St. Petersburg

LGBT Aktivisten in Russland kämpfen unerschrocken für Bürgerrechte

17. Mai 2013 Modest Adam
Aktivist Yury Gavrikov bei seiner Festnahme beim Pride 2012 in St. Petersburg (c) Autor

Die wenigen Mutigen rund um das Organisationskomitee des St. Petersburger LGBT Pride sagen, dass sie versuchen werden an der Veranstaltung am 29. Juni 2013 festzuhalten, obwohl diese in den letzten drei Jahren in Verhaftungen und Schikane endeten. Auch die Gesetzeslage in St. Petersburg hat sich gegenüber dem Vorjahr sogar noch verschärft. „Wir wollen auf diese Weise weiterhin um Toleranz, Gleichheit und das allgemeine Versammlungsrecht für alle Russen kämpfen“, erklärt der Aktivist, Yury Gavrikov, gegenüber siegessaeule.de

Im letzten Jahr wurde der „Pride“ erst erlaubt, dann aber nur zwei Tage vor der Veranstaltung verboten. Als acht Demonstranten an diesem Tag dennoch zusammenkamen, wurden alle von der Polizei festgenommen, darunter auch Gavrikov.

Die verschärften Versammlungsregelungen betreffen längst nicht nur die Rechte von LGBT Menschen. Es sei generell schwierig Genehmigungen für Veranstaltungen zu bekommen, die nicht mit Putins Partei "Einiges Russland" zusammenhängen, so der Aktivist Gavrikov. „Auch deshalb hat unser Protest in Russland im Gegensatz zu den Paraden im Westen eine größere politische Bedeutung", betont Gavrikov.

„Solche Aktionen schaffen Aufmerksamkeit – Schweigen bedeutet den Tod.“

Mut machen den AktivistInnen die Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zu den Verboten des Pride in den vergangenen Jahren und im Moskauer Fall des bekannten LGBT Aktivisten, Nikolai Alekseev. Hier konnte das EGMR einen Verstoß gegen die Europäische Konvention feststellen, zu dessen Einhaltung sich Russland verpflichtet hat. Bisher jedoch hat dies zu keinen positiven Veränderungen geführt.

Internationalen Druck bekam auch Vladimir Putin bei seinem letzten Besuch in den Niederlanden zu spüren. Dort protestierten rund 3.000 Menschen mit Slogans wie "Putin go homo" gegen seine schwulenfeindliche Politik. Anschließend kommentierte dieser scherzhaft, er sei froh, dass die Homos in Amsterdam angezogen blieben, anders als die Frauen von der feministischen Gruppe FEMEN, die seinen Auftritt auf der Messe in Hannover störten, indem sie halbnackt, „fuck dictator“ schrien.

Der Aktivist Gavrikov kommentierte den Protest mit folgenden Worten: „Nur die Revolution kann uns retten. Aber immerhin schaffen solche Aktionen eine Aufmerksamkeit, denn Schweigen bedeutet den Tod.“

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