Ehe für alle

Mit deutlicher Mehrheit hat am Dienstag gegen 17 Uhr die Französische Nationalversammlung das Gesetz zur Öffnung der Ehe verabschiedet. Für das umstrittene Gesetz, das auch ein Adoptionsrecht vorsieht, stimmten 331 Abgeordnete, es gab 225 Gegenstimmen. Damit öffnet Frankreich als weltweit 14. Land die Ehe für homosexuelle Paare. Bei der aktuellen, endgültigen Verabschiedung gab es sogar noch mehr Zustimmung zur Vorlage als vor rund zwei Monaten, als die Nationalversammlung das Gesetz zum ersten Mal abstimmte .
„Die Ehe wird geschlossen von zwei Personen unterschiedlichen oder gleichen Geschlechts“
„Die Ehe wird geschlossen von zwei Personen unterschiedlichen oder gleichen Geschlechts“, ist der zentrale Satz des neuen Gesetzes, das als die bedeutendste Sozialreform in Frankreich seit Abschaffung der Todesstrafe 1981 gilt. Justizministerin Christiane Taubira kommentierte: „Die Pflicht des Staates ist es, gegen Diskriminierungen zu kämpfen.“ Mit der Öffnung der Ehe hat der französische Präsident François Hollande ein zentrales Wahlversprechen umgesetzt.
Die Diskussion um die Öffnung der Ehe für lesbische und schwule Paare hatte in den letzten Monaten die französische Gesellschaft gespalten. Die Gegner des Vorhabens hatten wiederholt bei Großdemonstrationen zehntausende Menschen auf die Straße gebracht – und kündigen weiter Proteste an. Noch Dienstagabend wollen sie demonstrieren. Die konservative Oppositionspartei UMP reichte bereits eine Verfassungsklage ein. Die Kritiker der Homo-Ehe befürchten unter anderem eine „Destabilisierung von Familienstrukturen“ und negative Auswirkungen auf Kinder, die mit zwei Müttern oder zwei Vätern groß werden.
Malte Göbel