„Mir gebühren diese Lorbeeren nicht"

Fast ein Jahr ist es her, dass die bärtige Österreicherin den Eurovision Song Contest gewann. Jetzt hat sie im Alter von 26 Jahren bereits ihre Biografie auf den Markt geworfen. Vier Tage lang war sie mit Ghostwriter Daniel Oliver Bachmann eingeschlossen und hat ihm ihr Leben erzählt. Das Ergebnis: „Ich Conchita, We are unstoppable“. Gleichzeitig veröffentlicht Conchita ihre neue Single „You are unstoppable“. Der Song ist ein Vorgeschmack auf das Album, welches im Mai bei Sony erscheinen wird. SIEGESSÄULE-Redakteurin Kaey traf die Diva in Berlin zum Interview
Conchita, du hast in der Berliner Pressekonferenz zur Präsentation deiner Biografie gesagt, du willst ein Weltstar werden. Allerdings kennen dich nach deinem Sieg beim ESC im letzten Jahr unglaublich viele Menschen. Du wurdest von Karl Lagerfeld fotografiert, bist bei Jean Paul Gaultier auf der Modenschau gelaufen und warst sogar bei den Golden Globes. Was fehlt denn noch zum Weltstar? Für mich ist es noch immer nicht ganz zu begreifen, wie viele Menschen auf der Welt meinen Namen kennen. Doch ich möchte natürlich nicht einfach nur wahnsinnig berühmt sein. Ich will, dass die Menschen vorrangig an meiner Musik Freude haben und da gibt es noch viel zu erreichen. Einen Grammy habe ich nicht und wenn man erst mal einen gewonnen hat, dann möchte man ja am liebsten wie Beyoncé irgendwann mit fünf davon nach Hause gehen.
Allerdings schreibst du deine Songs nicht selber. Auch deine Biografie wurde von Daniel Oliver Bachmann geschrieben und nicht von dir selbst. Bleibt da deine Authentizität als Künstlerin nicht ein wenig auf der Strecke? Authentizität ist ein sehr dehnbarer Begriff. Schauen wir uns doch mal ein anderes Beispiel an: Cher. Sie ist eine sehr berühmte Sängerin und fast jeder erkennt ihre Stimme sofort. In den letzten Jahren wurde ihre Stimme aber häufig verzerrt und verfremdet aufgenommen. Ist das dann etwa nicht mehr authentisch? Ich glaube kaum. Die Künstlerin wollte das schließlich so. Ich will auch, dass Menschen Songs für mich schreiben, die darin talentierter sind als ich. Und es ist keineswegs so, dass ich es nicht schon probiert hätte. Ich bin einfach nicht gut darin.
Bist du denn beim Entstehungsprozess der Songs involviert? Ja, durchaus. Die neue Single „You are Unstoppable“ zum Beispiel war in der ersten Version sehr rockig. Ich fand das Lied wahnsinnig schön, habe aber direkt gewusst, dass es in diesem Sound-Gewand nicht zu mir passen wird.
Die drei Songs, die wir von dir kennen, haben eine sehr eigene Handschrift. Im weitesten Sinne sind sie aber alle Power-Balladen. Wird es auf deinem Album auch eine Conchita geben, die nur von einer Gitarre begleitet wird? Tatsächlich wird es auch ruhigere, kleinere Nummern geben. Ich mag das sehr. Es ist schon schwer, den großen Blumenstrauß an Musikrichtungen, die ich gerne pflücken möchte, in dieses Album zu stecken. Deshalb habe ich mich auch entschieden, dass es weitere Alben geben muss, damit alles abgedeckt werden kann.
Für viele bist du auch eine politische Ikone mit einer klaren Botschaft. Wie stehst du zu dieser Rolle? Es ist natürlich schmeichelhaft und schön, wenn man als Ikone oder Vorbild betitelt wird. Doch das bin ich nicht und letztendlich mache ich nur, was meiner Natur entspricht. Es kostet mich keine Mühe das zu sein, was ich bin und es kostet mich keine Mühe, zu sagen woran ich glaube. Deshalb gebühren mir diese Lorbeeren eigentlich nicht.
Inwieweit glaubst du, spielte auch Glück eine Rolle bei deinem ESC-Sieg? Natürlich war ich am richtigen Platz zur richtigen Zeit. Es war für mich das richtige Lied, die richtige Gegebenheit und das richtige Erscheinungsbild. Das hat alles zusammengespielt und ich weiß, wie privilegiert ich bin. Ich nehme das wahnsinnig dankbar an. Und ich weiß, dass ich zu einer sehr sehr kleinen Gruppe Menschen gehöre, die mit dem, was sie zu 100 Prozent lieben, ihr Leben finanzieren dürfen. Deswegen bin ich auch bedacht darauf, keine Fehler zu machen, weil ich dieses Leben nicht wieder hergeben will.