Sport

Keule kommt raus

5. Juni 2015
@ Jason Harrell

Die Respect Gaymes sind so etwas wie eine „Pride Area“ während der Berlin Sports Week. Das Programm ist dabei ausgesprochen vielfältig, reicht von Fuß- oder Volleyballturnieren über Rugby bis hin zu einem Breakdance-Battle. Bei einem VIP-Fußballturnier treten Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und der Community gegeneinander an. Insgesamt werden rund 1.000 Sportler und Sportlerinnen mitmachen. SIEGESSÄULE sprach mit einem der Projektleiter, Sacha König vom LSVD

Sacha, was ist bei den Respect Gaymes neu in diesem Jahr? Es sind viele neue Sportarten dabei, zum Beispiel Ultimate Frisbee. Und das Champions-League-Finale findet am selben Abend im Olympiastadion statt, das kann man sich auf unserem Public-Viewing-Screen ansehen. Aber natürlich gibt es noch viel mehr!

Halil Íbrahim Dinçdaý, der Schiedsrichter aus der Türkei, dem nach seinem öffentlichen Coming-out die Lizenz entzogen wurde, pfeift dieses Jahr das VIP-Fußballspiel ... Natürlich ist jemand wie Dinçdaý für uns sehr wichtig! Er ist ein Beispiel dafür, was Homophobie alles anrichten kann! Nach seinem Outing bekam er in der Türkei fast keinen Fuß mehr auf die Erde. Er verlor seine Lizenz als Schiedsrichter, seinen Job und musste seine Heimatstadt verlassen. Seitdem wohnt er in Istanbul, unterstützt von Familie und Freunden. Er kämpft um seine Rechte gegenüber den Sportverbänden und macht sich stark gegen Homophobie in der Türkei.

Neu dabei sind auch die Maskottchen der großen Berliner Sportvereine, darunter Herthinho von Hertha BSC, Bully von den Eisbären Berlin und Ritter Keule vom 1. FC Union Berlin. Wie seid ihr auf die Idee gekommen? Letztes Jahr lag ein Schwerpunkt auf Angeboten speziell für Kinder. Ein besonderes Erlebnis war für sie, als Ritter Keule die Medaillen überreichte. Das sorgte für echte Begeisterung: Estelle van der Rhône als Moderatorin, gemeinsam mit Ritter Keule und einem Haufen Kids. Das hat uns gezeigt, dass wir damit weitermachen sollten.

War es schwer, die Vereine für die Aktion zu gewinnen? Nein. Berlin Partner hat den Kontakt zu den Vereinen hergestellt. Das ist die Marketingagentur der Stadt Berlin, die durch Visit Berlin auch zum Bündnis gegen Homophobie gehört. Das hat sicher einige Türen geöffnet, jetzt sind alle Vereine begeistert dabei.

Das Ganze ist also eine reine PR-Aktion? Klar, sind  die Maskottchen eine gute Werbung, aber wir erreichen dadurch viele, die wir sonst nicht erreichen würden. Die Idee dazu kam ursprünglich aus den Reihen des LSVD. Wir wollten Menschen ansprechen, die sich nicht unbedingt mit der LGBTI-Community auseinandersetzen und sie bei ihren Vereinen abholen, bei den Clubs, mit denen sie sich identifizieren.

Aber warum müssen da lebensgroße Stoffpuppen ran und nicht einfach einzelne Sportler, die die Vereine repräsentieren? Weil es mit Maskottchen einfacher ist. Mit ihnen können die Vereine leichter Position beziehen als mit Sportlern, die dann wieder in die Stadien müssen und möglicherweise Opfer homophober Attacken werden. 

Es ist also eine Art Kompromiss? Ja, aber wir sind auf einem guten Weg. Natürlich wollen wir möglichst wirksam ein Zeichen gegen Homophobie und Intoleranz setzen. Die Maskottchen begeistern Groß und Klein. Sie haben richtige Fans, darunter viele Familien, die gemeinsam die Respect Gaymes besuchen. Die Maskottchen begegnen allen ohne Vorurteile und alle fühlen sich willkommen. In meinen Augen ist das ein Kompromiss, den ich gerne eingehe! 

Wie muss man sich den Einsatz der Maskottchen am 6. Juni vorstellen? Alle Maskottchen werden die Respect Gaymes besuchen. Ritter Keule und ein paar seiner Kumpels sind Frühaufsteher und kommen zur Eröffnung. Andere kommen später zur Siegerehrung mit Staatssekretärin Barbara Loth. Fridolin Flink freut sich schon auf die Kinderolympiade am Mittag und der Eisbär wird das Fußballteam „Eishockeyfans gegen Homophobie“ anfeuern.

Interview: Susann Reck

Respect Gaymes 2015, 06.06, 10:00, Jahn-Sportpark
Programm unter 
berlin.lsvd.de

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