WIRTSCHAFT

„Wir kaufen das Ding!“ Bald Party statt Shopping in der Mall of Berlin?

3. Jan. 2015

Die Mall of Berlin scheint unter keinem guten Stern zu stehen, denn schon wenige Wochen nach der Eröffnung macht das Einkaufszentrum am Leipziger Platz Negativschlagzeilen. Von sicherheitsrelevanten Brandschutzmängeln und ausgebeuteten Bauarbeitern ist die Rede. Dann reicht auch noch Anfang Dezember der „Mall of Berlin“-Generalunternehmer den Insolvenzantrag ein. Laut Medienberichten wurde bereits den ersten Mietern gekündigt. Ist das schon der Anfang vom Ende? Wenn dem so wäre, dann hätte die Berliner Clubcommission schon Pläne mit dem Gebäude: „Wir kaufen das Ding!“ sagt der Verein, der sich für die Interessen von Clubbetreibern und Kulturschaffenden stark macht, provokant und reichte ein Kaufangebot für einen symbolischen Euro ein. Was dann mit der Mall passieren würde, hat Olaf Möller, Erster Vorsitzender der Club Commision Berlin e.V. der SIEGESSÄULE verraten:

Ihr wollt aus der „Mall of Berlin“ die „Hall of Berlin“ machen. Was steckt hinter dieser Vision? Es hat natürlich einen leicht satirischen Charakter. Uns ist klar, dass wir nicht – wie es in der Meldung heißt, die Mall für einen Euro kurzfristig kaufen können. Es steckt aber ein ernster Hintergrund dahinter: In den letzten 20 Jahren sind einige Liegenschaften in Berlin tatsächlich für einen Euro verkauft worden. Beispielsweise im Falle einer Insolvenz. Siehe das SEZ Berlin. Das wurde für einen Euro verkauft und liegt seit 15 Jahren brach, da der Investor immer noch nichts gemacht hat. Wir haben in der Zeitung gelesen, dass der Mall-Generalbauunternehmer pleite ist und da haben wir schnell gehandelt und ein Kaufangebot über einen Euro eingereicht. Bei diesem Ort handelt es sich um einen großen musikhistorischer Ort, da dort der „Tresor“ seine erste Location hatte. Wir haben uns überlegt, im Gebäude ein Musik- und Kreativzentrum zu machen. Tresor-Betreiber Dimitri Hegeman und unsere anderen Mitglieder sind von dieser Idee begeistert. Kultur darf nicht aus Mitte verschwinden und nur noch in Marzahn-Hellersdorf existieren.

Wie könnte die „Hall of Berlin“ aussehen? Wenn wir das für einen Euro kaufen würden, dann wären günstige Mieten möglich. Das wäre eine Kulturförderung. Man könnte dort nicht nur Clubs, sondern auch Musiknetzwerke wie die Berlin Musiccommision oder die Labelcommision, untergebracht werden. Man hätte freie Flächen für Festivals. Man könnte Clubs auf den anderen Stockwerken nach Genres aufteilen, die dann auch nebeneinander lägen, das hätte dann auch einen Synergieeffekt für alle. Man müsste sich nur noch um den Lärmschutz kümmern. Und man müsste die Gäste so leiten, dass möglichst wenig Menschen gestört werden.

Für dieses Vorhaben müssten dann aber sämtliche Shops und Restaurants das Gebäude verlassen, oder? Das sieht wohl so aus. Die Shops, die dort bisher drin sind, müssten sich dann mit einem neuen Besitzer – in dem Fall uns – zusammensetzen und nach einer Lösung suchen. Das ganze Thema müsste aber noch komplett neu aufgesetzt werden.

Satirisch ist ein dehnbarer Begriff. Wärt ihr bereit, für die Vision zu kämpfen? Wir werden jetzt sicher keine Demos dafür abhalten. Die Mall wird bestimmt noch irgendwie weiterbetrieben. Wir werden das Ganze aber im Auge behalten.

Interview: Dennis Agyemang

Das Siegessäule Logo
Das Branchenbuch mit Haltung
Queer. Divers. Überzeugend.