CSD 2014

„Die andere Seite des Regenbogens" am 11.06 im Xenon

10. Juni 2014

– Vor dem Hintergrund des Berliner CSD porträtiert die Doku „Die andere Seite des Regebogens“ vier Menschen aus der Community: Trans*Mann und Performer Jayôme C, den schwulen Punk und Musikjournalist Nico, Mark, der mit einem Handicap lebt, und die junge Isabelle, die gerade mit ihrer neuen Freundin zusammenzieht. Vier Lebensentwürfe, denen mit dem großen CSD und dem Transgenialen auch zwei Prides mit unterschiedlichen Philosophien gegenübergestellt werden. Nachdem der Film auf verschiedenen Festivals hier in Deutschland, aber auch in Italien oder der Türkei lief, ist er am 11.06. im Xenon zu sehen. Anschließend kann mit dem Regisseur Thomas Bartels diskutiert werden. Wir haben ihn getroffen, um über seinen Film und die aktuellen Ereignisse um den Berliner CSD zu sprechen.

Thomas Bartels, Regisseur von „Die andere Seite des Regenbogens“

Wie kamst du auf die Idee einen Film über den CSD zu machen? Eigentlich wollte ich Menschen aus dem Berliner Leben porträtieren, die nicht den gängigen Homo-Klischees entsprechen, die in den Massenmedien transportiert werden. Einer meiner Protagonisten ist Jayôme. Als wir anfingen mit ihm zu drehen, war seine Trans*identität noch nicht so offensichtlich und ich habe ihn eher als eine lesbische Aktivistin und Performerin gesehen. Jedenfalls war er beim Transgenialen CSD aktiv und so ist der Bogen zum Thema CSD geschlagen worden.

Und warum sollte es Berlin sein? Ursprünglich sollten sich die Porträts nicht auf Berlin beschränken, aber ich bin dann hierher gezogen. Und Berlin ist natürlich einfach eine spannende Stadt, um einen Film zu machen. Ich komme ja aus Saarbrücken. Gemessen an ihrer Größe ist die Stadt durchaus progressiv. Es gibt sogar einen kleinen CSD. Den habe ich damals allerdings als ziemlich traurig empfunden. Vielleicht ist traurig das falsche Wort, zumindest konnte ich dazu keinen Bezug aufbauen. Das war kurz nach meinem Coming-out, das mittlerweile über zehn Jahre her ist. Der CSD geht dort durch die Einkaufstraßen, ist relativ gering besucht und die meisten Leute bekommen wahrscheinlich gar nicht mit, was da eigentlich stattfindet.

Was denkst du über den Konflikt um den CSD hier in Berlin? Ich finde es positiv, dass sich jetzt mit dem großen CSD kritisch auseinandergesetzt wird. Und dass auch die Geschäftsführung nicht mehr mit allem durchkommt. Wenn Vereine wie die Aids-Hilfe sagen, sie machen da nicht mehr mit, ist das schon ein Zeichen, dass da grundsätzlich etwas im Argen liegt. Und zumindest haben sie erreicht, dass es jetzt doch nicht Stonewall-Parade heißt. Es geht mir dabei auch gar nicht einmal so sehr um das Stonewall-Konzept. Dazu habe ich ehrlich gesagt gar keine Meinung, zumal mir der große CSD auch relativ egal ist. Aber es ist gut, dass man so etwas nicht einfach von oben durchdrücken kann.

Worauf bezieht sich eigentlich der Titel „Die andere Seite des Regenbogens“? Dein Film ist ja schon 2012 fertiggestellt worden, trotzdem assoziiert man ihn fast unweigerlich mit dem aktuellen Konflikt. Eigentlich bezog sich der Titel auf die Protagonisten, die nicht so im Scheinwerferlicht der Community stehen. Aber man kann es natürlich auch auf die beiden dargestellten CSDs beziehen – also dem großen CSD und dem Transgenialen. Es gibt sozusagen die Schöneberg-Seite und eben auch eine andere, die alternativere, queere Seite der Community.

Im Film merkt man durchaus, mit welcher der beiden Seiten du sympathisierst. Klar, sympathisiere ich mit dem Transgenialen CSD. Dennoch wollte ich jetzt nicht mit dem Schlaghammer auf den Großen CSD drauflosgehen. Es gibt auch Stimmen im Film, die sagen, dass der große CSD seine Daseinsberechtigung hat.

Nach den Debatten um eine mangelhafte Repräsentanz von People of Color im Rahmen des tCSD gibt es die in deinem Film aufgezeigte Alternative, den Transgenialen CSD nicht mehr. Er hat sich also als keine zuverlässige Instanz erwiesen. Ich finde es schade, dass sich nach den Auseinandersetzungen wohl niemand mehr gefunden hat, der die Organisation übernimmt. Aber die Leute vom SO36 und SchwuZ, die ja vorher auch beim Transgenialen CSD dabei waren, machen jetzt den Kreuzberger CSD. Das ist einfach ein anderes Label und vielleicht ein bisschen anders organisiert, aber es werden die selben Leute hingehen. Für mich ist das im Prinzip nur eine Namenssache.

Interview: Andreas Scholz

„Die andere Seite des Regenbogens", 11.06., 20:00, Xenon, anschließendes Gespräch mit Regisseur Thomas Bartels, xenon-kino.de

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