zu konstatieren, dass zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten im Moment wohl noch die Distanz fehlt. Immerhin sucht man die Diskussion mit dem CSD-Aktionsbündnis, die ebenfalls am 21. Juni eine CSD-Parade geplant haben. Zum nächsten Treffen des Aktionsbündnisses am 25. Mai will der CSD e. V. eine Delegation entsenden. Das genaue Ziel dessen wurde nicht klar. Man sucht wohl den Dialog, erwartet aber ein Zugehen des Aktionsbündnisses auf den CSD e. V. „Die haben sich von uns abgespalten, nicht umgekehrt“, betonte Reinhard Thole und schließlich wurde auch Simon Zobel emotional: „Ich habe kein Problem damit, wenn die Parteien es vorziehen, eine eigene Veranstaltung zu organisieren und vor ausländischen Botschaften entlangwandern möchten. Das ist legitim. Aber wir haben auch noch genug vor der eigenen Haustür zu kehren. Von den eigenen Themen abzulenken, ist für manche eine sehr gute Methode, Politik zu machen. “

Die in der Stellungnahme vom 14. Mai angekündigten möglichen personellen Konsequenzen werden vom CSD e. V. in einer nach dem 21. Juni zeitnah stattfindenden Klausurtagung besprochen.

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