Eins, zwei, Polizei!

Bei der Planung ihrer Europakonferenz ist den queeren Polizei-
verbänden ein schwuler Fehler unterlaufen: „Wir haben die Fußball-
WM nicht berücksichtigt“, gesteht Kriminalhauptkommissar
Thomas Ulmer, Polizeisprecher in Stuttgart und Bundesvorsitzender
des Vereins lesbischer und schwuler Polizeibediensteter (VelsPol). Im
Juni sind die Public-Viewing-Massen zu überwachen, deshalb be-
kamen viele Einsatzkräfte keinen Sonderurlaub, um die Konferenz
der European Gay Police Association (EGPA) zu besuchen. Die
findet vom 18. bis zum 21. Juni in der Urania statt. Rund 200 Be-
amtinnen und Beamte aus zwölf europäischen Staaten haben sich
angekündigt. Dennoch klingt Ulmer etwas enttäuscht: „Wir hatten
uns einen stärkeren Berlin-Effekt erhofft.“ Vielleicht kommen ja noch
ein paar Neugierige, denn auch Nichtfachleute sind willkommen.
2004 in Amsterdam gegründet, lädt die EGPA alle zwei Jahre zur
Konferenz in eine europäische Hauptstadt – immer in Verbindung
mit einem Gay Pride. Auch nach der ersten Konferenz in Deutsch-
land gehen alle gemeinsam zur CSD Parade. „Sichtbarkeit ist ein gro-
ßes Thema für uns“, betont Ulmer. Die ist in Berlin gewährleistet,
denn erstmals dürfen er und seine deutschen Kolleginnen und Kol-
legen in Berufskleidung auf den CSD. Das Versammlungsrecht ver-
bietet Demonstrationen in Uniform, 2014 aber machen die Behör-
den der meisten Bundesländer Ausnahmen. „Das ist auch für mich
was Besonderes“, sagt Ulmer. Der 52-Jährige war schon auf vielen
CSDs dabei, immer in T-Shirt mit Polizei-Schriftzug. „Wir wurden oft
gefragt, ob wir eine Fetischgruppe sind“, erzählt er. „Jetzt können
wir zum ersten Mal zeigen, dass wir richtige Polizistinnen und Poli-
zisten sind.“ Der Auftritt in Uniform sei auch ein Zeichen an die Com-
munity: „Schaut her, es gibt Lesben, Schwule, Trans*personen in der
Polizei. Wenn ihr Opfer einer Straftat geworden seid, könnt ihr ver-
trauensvoll zur Polizei gehen.“
Auf der Konferenz selbst geht es fachlich zur Sache. Die Teilneh-
menden diskutieren zum Beispiel, wie Hassverbrechen gegen
Minderheiten erfasst werden können. „Polizeibehörden können der-
zeit noch nicht mit Hasskriminalität umgehen“, kritisiert Ulmer.
„Eines unserer Anliegen ist, dass die europäischen Polizeien auch
Straftaten gegen Minderheiten registrieren und verfolgen.“ Ein
weiterer Schwerpunkt der Konferenz ist die Lage von LGBTIs in
Osteuropa. Ihr Kommen zugesagt haben PolizeivertreterInnen aus
Polen, Kirgisien und der Ukraine. Interessantes berichten könnten
sicher auch drei Polizisten aus St. Petersburg, der schwedische
Verband hat den Kontakt hergestellt. Aber Thomas Ulmer dämpft die
Erwartungen: „Ich würde es begrüßen, wenn die drei nach Berlin
kämen. Aber ich denke: Die haben einfach Angst.“
Philip Eicker
EGPA-Konferenz 2014, 18.–20.06., Urania
Aktuelle Meldung des LSVD: Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte aus Berlin, Sachsen-Anhalt, Mecklenburger-Vorpommern und Baden-Württemberg haben für die CSD-Parade am kommenden Samstag die Erlaubnis, ihre Uniformen zu tragen. Den Brandenburger Kolleginnen und Kollegen wurde dies vom Brandenburger Innenministerium untersagt. Es bestehe die Gefahr, dass die Uniform mit einem Kostüm verwechselt werden und damit ins Lächerliche gezogen werden könne.
Der LSVD legt Protest gegen diesen Beschluss ein.