Porno trifft Kunst

Die „Pornceptual“ startete als eine Internetplattform, auf der sich verschiedene KünstlerInnen damit auseinandersetzen, wie man Pornografie, Sex und Kunst stilvoll miteinander verbinden kann. Seit zwei Jahren gibt es eine dazugehörige Partyreihe, die sich zu einem großen Erfolg entwickelt hat. Das liegt unter anderem an dem sehr gemischten Publikum: Heteros, Schwule, Lesben, Bisexuelle und Tans*menschen. Mittlerweile wird die „Pornceptual“ nicht nur in Berlin sondern weltweit veranstaltet. Hinter dem Projekt stecken der Fotokünstler Chris Phillips, der die Webseite 2011 gründete, Raquel Fedato, die für das geschäftliche und die PR zuständig ist und Emre Busse, der die Konzepte und Videos für die Partys mitentwickelt. SIEGESSÄULE.DE hat sich mit Raquel Fedato unterhalten, um herauszufinden, wie man es schafft, nicht im typischen Berliner Sexparty-Einheitsbrei unterzugehen.
„Pornceptual“ begann als Internet-Plattform, die versucht Kunst und Pornografie miteinander zu verbinden. Wie ist daraus eine Party geworden? Chris und ich stammen beide aus Brasilien, doch kennengelernt haben wir uns hier in Berlin über gemeinsame Freunde. Er hat mir dann von seiner Webseite „Pornceptual“ erzählt und ich fand das sehr spannend. Irgendwann hat ein gemeinsamer Bekannter uns angeboten, eine Party im Basement am Spreewaldplatz zu machen, um die Seite etwas zu promoten. Das war ein großer Erfolg. Zufällig gehörte unserem Bekannten nicht nur das Basement, sondern auch die Loftus Hall in Neukölln. Er meinte, wir sollen die Party doch dort regelmäßig veranstalten. Irgendwann brauchten wir allerdings einen größeren Ort und sind deshalb ins Prince Charles umgezogen.
Wie spiegelt sich das Konzept der Webseite in eurer Party wieder? Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, die sexfreundlich ist, allerdings mit einem Bezug zur Kunst. Deshalb hat jede unserer Partys ein anderes Motto wie zum Beispiel „Future Porn“ oder wie jetzt am Samstag „PORNTOPIA“. Durch die verschiedenen Themen gibt es auf der Party immer eine starke visuelle Ästhetik. Diese entsteht einerseits durch die Gäste, die wir nur rein lassen, wenn ihre Outfits zum Motto passen oder sie halbnackt oder nackt kommen, und andererseits auch durch die Dekoration und Performances auf der Party. Diese visuelle Ästhetik stellt auch den direkten Link zur Webseite her. Wir produzieren zu jedem Motto eigene Videos und veröffentlichen Fotos von den Partys anschließend auf der Webseite.
Wie kommt ihr auf die Ideen für die Partythemen? Wir setzen uns immer zu dritt hin und machen Brainstorming. Die Inspirationen sind vielfältig von Kunst, über politisch brisante Themen, bis hin zu Mode oder Film. Das aktuelle Motto „PORNTOPIA“ bezieht sich direkt auf die „Mad Max“-Reihe und den neuen Film „Mad Max: Fury Road“, wie man an den postapokalyptischen Outfits im zur Party gehörendem Promovideo sehen kann (vimeo.com/129387508). Wichtig ist uns, dass es immer up to date ist und einen Bezug zum Zeitgeschehen hat.
Was unterscheidet euch von anderen Sexpartys? „Pornceptual“ ist für uns keine Sexparty. Das ist auch der Grund, weshalb wir sie nicht in den üblichen Locations veranstalten. Wir möchten eine sichere Umgebung schaffen, in denen die Leute mit ihrem Körper experimentieren, sich ausleben , sich ausdrücken und mit ihrer Identität spielen können. Dabei ist es nicht wichtig, ob du nackt bist oder nicht.
Mittlerweile habt ihr die Party schon in São Paulo, Amsterdam, London und Istanbul veranstaltet. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Gerade Istanbul war eine besonders große Herausforderung. Es war sehr schwierig, einen Ort zu finden, wo wir die Party veranstalten konnten. Denn die Türkei ist noch immer sehr konservativ. Auf der ersten von den zwei Partys war die Stimmung anfangs sehr angespannt, weil es eben sehr unüblich in der Türkei ist, einfach nackt auf einer Party unterwegs zu sein. Es war uns aber wichtig „Pornceptual“ dort zu veranstalten auch als eine Art politisches Statement.
Interview: Kaey
„PORNTOPIA“ by Pornceptual, 6.06., ab 0 Uhr, Prince Charles
Diesen Samstag wird das Covermodel der SIEGESSÄULE-Aprilausgabe, Nikolaj Tanga Lange aka Nuclear Family, auf der Party performen